Feuerflügel: Roman (German Edition)
Kopf peitschte hin und her und sandte Klänge aus. Er musste Schattens Flügelschläge gehört haben, denn er spannte sich an und breitete schützend die Flügel aus. Schatten rollte vorbei, landete auf Goths Rücken und grub alle seine Krallen hinein. Goth bäumte sich auf, brüllte vor Überraschung und Schmerz. Schatten hielt fest. Er zog sich vorwärts. Er war vielleicht nicht in der Lage, dieses Geschöpf zu töten, aber er konnte es blenden.
Er öffnete das Maul und schlug seine Zähne in das Unterteil von Goths rechtem Ohr. Keine Ohren, kein Klangsehen. Blind. Er hatte das noch nie getan, nie mit Absicht versucht, ein Lebewesen zu verstümmeln, aber hier ging es ums Überleben. Er riss einen weiteren Bissen aus dem Ohr des Kannibalen. Es gab kein Blut, keinen Geschmack, nur die kalte lederartige Konsistenz dieses toten Fleisches in seinem Mund. Es verursachte ihm Übelkeit, aber er wollte, er konnte nicht aufhören.
„Genug!“
Die Stimme brach im Inneren des Glockenturms los, ihre Gewalt saugte die Luft aus Schattens Nüstern und pflückte ihn von Goths Rücken.
Er taumelte hinab und schlug hart auf den Boden. Bevor er seine Arme und Flügel beugen konnte, um wieder hochzufliegen, zuckte und kräuselte sich der Stein um ihn herum und ein magerer Reptilienkopf mit schnappenden Kiefern stieß empor. Schatten zuckte zurück und drehte sich weg, aber ein zweiter riesiger Kopf brach aus dem Boden ihm gegenüber. Wieder wandte er sich um und wieder quoll ein weiterer identischer Kopf aus der steinernen Wand und blickte lauernd auf ihn herab. Jede Bewegung, die Schatten machen konnte, um zu fliehen, wurde sofort von einem dieser drei riesigen Köpfe blockiert, die über ihm auf ihren schlangenartigen Hälsen schwankten.
Schatten brauchte nur die schwarzen, unbeweglichen Augen zu betrachten, um zu wissen, dass diese grotesken weißen Schädel eine Form von Cama Zotz waren, die sich auf bizarre Weise aus dem Stein selbst erhoben. Angespannt wartete er darauf, dass die zischenden Kiefer ihn in Stücke rissen.
„Du bist eindrucksvoll, kleine Fledermaus“, sagte einer der Köpfe.
„Ein richtiger kleiner Krieger“, sagte ein anderer.
„Du ersetzt durch Einfallsreichtum, was dir an Kraft und Größe fehlt“, zischte der dritte Kopf.
Mit jedem Wort, das Zotz sprach, kam das entfernte, aber unmissverständliche Geräusch von schreienden Fledermäusen, und Schattens Fell sträubte sich vor Entsetzen. Er war sich sicher, nur der Tod erwartete ihn jetzt noch, und er hoffte nur, er würde schnell kommen.
Goth flog plötzlich an einem der Köpfe von Zotz vorbei und ließ sich auf dem Boden neben Schatten nieder.
„Es wird mir großes Vergnügen bereiten, mit deinem Leben in die Oberwelt zurückzufliegen“, sagte Goth, indem er sich zurückbog und auf Schattens Kehle zielte.
„Nein!“
Die Stimme war nicht Schattens Stimme, obwohl es das gleiche Wort war, das auch in seinem Kopf kreischte. Es war die Stimme von Cama Zotz.
„Er ist nicht für dich, Goth!“, zischte einer der Köpfe des Gottes. „Du hast ihn nicht verdient. Diese kleine Fledermaus hat dich überwunden.“
Schatten sah, wie Goths Nasenflügel bebten bei dieser Kritik.
„Dann lass ihn mich für dich opfern, Herr.“
„Ich habe sein Leben für jemand anderen vorgesehen.“
„Für wen?“, wollte Goth wissen, indem er sich offensichtlich vergaß. Aber als sich ihm die Kiefer von Cama Zotz bedrohlich näherten, neigte der Vampyrum den Kopf und murmelte: „Es ist nur, dass ich überrascht bin über diesen Wandel in deinem meisterhaften Plan, Herr.“
Schatten sah trotz seiner eigenen Angst zu, erstaunt darüber, welchen Anblick der sich ängstlich erniedrigende Goth bot. Zwei von Zotz’ Köpfen waren nun dem Vampyrum zugewandt, und Schatten lenkte verstohlen den Blick auf den dritten in der Hoffnung, dass er in diesem Augenblick der Ablenkung vielleicht einen Fluchtversuch machen könnte. Aber dieser dritte Kopf war unmittelbar hinter ihm, nur Zentimeter entfernt, und beobachtete ihn, ohne zu blinzeln.
„Es gibt kein Entkommen für dich, Silberflügel“, flüsterte Zotz, während gleichzeitig ein anderer Kopf zu Goth sprach.
„Da du versagt hast, haben sich meine Pläne geändert. Ich habe Schatten Silberflügels Leben für meine oberste Baumeisterin vorgesehen. Du hast ihre Bekanntschaft in dem Schacht gemacht, glaube ich. Sie heißt Phönix.“
„Sie soll das Leben von dem hier haben – für sich selbst?“, fragte Goth, und
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