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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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Freunde.
    „Setz dich“, sagte Ruth schließlich. Alannai und Minoru sahen sie unsicher an, sagten jedoch nichts. Laenea setzte sich. Das Dreieck zwischen Ruth und Alannai und Minoru hatte sich nicht verändert. Sie saßen nebeneinander, und Laenea saß abseits.
    Ruht wollte ihr die Hand reichen, zog sie aber rasch wieder zurück. Sie warteten auf irgend etwas, und Laenea suchte nach Worten, um sie zu beruhigen, um ihnen zu sagen, daß sie noch immer so sei wie vorher, daß sie sich nicht geändert hätte.
    Aber sie hatte sich geändert. Sie erkannte, daß die Ärztin mehr herausgeschnitten hatte als Haut, Muskelgewebe und Knochen.
    „Ich bin gekommen …“ Nichts von dem, was sie empfand, schien es wert zu sein, den anderen verdeutlicht zu werden. Sie konnte sie nicht mit ihrer neugewonnenen Freiheit überrumpeln.
    Sie nahm Ruths Hand. „Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden.“ Sie umarmte sie kurz, wandte sich um und stieg wieder zum Hauptdeck des Foyers hinauf. Sie waren einmal ihre Freunde gewesen, aber jetzt konnten sie einander nicht mehr akzeptieren.
    Piloten und Crew gehörten nicht zusammen, weil die Verantwortung groß war, die Belastung noch größer. Aber die drei waren doch ihre Freunde, dachte Laenea verzweifelt. Ruth, Minoru und Alannai würden ihre Freunde bleiben, auch wenn sie schliefen, während Laenea sie von einer Lichtinsel zur anderen bringen würde. Sie verstand ihre Gründe für die Verlängerung dieser Trennung noch weniger als die Reserviertheit ihrer Freunde.
     
    Die Gespräche klangen auf und verebbten und umflossen sie wie eine Flut, als sie das Foyer durchquerte. Wenn sie Menschen bemerkte, die sie kannte, ging sie ihnen aus dem Weg, und sie versuchte auch nicht, sich einer Gruppe von Unbekannten anzuschließen. Ihr Stolz war erheblich größer als ihre Einsamkeit.
    Sie unterdrückte ihren Schmerz über die Zurückweisung. Als sie zwei Piloten erkannte, die isoliert von den anderen beieinandersaßen, trat sie ungeniert auf sie zu. Sie war mit jedem der beiden schon geflogen, hatte sich aber noch nie längere Zeit mit ihnen unterhalten. Sie mochten sie akzeptieren – oder nicht; im Moment war ihr das egal. Sie warf das Cape zurück, damit sie sie erkennen konnten, und begriff mit einem Schock amüsierter Überraschung, daß alle Piloten sich so kleideten wie sie: geschnürte Weste oder tief ausgeschnittene Kleider, transparente Hemden und Büstenhalter, die alle auf die eine oder andere Weise die lange Narbe freiließen, die ihre Veränderung dokumentierte.
    Miikala und Ramona-Teresa saßen einander gegenüber, die Ellenbogen auf die Knie gestützt, und sprachen leise miteinander. Selbst der Rhythmus ihrer Unterhaltung erschien Laenea fremd, obwohl sie die Worte nicht verstehen konnte. Wie alle anderen Menschen kommunizierten sie genauso viel mit ihren Körpern und ihren Händen wie mit der Sprache, aber Kopfnicken und Gesten schienen nicht zusammenzupassen.
    Laenea fragte sich, worüber die beiden Piloten sprachen. Sicherlich nicht über die Alltäglichkeiten alltäglicher Menschen: die Reinigung, das Einkaufen, Wohnungssuche, Partnerprobleme. Sie sprachen wahrscheinlich über … die Erfahrungen, die nur ihnen zuteil geworden waren; über das, was sie gesehen hatten, wenn alle anderen an Bord in einem totenähnlichen Schlaf lagen.
    Menschliche Piloten überstanden den Transit besser als Maschinen-Intelligenzen, aber auch menschliche Piloten gingen hin und wieder verloren. Miikala und Ramona-Teresa stellten zehn Prozent aller überlebenden Piloten der ersten Generation dar, ein Zehntel dieser einzigartigen, abgeschlossenen Gesellschaft. Als Laenea an den Rand der Konversationsgrube trat, in der sie saßen, brach ihr Gespräch ab, und sie blickten mit ernsten Gesichtern zu ihr hinauf.
    Ramona-Teresa, eine kleine, untersetzte Frau mit rabenschwarzem Haar, das mit einigen grauen Strähnen durchzogen war, lächelte und hob ihr Glas. „Hallo, Pilot!“
    Miikala, dessen Augen von dichten Brauen verschattet wurden, hob ebenfalls sein Glas.
    Diese Geste war Tribut und Willkommensgruß, keine Verabschiedung. Laenea gehörte zu den Piloten der zweiten Generation, zu den Männern und Frauen, welche den Pionieren der Raumfahrt folgen und die von ihnen entwickelten Methoden zu praktischer Anwendung entwickeln sollten, nachdem Miikala und Ramona-Teresa und die andern die Zeit-Unabhängigkeit unter Beweis gestellt und in der Praxis erprobt hatten. Laenea lächelte und stieg in die Grube

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