Feuerflut
Volks.
Ich möchte den Willen der Menschen nicht tun. Wenn es nur den Verlust meines eigenen Lebens bedeuten würde, könnte ich es vielleicht hinnehmen, wenn es einen Grund dafür gäbe, den ich verstehen kann. Aber das Ende meines Lebens wird ein Signal für die Menschen sein, einander zu töten. Und sie töten nicht mehr nur einander. Wenn sie diesmal mit dem Töten beginnen, werden sie die ganze Welt töten.
Sie haben die Vernichtung auf kleinen Inseln im Süden geübt. Wenn sie aufhören zu üben, werden sie ihre Maschinen über die Erde senden und sie wie Gewitter explodieren lassen, und der Staub aus ihnen wird sich über Land und See breiten und alles vergiften. Wir, die wir schnell sterben, werden die Glücklichen sein.
Wenn ich singen könnte, würde ich den Mörderwal verspotten, und er würde mich töten. Aber ich kann seine Aufmerksamkeit nicht auf mich ziehen, und die Menschen werden mich nicht so weit von meinem Weg abweichen lassen, daß ich ihn necken, ihn in die Seite stoßen und seine Wut herausfordern könnte.
Der Befehl der Menschen treibt mich weiter. Ich werde schneller ermüden als vor meiner Gefangenschaft, aber noch habe ich meine Grenzen nicht erreicht. Der Mond verschwindet hinter einer Wolke, und die See wird schwarz mit leuchtenden Flecken. Das Mondlicht war stärker als das Glimmen des fluoreszierenden Planktons, aber in der Dunkelheit fließt es in schimmernden Streifen durch das Wasser. Ich ziehe darunter her, schwimme hoch und springe hindurch. Leuchtende Tropfen sprühen nach allen Seiten. Ich schlage flach und schwerfällig auf das Wasser. Wieder habe ich vergessen, mein Gleichgewicht zu halten.
Ich frage mich, ob es noch andere gibt, die wie ich auf die menschlichen Feinde der Menschen zuschwimmen, und ich versuche mir vorzustellen, wie man wünschen kann, ein Mitglied der eigenen Art zu töten. Oder bin ich die einzige, die über die sonnenlose See gelenkt wird? Habe ich die einsame Aufgabe, die Vernichtung zu beginnen?
Wenn es andere gibt, dann haben wir alle die gleiche Angst. Ich frage mich, ob einer von uns wohl schlau genug ist oder genug Glück hat, um einen Weg zu finden anzuhalten.
Die Wolken, die sich vor den Mond geschoben haben, sind dick und drohend. Ich kann sehen, wie der Regen auf die glatte Dünung des Ozeans prasselt. Jetzt ist er über mir, und ich werde so langsam, wie ich es nur wagen kann. Ich liebe es, knapp unter der Oberfläche zu treiben und die Regentropfen auf dem Rücken zu fühlen.
Süßes und salziges Wasser vermischen sich zu einem köstlichen Muster auf meiner Haut. Aber dieser Effekt entsteht nur, wenn ich stillstehe. Das Signal zwingt mich weiter; die Muster verschwinden. Ich spüre nur noch das Seewasser, wie es über meine Flanken und meinen Rücken streicht, während ich weiterschwimme.
Ein dumpfes Pochen wird langsam lauter. Es ist das Geräusch von Schiffsmaschinen, ziemlich genau auf meiner Bahn. Zunächst kann ich es nicht sehen, aber dann erscheinen seine Lichter am Horizont, und ich schwimme darauf zu. Ist dies vielleicht mein Ziel? Ich dachte, man schickt mich in einen Hafen, und deshalb hatte ich gehofft, noch ein paar Stunden leben zu können.
Jetzt sehe ich das Schiff ganz deutlich. Es ist ein Fischerboot.
Vielleicht wird es mich aufhalten. Die Menschen jagen Fische, indem sie eine Stelle suchen, wo wir essen, und dann treiben sie uns in ihre Netze. Die Fische fliehen vor uns. Wir sind eine praktische Markierung, sehr nützlich für die Menschen, aber wenn die Netze uns einschließen, gibt es für uns kein Entrinnen mehr. Wir sind gefangen und ertrinken. Viele von uns sind auf diese Weise umgebracht worden; die Menschen töten unsere Jüngsten, die leicht in Panik geraten, weil sie noch unerfahren sind. Der Tod in den Netzen ist grausam.
Ich schwimme direkt auf den Trawler zu, dicht unter der Oberfläche. Wenn er seine Netze ausgeworfen hat, sind sie auf diese Entfernung nicht zu sehen; das Geräuschgerät der Menschen schafft kein so feines Bild, daß ich sie erkennen könnte.
Ein seltsamer Gedanke, daß Menschen mich daran hindern könnten, die Aufgabe zu erfüllen, die andere Menschen mir aufgetragen haben …
Ich rieche und schmecke die kalte Metallhülle und das heiße Metall, das heiße Öl der Propeller und Maschinen. Und jetzt höre ich sogar den düsteren Vorhang aus Fischnetzen, die wie gewaltige Schwingen ausgebreitet durch das Wasser ziehen und immer näher kommen. So viele Male bin ich ihnen schon
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