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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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hinaus?«
    Hank trotzte ihrer Geringschätzung. Als Mormone indianischer Abstammung war er es gewohnt, verspottet zu werden. »Ja, das ist mir alles bekannt, junge Dame«, sagte er in professoralem Ton. »Ich bin mit der Geschichte Ihres Volkes vertraut. Also tun Sie meine Äußerungen nicht als peyoteinduzierte Fantasmen ab. Die Anasazi sind sehr plötzlich aus dieser Gegend verschwunden. Ihre Häuser wurden nicht wieder bezogen, als hätte man sich davor gefürchtet, darin zu wohnen. Irgendetwas ist da passiert – und es hat hier begonnen und sich ausgebreitet. Wir stehen vielleicht kurz davor, ein Geheimnis zu lüften, das ein ganz neues Licht auf die Geschichte werfen könnte.«
    Painter hörte sich die Auseinandersetzung schweigend an. Nancys Gesicht war gerötet – doch er vermutete, dass eher Beschämung als Zorn der Grund dafür war. Painter hatte genug von einem Indianer an sich, um zu wissen, dass Grobheit gegenüber einem Älteren ungehörig war, auch wenn man einem anderen Stamm oder Clan angehörte.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Es tut mir leid. Aber ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen helfen könnte. Wenn Sie Informationen zu den Anasazi suchen, sollten Sie sich vielleicht besser in Wupatki umsehen.«
    »Wupatki?«, wiederholte Painter. »Wo liegt das?«
    »Etwa dreißig Kilometer nördlich von hier. Das ist ebenfalls ein Nationalpark.«
    »Auf einer Fläche von vierhundert Hektar finden sich dort besonders gut erhaltene Puebloruinen und Monumente«, erläuterte Hank. »Die Hauptattraktion ist ein dreistöckiges Gebäude mit über dreihundert Räumen. Nach ihm ist der Park benannt. Wupatki ist das Hopi-Wort für ›großes Haus‹.«
    »Wir Navajo nennen es Anaasazi Bikin« , fügte Nancy hinzu.
    Hank wechselte einen vielsagenden Blick mit Painter und übersetzte. »Das bedeutet ›Haus der Feinde‹. Nach Ansicht der Archäologen war dies die letzte Anasazi-Festung, bevor sie aus der Gegend verschwunden sind.«
    Painter schaute zu dem funkelnden Vulkankegel hoch. Jordans Großvater hatte geglaubt, der Vulkan sei durch das Verbrechen eines Anasazi-Stamms entstanden, durch falschen Umgang mit einem Schatz, so wie kürzlich in den Bergen von Utah. Er musterte den gewaltigen Bergkegel. Hatte sich hier früher eine Siedlung befunden? War sie vernichtet worden, begraben unter Asche und Lava? Und was war mit den Überlebenden geschehen? Hatte man sie gejagt und niedergemetzelt?
    Ein Genozid, hatte Hank gemeint.
    Vielleicht suchten sie ja wirklich am falschen Ort.
    Painter zog das Blatt Papier aus der Tasche, das Jordan Appawora ihm gegeben hatte. Dessen Großvater hatte gesagt, es werde sie zu dem gesuchten Ort leiten. Er faltete das Papier auseinander und zeigte der Rangerin die beiden Symbole.
    »Diese Zeichen könnten mit dem, wonach wir suchen, in Verbindung stehen. Haben Sie sie schon mal gesehen?«
    Nancy beugte sich vor, die Skepsis stand ihr ins Gesicht geschrieben. Als sie den Halbmond und den fünfzackigen Stern betrachtete, weiteten sich jedoch ihre Augen. Sie schaute hoch.
    »Ja«, sagte sie. »Die Zeichen kenne ich. Ich weiß, wo sie sich befinden.«
12:23
San Rafael Swell, Utah
    Kai raste hinter Jordan her durch den Buckhorn Wash. Er fuhr ein schwarzes Quad, sie ein weißes. Sie hielt sich geduckt, schwenkte nach rechts und nach links und wartete auf eine Gelegenheit zum Überholen, denn sie bekam einfach zu viel Staub ab. Das Röhren der beiden Motoren hallte zu beiden Seiten von den Felswänden wider, während sie durch die Auswaschung bretterten.
    Das zweieinhalb Quadratkilometer große Gebiet des Swell war öffentlich zugänglich, und die Verwendung von Quads war fast überall erlaubt. Im Laufe der Jahre hatten die Quad-Enthusiasten ein Wegenetz von mehreren Hundert Kilometern Länge angelegt, das die Landschaft kreuz und quer zerteilte. Kai ging dieser Landschaftsfrevel eigentlich gegen den Strich.
    Doch sie war jung und wollte sich auch mal austoben.
    Nachdem sie die Mail an John Hawkes abgeschickt hatte, hatte sie wiederholt nachgeschaut, ob schon eine Antwort vorlag. Als eine halbe Stunde später noch immer keine Antwort eingetroffen war, hatte sie es allein in dem dunklen Raum nicht mehr ausgehalten. Sie hatte nach draußen gehen müssen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Auf der Veranda hatte Jordan gesessen. Mit einem verschwörerischen Funkeln in den Augen hatte er ihr in einem Schuppen hinter den Pueblos seine Entdeckung gezeigt. Iris und Alvin hatten ihnen

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