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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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in Unordnung, aber mit einem wutentbrannten Blick auf die Menschen streckte und beugte er ihn, und zu ihrer großen Erleichterung sah sie, daß ihm nichts geschehen war. Er schaute zu ihr herab, und sein Blick wurde sanft. Dark streckte den Arm hoch, und ihre Klauenhände berührten sich.
    Einer der Menschen kicherte. Verlegen zog Dark ihre Hand zurück.
    „Du kannst nichts tun“, sagte sie. „Bleib hier.“
    Das Netz straffte sich mit einem Ruck, aber sie sperrte sich.
    „Wir können jetzt nicht noch mehr Zeit verlieren“, sagte der Anführer der Fänger. „Komm jetzt, es ist Zeit zu gehen.“
    Es gelang ihnen, sie halb herum- und ein paar Schritte auf den Hubschrauber zuzuzerren, aber nur, weil sie es zuließ.
    „Wenn ihr mich nicht mit ihr kommen laßt, werde ich euch folgen“, sagte Häher. „Diese Maschine ist nicht schneller als ich.“
    „Außerhalb eures Geheges können wir niemandem Vorschriften machen.“ Seltsamerweise klang der Mensch besorgt. „Du weißt, was passieren kann. Flieger, bleib in deinen Grenzen.“
    „Ihr kümmert euch doch gar nicht um Grenzen!“ rief Häher, als sie Dark die letzten paar Schritte zurück auf ihr eigenes Territorium zerrten und stießen. Sie bewegte sich langsam, mit ihrem eigenen Tempo, und ignorierte sie.
    „Bleib hier, Häher“, sagte sie. „Bleib hier, denn sonst hätte ich nicht nur versagt, sondern wäre noch schuldig dazu.“
    Wenn er noch antwortete, so hörte Dark ihn nicht mehr. Sie erreichte den Hubschrauber und verschloß sich gegen seinen unangenehmen Lärm und die unabgeschirmten elektrischen Felder. Es gelang ihr, in den Frachtraum zu klettern, bevor sie sie auf demütigende Weise hochziehen und hineinschieben konnten.
    Sie sah durch die offene Tür hinaus. Es war, als wäre die übrige Welt stumm, denn sie hörte und fühlte nichts als das Getöse, das sie unmittelbar umgab. Auf dem Kamm des Lavastroms stand Häher, reglos und mit hängenden Schultern. Plötzlich blitzten seine Schwingen auf, sie hoben und senkten sich, und er schoß in die Luft. Noch einmal beobachtete Dark ihn gebannt durch die Maschen des Netzes. Häher zog einen weiten Bogen und glitt in den warmen Aufwind des Vulkans.
    Die Rotorblätter wurden schneller, sie verschwammen und wurden fast unsichtbar. Die Maschine hob ab, leicht nach vorn geneigt und ächzend unter dem Gewicht von Dark und der Jägergruppe. Gleichzeitig kreiste Häher im leuchtenden Dampf immer höher. Dark versuchte, sich abzuwenden, aber sie konnte es nicht. Er war zu schön.
    Der Abstand zwischen ihnen vergrößerte sich, bis Dark nur noch einen blauen Punkt erkennen konnte, der zwischen den Dampfschwaden auftauchte und wieder verschwand.
    Als der Hubschrauber abbog, glaubte sie zu sehen, wie sich die Spiralen, die Häher zog, erweiterten, als wolle er die Drohungen der Menschen ignorieren und ihre Warnungen mißachten, als schwebte er allmählich auf die Grenzen seines Refugiums zu, fast schon entschlossen, sie zu überqueren und ihr zu folgen.
    Verlasse dein Schutzgebiet nicht, dachte Dark. Du gehörst nicht nach hier draußen.
    Aber gerade als die Maschine ihr den Blick versperrte, schwenkte er vom Berg weg und jagte in einem weiten, schwungvollen Bogen über die Grenze hinweg in die Welt der Menschen.

 
Dunst und Gras und Sand
     
    Der Knabe fürchtete sich. Sanft berührte Schlange seine heiße Stirn. Hinter ihr standen dicht beieinander drei Erwachsene und sahen argwöhnisch zu, sorgsam darauf bedacht, ihre Beunruhigung nicht durch mehr als schmale Falten rund um die Augen zu verraten. Sie fürchteten Schlange so sehr, wie sie den Tod ihres einzigen Kindes fürchteten. Das Flackern des Lampenscheins wirkte im zwielichtigen Zeltinnern nicht eben ermutigend.
    Das Kind beobachtete sie aus Augen, die so dunkel waren, daß man die Pupillen nicht sehen konnte, und so stumpf, daß Schlange selbst um sein Leben fürchtete. Sie streichelte sein Haar. Es war lang und sehr hell, besaß eine gegen seine dunkle Haut auffällige Farbe; für eine Länge von mehreren Zentimetern von der Kopfhaut aus war es ungleichmäßig und trocken. Wäre Schlange bereits vor Monaten unter diesen Leuten gewesen, sie hätte bemerkt, daß das Kind erkrankte.
    „Bitte bringt meine Schachtel“, sagte Schlange.
    Die Eltern des Kindes zuckten beim sanften Klang ihrer Stimme zusammen. Vielleicht hatten sie einen Schrei wie von einem leuchtendbunten Eichelhäher erwartet oder ein Zischen wie von einer glänzenden Schlange. Dies war

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