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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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zu helfen – ihm zu raten.
    „Greif! Greif!“
    Er rief den Namen seines Sohnes so oft, dass der Klang ein Teil von ihm wurde wie ein Herzschlag oder ein Atem. Er würde damit nicht aufhören, bis er den Antwortruf seines Sohnes vernahm.

2. Teil

–9–
Die Pilger
    Nahe dem Rand der Oase, wo der Wald an die großen Ebenen mit der Oberfläche aus geborstenem Schlamm grenzte, suchte sich Greif einen Baum, der von herabhängendem Moos eingehüllt war, und ließ sich versteckt am Stamm nieder. Er hatte überhaupt nicht vorgehabt, hierher zurückzukehren, aber wohin sollte er sonst gehen?
    Am Leben, sagte er sich immer wieder. Du bist am Leben. Aber gut fühlte er sich nicht. Er zitterte, seine Gelenke fühlten sich an, als ob sie auseinander fallen würden, seine Muskeln und Sehnen wirkten schwammig. Sein Magen rebellierte. Er versuchte, sich zu konzentrieren. Er brauchte einen Plan.
    „Okay, wie wär’s damit“, murmelte er vor sich hin. „Du ruhst dich ein bisschen aus, dann fliegst du hoch, zurück zum steinernen Himmel, und suchst nach dem Spalt. Das ist doch ein Plan. Ein ziemlich großer Himmel allerdings. Und ich kann jedes Mal nur bis zu zehn, fünfzehn Minuten da oben bleiben, bevor ich zurückgesaugt werde. Ich könnte jahrelang immer wieder da hochfliegen und den Spalt trotzdem nicht finden. Und überhaupt hätte ich gar nicht die Kraft, immer wieder hochzufliegen, weil es hier unten nichts für mich zu essen gibt. Ich würde nur immer schwächer werden und ...“
    Er hielt seine Gedanken an. Manchmal leisteten die Worte nicht das, was sie leisten sollten. Sie sollten dazu dienen, ihn klarer denken zu lassen. Gerade jetzt ängstigten sie ihn aber so, dass ihm fast das Fell ausfiel. Er entschloss sich, es noch einmal von vorn zu versuchen. „Vergiss den Spalt im Himmel. Vielleicht gibt es einen anderen Ausweg. Ich verlasse also die Oase und ... fliege weg über diese schreckliche Wüste ... oh ja, das ist großartig, höchstviel versprechend. Sie kann sich ja nicht immer weiter erstrecken, oder? Und vielleicht treffe ich dort jemanden, der mir helfen könnte. Jemanden, der freundlicher ist als die Fledermäuse hier – das wäre ja nicht so schwer. Aber was für Verrückte würden denn überhaupt in dieser Wüste leben?“
    Ängstlich rüttelte er mit den Flügeln, packte den Ast immer wieder neu. Es gelang ihm nicht gut. Jedes Mal, wenn er sich einen Plan überlegte, fielen ihm nur alle Nachteile ein. Denk doch nur daran, was aus deinem letzten Plan geworden ist. Etwas Feuer stehlen, was für eine großartige Idee! Und nun befand sich Luna hier unten, und an allem war nur er schuld. Zerknirscht dachte er an ihren verwirrten, überraschten Blick, als er entsetzt von ihr weggesprungen war und mit wirbelnden Flügeln die Flucht ergriffen hatte. Sie zurückgelassen hatte.
    Was würde dein Vater tun?
    Sein Vater? Na gut, wenn sein Vater hier wäre, würde er etwas Erstaunliches tun wie ein Loch in den Himmel sprengen oder all die Fledermäuse wieder zum Leben erwecken und sie zum Sonnenlicht zurückführen. Man brauchte ihm nur ein paar Stunden zu geben, und Schatten würde wahrscheinlich jedermanns Probleme lösen. Dann gäbe es eine große Feier, und sie müssten sein Loblied wieder in die Echokammer singen, und die Echokammer wäre so voll davon, dass sie explodieren und kleine Splitter von Schattens Heldentaten über die ganzen nördlichen Wälder blasen würde, sodass alle Lebewesen von ihnen hören konnten!
    Greifs Herz raste vor Wut. Dann, als sich sein Puls wieder beruhigte, spürte er, wie Kraft und Hoffnung ihn verließen, als ob er sie ausatmete. Wie sehr er sich wünschte, sein Vater wäre hier. Er presste die Augen zu.
    Tu etwas!, sagte er sich.
    Geh Luna suchen.
    Dieser Gedanke quoll ihm in den Kopf, er war sich nicht ganz sicher, warum. Er fürchtete sich davor, sie wiederzusehen. Nichts, was er tun konnte, würde ihr helfen. Und was sollte er ihr sagen? „Oh, übrigens, du bist tot. Dachte nur, ich sollte es dir sagen.“ Aber sie war seine beste Freundin, ob sie es wusste oder nicht, und gerade jetzt brauchte er sie. Vielleicht würde sie ihm helfen. Vielleicht konnte sie einen Plan machen. Er brach sofort auf. Er hoffte, sich an den Ort zu erinnern, wo er sie getroffen hatte.
    Das war gut; es bedeutete, etwas zu tun. Er merkte, dass die Fledermäuse der Oase wegflogen, als er sich näherte.
    Ich bin es doch nur, die fantastische leuchtende Fledermaus! Trotz allem musste er grinsen.
    Als

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