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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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Augen, und die stählernen Rotorblätter eines Helikopters schnitten durch das Morgengrauen. Vergeblich versuchte sie, die Geräusche der Menschenmaschine auszusperren. Sie begann zu zittern, vor Unsicherheit oder vor Angst.
    Langsam kroch Dark den Berghang hinunter auf die Grenze zu, wo die Menschen landen würden. Die Flieger würden sie nicht auffordern müssen zu gehen. Sie fragte sich, ob sie sich selbst oder sie vor dieser Demütigung bewahrte.
    Etwas berührte sie, und erschreckt zog sie sich in ihren Panzer zurück.
    „Dark, ich bin es nur.“
    Sie spähte hinaus. Häher stand über ihr, seine Schwingen über sie beide gewölbt.
    „Du kannst mich nicht verstecken“, sagte sie.
    „Ich weiß. Das hätten wir tun sollen, aber jetzt ist es zu spät.“ Er wirkte hager und erschöpft. „Ich habe es versucht, Dark, ich habe es wirklich versucht.“
    Auf der menschlichen Seite des Lavastroms landete die Maschine in einem feinen Wirbel aus Staub und Felspartikeln. Leute stiegen heraus, sie trugen Waffen und Netze. Dark zögerte nicht.
    „Ich muß gehen.“ Sie hob ihren Panzer vom Boden und begann sich zu entfernen.
    „Du bist stärker als wir“, sagte Häher. „Die Menschen können dich nicht holen, und wir können dich nicht zwingen zu gehen.“
    „Das weiß ich.“ Die unsichtbare Grenze lag jetzt beinahe vor ihren Füßen. Zögernd, aber stetig bewegte sie sich darauf zu.
    „Warum tust du das?“ rief Häher.
    Dark antwortete nicht.
    Sie fühlte, wie Hähers Flügelspitze die Kante ihres Panzers streifte, während er neben ihr herlief. Sie blieb stehen und sah zu ihm hoch.
    „Ich komme mit dir“, sagte er. „Bis du zu Hause bist. Bis du in Sicherheit bist.“
    „Das ist für dich nicht mehr sicher. Du kannst deine Reservation nicht verlassen.“
    „Das konntest du auch nicht.“
    „Häher, geh zurück.“
    „Ich will nicht noch einen Freund an die Menschen verlieren.“
    Dark berührte die Grenze. Als ob sie Angst davor hätten, daß sie immer noch versuchen könnte, ihnen zu entkommen, stürzten die Menschen auf sie zu und warfen das Netz über sie; sie zogen die Ecken zusammen, so daß es unter ihren Panzer faßte. Den Flieger drängten sie von ihrer Seite.
    „Das ist nicht notwendig“, sagte sie. „Ich komme mit euch.“
    „Tut mir leid“, sagte einer schließlich knurrend, „es ist notwendig.“
    „Sie lügt nicht“, sagte Häher. „Sonst wäre sie überhaupt nicht zu euch herausgekommen.“
    „Was ist mit den anderen passiert?“ fragte Dark.
    Einer der Menschen zuckte die Achseln.
    „Gefangen“, sagte ein anderer.
    „Und dann?“
    „Zurück ins Schutzgebiet.“
    Dark hatte keinen Grund, ihnen nicht zu glauben, einfach deshalb nicht, weil die Menschen keinen Grund hatten, auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen, falls jemand von ihren Freunden tot war.
    „Du siehst, Häher, daß du nicht mitkommen mußt.“
    „Du kannst ihnen nicht trauen! Sie belügen dich, damit du keine Schwierigkeiten machst, und dann töten sie dich, wenn ich dich verlasse und es keinen Zeugen mehr gibt.“
    Das konnte stimmen; aber trotzdem watschelte sie auf den Hubschrauber zu, mehr behindert als unterstützt von den Menschen, die an den Stahltrossen zerrten. Über ihr kreisten rhythmisch die Rotorblätter.
    Häher folgte ihr, aber die Menschen versperrten ihm den Weg.
    „Ich komme mit ihr“, sagte er.
    Sie schaute sich um. Seltsamerweise wirkte er irgendwie noch zierlicher und zerbrechlicher neben den normalen Menschen als neben ihrem eigenen massigen Körper.
    „Geh nicht weiter, Flieger.“
    Er drängte sich an ihnen vorbei. Einer ergriff sein Handgelenk, aber er riß sich los. Zwei der Menschen faßten ihn bei den Schultern und stießen den Widerstrebenden über die Grenze. Über dem Getümmel öffneten sich seine Flügel, und flatternd versuchte Häher, sein Gleichgewicht zu halten. Eine blaue Feder löste sich und wehte kreiselnd zu Boden.
    Dark eilte zu Häher zurück, sie zerrte die Fänger an den Netztrossen hinter sich her, während diese sich vergeblich bemühten, auf ihrer Seite zu bleiben. Sie durchbrach die Gruppe der Menschen. Der Flieger lag zerzaust am Boden, den einen Flügel unbeholfen unter sich eingeklemmt und den andern schützend über sich gewölbt. Die Menschen sprangen weg von ihm und von Dark.
    „Häher“, sagte sie, „Häher …“
    Als er sich erhob, befürchtete Dark zunächst, sein Flügel sei zerschmettert. Er zuckte zusammen, als er ihn hob, und das Gefieder war

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