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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda N. McIntyre
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verspürt. Sie wird mich töten mit dem, was ihr winziges Hirn für Freude halten mag, denn sie weiß, daß mein Volk ihre einzige Bedrohung im Meer ist. Abgesehen von den Menschen. Und weder für mein Volk noch für die Haie gibt es eine Verteidigung gegen die Menschen.
    Der Hai wird mich aufhalten, aber ich kann die Menschen nicht davon abhalten, sich umzubringen. Und wenn sie ihren Selbstmord begangen haben, wenn ihre Gifte alle anderen getötet haben, wird der Hai bleiben, wie er Millionen von Jahren geblieben ist, wie er bleiben wird bis zum Ende der Welt.
    Dies ist der Anfang vom Ende.

 
Planet ohne Hoffnung
     
    Erhitzt und naß vom feinen Dunst des fallenden Regens saß Kylis, auf ihre Absätze zurückgelehnt, am höchsten Punkt des Bohrschachtes und erwartete das Ende der zweiten Schicht. Mit einer Hand rieb sie eine Schliere des dicken, roten Schlammes, der ihre Beine und ihre weißen Stiefel beim Gang durch das Gefangenenlager beschmutzt hatte. Rotsonnes großer, düsterer Stern veränderte die Farben des Spektrums, aus Weiß wurde eine Art rosarotes Grau. Aber vor dem schwarzen Hintergrund des Waldes und gegen die graue Farbe des Tons der Grube waren jene weißen Uniformen zu sehen, die es den Aufsehern erleichterten, die Gefangenen im Auge zu behalten.
    Eine kleine Anzahl anderer Leute warteten mit Kylis zusammen am Südende des großen Kraters, der sich in die Erdoberfläche hineingefressen hatte. Wie diese war auch sie dem Regen schutzlos ausgeliefert, Strähnen ihres nassen Haares hingen ihr in den Nacken, während sie sich nach Freunden, die sie seit vierzig Tagen nicht mehr gesehen hatte, umsah. Unter ihr lagen zwei der fertiggestellten Generatorhallen, und über sie hinaus erhoben sich die gewaltigen Umrisse der Kühltürme sowie die Antennen, die die Energie über Relaisstationen zum Nordkontinent abstrahlten. Hohe Zäune und Wachposten trennten die Gefangenen von den Anlagen. Die Aufgaben von Kylis und den anderen bestanden lediglich im Roden des fernen Waldes, im Einebnen des Lehms und Tons und im Bohren der dritten Dampfquelle – die schmutzigen, gefährlichen Jobs. Parallel zum fernen Vulkangebirge im Osten erstreckte sich nordwärts der Krater. Sein fernes Ende war nicht zu sehen, es lag verborgen im Regen, verdeckt durch ätzenden Qualm, der von den Abfallgruben emporstieg. Die Grube wurde erneut erweitert, um dem Steinbruch zu folgen, wo das Graben am effektivsten war.
    Ein neuer Streifen des urzeitlichen Waldes war zerstört worden, die langen, primitiven Farnwedel hatte man zu großen, faulenden Haufen aufgeschichtet. Die Stämme verbrannten niemals völlig, und bis die Glut erstarb, hingen lästiger Rauch und eine dichte Aschenwolke über dem Gefangenenlager. Der feine Regen verdampfte zischend, wenn er in die Brandherde fiel.
    Kylis starrte auf die schrille Sirene, die die zweite Schicht beendete. Für einen Moment fürchtete sie, die Halluzinationen würden sie wieder peinigen, doch die Reaktion der anderen überzeugte sie von der Richtigkeit ihrer Wahrnehmungen. Das ferne Dröhnen der Bulldozer erstarb, das hohe Wimmern des Bohrers sank herab zu einem tiefen Brummen, um schließlich ganz aufzuhören. Die Menschen verließen ihre Maschinen, legten ihr Werkzeug beiseite und strömten den Weg hinab. Sie gingen zwischen den Wachtürmen hindurch, beobachtet und gezählt von den Männern der Echse. Einzeln oder in kleineren Gruppen erklommen sie den steilen Hang aus Ton, Schuttgestein und vulkanischer Asche, suchten sich ihren Weg zwischen Abflüssen und brackigen Tümpeln. Brückenkopf war nun sehr still, fast friedlich, es gab kein Geräusch außer dem Brummen der Turbinen der beiden geothermalen Kraftwerke und dem rhythmischen Klappern der Pumpen, die das Bohrloch trockenhielten.
    Kylis konnte Jason nirgendwo entdecken. Sie erschauerte. Er und Gryf, der zur dritten Schicht gehörte, waren noch wohlauf gewesen, als ihre Arbeitszeit begann. Dessen war sie sicher, denn Nachrichten über Unfälle verbreiteten sich rasch unter den Arbeitern. Aber Kylis war allein gewesen, die meiste Zeit der neun Stunden seit Ende ihrer Schicht hatte sie geschlafen. Und innerhalb von neun Stunden konnte sehr viel geschehen. Sie versuchte sich selbst über die Sicherheit ihrer Freunde zu beruhigen, denn der Rhythmus der gerade beendeten Arbeit war normal verlaufen, was nach einem wirklich schweren Unfall sicher nicht der Fall gewesen wäre.
    Doch sie konnte ihre Angst nicht beiseiteschieben und wußte, sie

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