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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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hinab. Miikala berührte ihr linkes Handgelenk, Ramora-Teresa das rechte. Laenea fühlte ein unwiderstehliches, kindliches Lachen in sich aufwallen. Sie konnte es nicht zurückhalten, es platzte aus ihr heraus wie Helium aus einem aufgerissenen Ballon. „Hallo“, sagte sie, und ihre Stimme war genauso hoch und gespannt wie ihr Gefühl. Sie hätte in einem „Environment“ auf dem Grund des Meeres sein können und reines Oxy-Helium atmen. Sie fühlte, wie ihr Blut durch die Venen in Schläfen und Hals jagte. Miikala lächelte und sagte ein Wort in einer Sprache, die ihr fremd war, mit ihren vielen Vokalen aber genauso musikalisch klang wie sein Name. Sie verstand nicht, was er sagte, aber sie wußte, daß es ein freundliches Willkommen sein sollte. Ramona-Teresa umarmte sie. „Willkommen, Kind.“
    Laenea konnte nicht glauben, daß diese erhabenen, unheimlichen Menschen sie so herzlich in ihre Mitte aufnehmen konnten. Sie hatte bestenfalls mit einer Reaktion gerechnet, deren Kühle gerade oberhalb der Grenze einer Beleidigung lag. Das krankhafte Kichern stieg immer wieder in ihr hoch, doch jetzt gab sie sich keine Mühe mehr, es zu unterdrücken. Alle drei Piloten lachten. Laenea fühlte sich leicht, schwindelig, high. Die Aufregung pumpte Adrenalin durch ihre Adern. Ihr war heiß, und sie fühlte, daß sich auf ihrer Stirn kleine Schweißperlen bildeten.
    Plötzlich wurde der ständige, dumpfe Druck in ihrer Brust zu einem reißenden Schmerz, als ob man ihr das neue Herz herausschnitte, genau wie das alte. Sie beugte sich vor, umklammerte ihren Oberkörper und rang nach Luft. Jedesmal, wenn sie Luft zu holen versuchte, trieb der Schmerz sie wieder hinaus.
    Allmählich drang Miikalas Stimme durch den Schmerz und die Panik, und Ramona-Teresas Hand beruhigte sie.
    „Nicht aufregen, nicht aufregen. Denken Sie an Ihr Training.“
    Ja: Herunterschalten des Blutdrucks, Öffnen der Arterien, Verengung aller winzigen Kapillaren, erfühle die bewußte Kontrolle der Muskeln, die normalerweise nicht auf Bewußtsein und Willen ansprechen. Verlangsame die Pumpe.
    Jemand rieb ihr die Stirn mit einer Gin-getränkten Papierserviette ab. Laenea empfand die Kühle als angenehm und noch mehr den scharfen, beißenden Geruch des Alkohols. Allmählich ließ der Schmerz nach, und Ramona-Teresa half ihr, sich aufzurichten. Die Spange des Capes hatte sich gelöst, und die ältere Frau lockerte die Verschnürung ihrer Weste.
    „Alles in Ordnung“, murmelte sie. „Die Adrenalinzufuhr funktioniert so gut wie vorher. Wir alle brauchen eine größere Kontrolle als sie glauben, uns beibringen zu müssen.“
    Miikala warf einen Blick auf die freiliegende, rote Narbe. „Sie sind schon früh auf den Beinen“, sagte er. „Haben sie das Verfahren abgekürzt?“
    Laenea wurde blaß. Sie hatte ganz vergessen, daß Ihr Urlaub vom Krankenhaus alles andere als offiziell war.
    „Laß sie in Ruhe, Miikala“, sagte Ramona-Teresa scharf. „Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie du dich gefühlt hast, als du aufgewacht bist?“
    Seine schweren Brauen zogen sich zusammen. „Und wie ich mich daran erinnere.“
    „Werden sie versuchen, mich zurückzuholen?“ fragte Laenea. „Ich bin wieder in Ordnung. Ich muß mich nur erst an den Zustand gewöhnen.“
    „Sie könnten es versuchen“, sagte Ramona-Teresa. „Sie haben Angst um das Geld, das sie in uns investieren. Aber vielleicht nicht mehr so sehr wie früher. Wir kommen sehr gut allein zurecht, jedenfalls besser, als wenn wir in ihren häßlichen Krankenhäusern eingesperrt wären und die künstlichen Herzschlaggeräusche hören. Machen sie das eigentlich noch immer?“
    Laenea zog fröstelnd die Schultern hoch. „Bei Ihnen hat es gewirkt, sagte man mir. Aber ich … ich habe den Lautsprecher zertrümmert.“
    Miikala lachte amüsiert. „Wodurch alle anderen Maschinen aus dem Takt gerieten und wie verängstigte Mäuse Alarmsignale schrien.“
    „Ich befürchtete, sie hätten die Operation nicht durchgeführt. Ich wollte lange schon einer von euch sein …“ Laenea fühlte sich wieder kräftig und richtete sich auf. Sie ließ die Verschnürung ihrer Weste offen. Die kühle Luft tat ihr gut.
    „Wir haben alles genau verfolgt“, sagte Miikala. „Wir halten alle unter Beobachtung. Aber ein paar Leute haben etwas Besonderes. Wir wußten, daß Sie zu uns kommen würden. Kannst du dich an diese hier erinnern, Ramona?“
    „Ja.“ Sie nahm ein neues Glas, füllte es von einem Shaker und reichte

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