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Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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herumballten. Ab und zu lachte eine von ihnen oder gab einen glücklichen Ausruf von sich oder murmelte fröhlich – ob zu sich selbst oder zueinander, konnte er nicht erkennen. Überwiegend waren die Fledermäuse jedoch unglaublich still und ruhig, kaum ein Flügelzucken, nur starre Blicke auf den Teich aus Licht. Das sah sehr hübsch aus da unten, aber ihre hingerissene Aufmerksamkeit konnte Greif nicht ganz verstehen.
    „Oh“, hörte er Luna hauchen.
    Er sah sie an und stellte fest, dass auch sie nach unten starrte. Das wunderbare Licht spiegelte sich in ihren Augen.
    „Was?“, fragte er, „was ist los?“
    „Kannst du es nicht sehen, Greif?“
    „Klar, ich sehe das Licht.“
    „Nein“, flüsterte sie. „Das Zuhause.“
    Er blickte wieder nach unten und kniff die Augen zusammen. „Hm, nein, das kommt bei mir nicht an. Ich sehe ein paar hübsche kuschelige Formen – die eine da sieht vielleicht wie eine Art Bär aus –, aber es ist ein bisschen so, wie wenn man Wolken anschaut. Ganz vom Mond angeschienen in einer windigen Nacht. Wie sie dahinziehen. Dauernd sich verändern. Aber ich sehe nicht wirklich irgendwas Bestimmtes ...“
    Vielleicht hatte er einen schlechten Platz. Zu Hause hatte er dauernd einen schlechten Platz, konnte nichts sehen, konnte nichts hören. Er sollte etwas rutschen, aber Luna schien glücklich mit ihrem Platz, und er wollte in dieser Menge nicht von Luna getrennt werden.
    „Was genau siehst du denn?“, fragte er frustriert.
    „Den Baumhort“, flüsterte Luna mit einem zufriedenen Seufzer, ohne dass ihre Blicke den Lichtsee verließen. „Die Sonne ist gerade untergegangen und wir fliegen alle hinaus, um zu jagen.“ Ein Lächeln zog über ihr Gesicht. „Und da ist dieser Baum, wo du immer futterst. Der Zuckerahorn mit all den Raupen. Ich kann kaum glauben, dass du so viele von denen frisst ...“
    Er musste auch lächeln, und nur für eine Sekunde schien es, als ob sich das dunstige Licht unten zu einem Bild seines geliebten Waldes formte: Bäume, Fledermäuse, die den Himmel füllten. Dann löste es sich wieder auf. Nur Licht.
    „Oh, Greif“, murmelte Luna, „das ist wirklich schön. Ich bin so froh, dass wir gekommen sind, um das alles zu sehen. Es ist genau so, wie du es mir erzählt hast. Aber es ist so viel besser, als sich nur zu erinnern. Und der Schmerz ist verschwunden. Meine Flügel tun nicht mehr weh.“
    „Das ist prima“, sagte er verwirrt.
    Ihr Gesicht war so ruhig und glücklich, dass er den scharfen Stich eines Schuldgefühls empfand. Er hatte ihr alles genommen, wie konnte er sie auffordern, sich zu beeilen und von hier zu verschwinden?
    „He, schau nur, da sind Falstaff und Skye und Rowan“, rief Luna jetzt. „Hallo, Jungs.“ Sie lachte, dann nickte sie und lauschte einem Gespräch, das Greif nicht hören konnte. Er starrte angestrengt auf das Lichtermeer hinab und spürte, wie ihm ein Unbehagen unter dem Fell entlangkroch.
    „Luna“, sagte er, „ich kann nichts von all dem wahrnehmen.“
    „Schau nur hin“, sagte sie abwesend. Ihr Blick war unbeirrt auf den See gerichtet. „Du wirst es schon sehen. Es ist völlig klar. Es ist wie ...“ Ihre Stimme war so leise, dass er sie jetzt kaum hören konnte. „Ich bin schon dort ...“
    Er sah sie beunruhigt an. Was immer sie erblickte, sie musste doch wissen, dass es nur Bilder waren, eine Art Echo-Trugbild.
    Er stieß sie an. „Luna?“
    „Schsch.“
    Er spähte um sich auf die zahllosen anderen Fledermäuse. Sie konnten doch nicht alle das Gleiche sehen. Und doch lag in den Augen aller das gleiche verzweifelte Sehnen. Ihre Blicke konnten nur auf Dinge gerichtet sein, die sie liebten. Vielleicht zeigte dieser wirbelnde Teich aus Licht und Klang jedem das, was er am innigsten zu sehen wünschte.
    Außer ihm.
    Lebendig, dachte er. Es liegt daran, dass du lebendig bist.
    Vielleicht konnten hier nur die Toten etwas sehen. Ihre Vergangenheit, ihr Zuhause, das, was sie für immer verloren hatten.
    Goth schob sich näher heran, den Bauch an die Decke gepresst, und arbeitete sich vorwärts um die Haufen ruhender Fledermäuse herum. Sie schienen ihn kaum zu bemerken, so sehr war ihre Aufmerksamkeit auf die Lichter unten gerichtet. Vorher hatte er den Fehler begangen, auch dort hinzuschauen, und war vom Bild der königlichen Pyramide im Dschungel gefesselt worden und von all den Vampyrum, die ihn umkreisten und seinen Namen riefen: „König Goth, König Goth!“ Er hatte seine ganze Kraft gebraucht,

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