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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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verächtlich. „Schau ihn an, Java, er ist irgendein leuchtendes Ding, und du hast ihn hier zu uns hereingeholt?“
    „Ich musste ihn zum Schweigen bringen“, flüsterte Java.
    „Der Bursche hat genug Leuchtkraft, um Nebel zu durchdringen“, bemerkte das Geschöpf mit dem bärtigen Gesicht und betrachtete Schatten neugierig.
    „Leuchtkraft?“, fragte Schatten und blickte an sich selbst hinab.
    „Schsch“, zischte die fuchsgesichtige Java und zog ihren riesigen Flügel eine Idee beiseite, um die Öffnung in der Höhlenwand zu enthüllen. „Sie kommen.“
    Sie? Schattens Herz hämmerte. Schweigend rückte er auf den Spalt zu, um hinauszublicken, aber der verkrüppelte Silberflügel hielt ihn mit einem heftigen Kopfschütteln zurück. „Du leuchtest!“, flüsterte er. „Sie werden dich sehen!“
    Schatten hatte keine Ahnung, wovon dieser Silberflügel redete. Java, bemerkte er, hatte die Öffnung wieder mit ihrem Flügel verschlossen, hatte aber oben einen winzigen Spalt offen gelassen. Mit einer Bewegung ihres großen Kopfes winkte sie Schatten heran. Er nickte dankbar. Er hängte sich über den Öffnungsspalt und presste das Gesicht dagegen. Gerade genug, um hinaussehen zu können.
    Drei Vampyrum schossen vorbei, und ihm stockte der Atem. Nicht mehr als fünfzig Flügelschläge entfernt schaukelten ihre Köpfe gleichmäßig und sandten kreischend Klänge aus. Sie suchten etwas. Kein Wunder, dass das Fuchsgesicht ihn von seinem Rastplatz gezerrt hatte. Er hatte dämlicherweise aus vollem Hals geschrien und die Kannibalen direkt zu ihnen herangeführt. Schatten wollte sich gerade zurückziehen, als er eine weitere Fledermaus entdeckte, diesmal kein Vampyrum, sondern ...
    Ein Glanzflügel, nach Größe und Silhouette zu urteilen. Und er war auch nicht allein. Ein Schwarm von Fledermäusen flatterte durch den Himmel, eine hinter der anderen in einer Reihe. Schatten blinzelte. Tatsächlich waren sie aneinander gefesselt, Bein an Bein, mit einer Art leuchtender Ranke. Nun sah er weitere Vampyrum an den Seiten, die den kleineren Fledermäusen zuriefen weiterzufliegen und gelegentlich herankurvten, um nach einer von ihnen zu schnappen. Wut mischte sich mit Schattens Erstaunen, als er auf die hunderte von Gefangenen starrte, die meisten von ihnen Arten aus den nördlichen Wäldern. Seine Augen und sein Echo-Sehen verharrten auf jeder einzelnen Fledermaus, um sich zu überzeugen, dass es nicht sein Sohn war. Erst als die letzte Fledermaus in der schrecklichen Kette verschwunden war, wandte sich Schatten mit dem Gefühl der Übelkeit ab.
    „Ein Glück, dass sie uns nicht gefunden haben, wo er draußen so geplärrt hat“, sagte der verkrüppelte Silberflügel mit einem säuerlichen Blick auf Schatten. Java meinte versöhnlich: „Sie sind vorbei und wir sind in Sicherheit.“ Sie blickte Schatten entschuldigend an. „Tut mir Leid, dass ich dich mit dem Flügel packen musste, aber du weißt jetzt warum. Ich musste dich schnell hereinholen.“
    Schatten nickte. Ihm gefiel Javas Stimme. Sie hatte einen freundlichen, süßen Klang, der ihn an einen sanften Wind erinnerte. „Wo bringen sie sie hin?“, fragte er mit heiserer Stimme.
    „Zurück zu ihrer Stadt, nehme ich an“, sagte Bartgesicht mit einer Grimasse.
    „Wozu?“, fragte Schatten weiter. Er hatte Angst vor der Antwort.
    „Das wissen wir nicht“, erklärte ihm Java.
    „Und wir haben auch nicht die Absicht, das herauszufinden“, sagte der grimmige Silberflügel kurz angebunden. „Es war eine glänzende Abwechslung, deine Bekanntschaft zu machen, so wie du leuchtest. Aber wir haben noch einen langen Weg vor uns und du bist eine Belastung. Du bist laut. Du leuchtest. Du hast Glück, dass wir deine funkelnde Haut gerettet haben. Wenn du nun so freundlich wärst zu verschwinden, wären wir dir sehr verbunden.“
    „Ich leuchte nicht“, sagte Schatten irritiert. Sein Kopf schwirrte voller Fragen und er wollte keine weitere Ablenkung.
    „Tut mir Leid, alter Knabe, aber du leuchtest tatsächlich“, sagte Bartgesicht. „Du würdest Fische aus dem Wasser schrecken.“
    Schatten blickte Java an. Irgendwie traute er ihr am meisten von allen.
    Sie nickte.
    „Okay, dann leuchte ich eben“, sagte Schatten ungeduldig. „Ich weiß nicht, warum ich leuchte, aber das ist unwichtig.“ Er holte tief Luft und versuchte, sich zu konzentrieren. „All diese Fledermäuse, diese Gefangenen da draußen, wo kommen sie her?“
    Java warf ihm einen merkwürdigen Blick

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