Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerflügel: Roman (German Edition)

Feuerflügel: Roman (German Edition)

Titel: Feuerflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
sie scharf. „Mir ist nicht aufgefallen, dass du das getan hättest.“
    „Entschuldige.“ Nach einem Augenblick fragte er: „Tut es sehr weh?“
    „Es wird mit Sicherheit nicht besser.“ Ihr Gesicht war verkniffen und ihre Flügelschläge, bemerkte er, waren nicht so gleichmäßig und kraftvoll wie vorher.
    Greif sagte nichts mehr. Er schämte sich. Aber das hinderte ihn nicht daran, sich wegen ihres Kurses Sorgen zu machen. Er ärgerte sich auch über sich selbst. Da hinten beim Kaktus hätte er sich orientieren müssen, bevor er einschlief. Warum hatte er das nicht einfach getan?
    Mit leise knirschenden Flügeln flogen sie weiter durch die ewige Nacht.
    „Da vorne ändert sich das Gelände“, sagte Luna. Auch Greif war das aufgefallen. Am Horizont endete die schlammverkrustete Ebene in einer gezackten Uferlinie. Dahinter erstreckte sich eine große Wasserfläche, die von sanften Wellen gekräuselt im Sternenlicht funkelte. Der bloße Anblick all dieses Wassers hob seine Stimmung, obwohl er sich nicht an Wasser auf Friedas Karte erinnern konnte. Das Meer wellte sich und weiter draußen bäumte es sich auf zu Hügeln, die sich übereinander falteten, bevor sie zerschmolzen. Aber ...
    „Es ist kein Wasser“, sagte Greif enttäuscht.
    Ein paar Hundert Flügelschläge weiter erkannte er, dass es tatsächlich ein Ozean aus bleichem Sand war, der da hin- und herschlug und schwappte und sich in wilden Strudeln drehte. Der Sand türmte sich plötzlich berghoch auf, hielt seine Form für ein paar Sekunden, um dann wieder mit Donnergrollen zu zerfließen.
    Greif legte etwas mehr Höhe zwischen sich und den Sand. Er sah, wie schnell er zu einem Schwindel erregenden Gipfel aufsteigen konnte, und wollte nicht davon erfasst werden. Das ganze Steigen und Rollen des Sandes da unten erzeugte selbst hier oben Turbulenzen, und er und Luna hüpften darüber entlang. Die Luft war so dicht, dass es sich fast so anfühlte, als müssten sie durch Wasser rudern. Greif versuchte, nicht nach unten zu schauen; die bewegte Landschaft machte ihn nur schwindlig.
    „Ist das normal?“, fragte Luna.
    „Nein.“
    „Wollte nur sicher sein.“
    War dies die richtige Route? Greif wusste, wenn sie vom Kurs abwichen, würde es mit jedem Flügelschlag schwieriger, ihren Weg zurückzufinden. Er vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, dass der Vampyrum ihnen nicht folgte, dann kämpfte er sich mit Luna weiter durch den Himmel.
    Sie überflogen eine Bergkette aus Sand, die wie eine Flutwelle auf sie zukrachte, sodass ihre Gischt sie fast überrollte. Auf der anderen Seite fanden sie sich über einer ruhigeren Strecke. Der Wechsel war abrupt und willkommen. Gegen die Turbulenzen anzukämpfen und den Kurs zu halten hatte Greif ermüdet. In einer Entfernung von tausend Flügelschlägen erhob sich ein niedriger Hügel aus dem Sand. Mit einem bewegenden Gefühl der Erleichterung erkannte er ihn.
    „Also das“, sagte er erfreut, „ist auf Friedas Karte gewesen! Wir sind auf dem richtigen Kurs!“ Er strahlte Luna an. „Du hast es geschafft!“
    Als Silhouette vor dem Nachthimmel konnte er das gezackte Zittern von Fledermausflügeln sehen, aber schon aus dieser Entfernung konnte er erkennen, dass sich keine Vampyrum darunter befanden. Die Fledermäuse waren über den Himmel verstreut und näherten sich dem Hügel in kleinen Gruppen.
    „Müssen Pilger sein“, meinte Luna.
    Greif fiel auf, dass die Fledermäuse anscheinend alle zur anderen Seite des Hügels flogen, wo sie aus dem Blickfeld tauchten.
    „Was ist so interessant auf der anderen Seite?“, fragte Luna.
    „Eine Höhle“, murmelte Greif, als Friedas Klangkarte vor seinem inneren Auge aufblitzte. Er erinnerte sich, wie er vorbeigeschleudert worden war. „Luna, wir dürfen hier nicht anhalten.“
    „Warum nicht?“
    Er wollte die Höhe beibehalten, aber während er über den Hügel hinwegflog, erhaschte er einen Blick auf den Höhleneingang. Er war riesig, wie das Maul eines gewaltigen gestrandeten Meerestieres, das zum letzten Mal nach Luft schnappt. Überall drum herum schwappte sanft der Sand, ohne in die Höhle einzudringen. Fahnen geheimnisvoll nebligen Lichts tropften aus der Höhle. Ein halbes Dutzend Grauflügel schoss von oben an Greif und Luna vorbei und mit ungeduldig schlagenden Flügeln auf die Höhle zu.
    „He, was ist da unten?“, rief Luna ihnen nach.
    „Der Weg nach Hause!“, plapperte einer der Grauflügel aufgeregt. „Kommt mit!“
    „Beeilt

Weitere Kostenlose Bücher