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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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von Coach McFarlanes Computer aus geschrieben«, protestierte er.
    Ich jaulte so laut auf, dass Scurry den Flur entlang wetzte und sich verkroch. »Die haben deinen Nickname, und mit dem können sie jede weitere Meldung zurückverfolgen! Und jetzt hast du sie auch noch zu Mary Anns Computer gelockt. Wenn man sich verstecken will, Billy, darf man mit dem Rest der Welt überhaupt nicht in Kontakt treten. Nun kann ich mir was ausdenken, wo ich euch beide unterbringe - es ist nur noch eine Frage von Stunden, bis die Detektive deines Vaters Mary Anns Computer ausfindig gemacht haben. Und Sie müssen wir vielleicht auch umsiedeln«, sagte ich zu meiner einstigen Trainerin.
    Mary Ann erwiderte, sie würde sich hier nicht wegrühren, sondern in ihrer Wohnung bleiben, bis man sie mit den Füßen zuerst raustrug.
    Ich verschwendete keine Zeit damit, mit ihr und den Kids über einen Ortswechsel zu streiten. Das Wichtigste war nun, Marcenas Recorder zu finden, bevor Williams Spürhunde ihn aufstöberten. Da Marcena ihn immer mit sich herumtrug, hatte sie ihn bestimmt auch am Montag bei sich gehabt. Vielleicht hatte sie ihre schriftlichen Aufzeichnungen nur deshalb vorgelesen, weil sie währenddessen weiter aufnahm. Ihre große Prada-Handtasche, die sie auch immer bei sich hatte, war verschwunden; vermutlich hatte William die an sich genommen. Er hatte den Miata durchsucht. Wenn der Füller nicht dort, bei Morrell oder bei den Czernins war, musste Marcena ihn eigentlich bei Fly the Flag oder in dem Laster verloren haben, mit dem sie zur Müllkippe geschafft wurde. Oder auf der Mülldeponie. Da ich nicht wusste, wo der Lastwagen war, und ich mir die Mülldeponie erst am nächsten Tag vornehmen konnte, wollte ich als Erstes zur Fabrik fahren - bevor William auch auf diese Idee kam. Ich hoffte inständig, dass Billy und Josie weiterhin in Sicherheit sein würden, wenn ich jetzt losfuhr. Es war schwer, mit so vielen Unwägbarkeiten umgehen zu müssen. Gestern hatte man mich verfolgt, heute nicht, soweit ich das mitbekommen hatte. Aber ich hatte in der letzten Stunde mein Handy benutzt, und Billy hatte auf Mary Anns Computer geschrieben. Ich ging ins Wohnzimmer und spähte durch einen Spalt im Vorhang auf die Straße hinunter. Ich konnte niemanden entdecken, aber man wusste natürlich nie. Josie hatte sie bis hierher gut durchgebracht. Sie war vier Jahre jünger als Billy, aber viel tougher und erfahrener im Überlebenskampf in der Stadt. Ihr schärfte ich nun ein, dass sie an beiden Türen die Ketten vorlegen und niemandem außer mir öffnen sollte. Wenn ich heute Nacht nicht mehr zurückkam, sollten sie morgen einem vertrauenswürdigen Erwachsenen alles erzählen.
    »Ihr beiden wart klug genug und habt Coach McFarlanes Telefon nicht benutzt, und so haltet ihr es auch weiterhin. Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr Commander Rawlings vom Fourth District anruft, wenn ihr bis morgen früh nichts von mir hört. Sprecht mit niemand anderem, nur mit ihm.«
    »Wir können uns nicht an die Polizei wenden«, widersprach Billy. »Da sind zu viele Leute, die meiner Familie irgendwas schuldig sind, und die tun das, was mein Vater oder mein Großvater ihnen sagen.«
    Ich war drauf und dran, ihm zu sagen, dass sie Conrad ebenso vertrauen konnten wie mir - aber wusste ich das wirklich so genau? Für Conrad mochte das wohl gelten, aber er hatte Vorgesetzte, und auch seine Streifenpolizisten konnten bestochen sein oder bedroht werden. Stattdessen gab ich den beiden die Nummer von Morrell.
    »Wenn ich zurückkomme, nehme ich euch mit zu mir. Ich lasse euch nicht gerne hier bei Coach McFarlane - das ist zu unsicher geworden und gefährdet sie auch.«
    »Ach, Victoria, mein Leben ist doch ohnehin bald zu Ende, was soll ich da über Gefahr nachdenken?«, protestierte Mary Ann. »Ich freue mich über die jungen Leute, da bin ich nicht ständig mit meinem Körper beschäftigt. Sie kümmern sich um Scurry, und ich bringe ihnen Latein bei - wir haben es prima zusammen.«
    Ich lächelte matt und sagte, darüber könnten wir später noch nachdenken. Dann zeigte ich Josie den Vorhangschlitz, durch den sie die Straße beobachten konnte, und sagte ihr, sie solle mich anrufen, falls jemand mir folgte. Andernfalls sähen wir uns morgen früh wieder.
    Ich zog meinen Parka zu, küsste Mary Ann auf beide Wangen und wandte mich zum Gehen. Billy trat zu mir und zupfte mich am Ärmel.
    »Ich wollte nur danke schön sagen für vorhin, als ich mich vergessen habe«,

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