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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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dir unterhalten.«
11:33
Flagstaff, Arizona
    Als Hank Kanosh am Fuße des Bauwerks stand, verstand er auf einmal, weshalb es diesen und keinen anderen Namen trug. Wupatki. Groß war das Gebäude jedenfalls.
    Das verfallene Pueblo ragte drei Stockwerke auf, erbaut aus flachen Platten aus Sandstein, ganz in der Nähe gebrochen und mit Mörtel zusammengefügt. Das Bauwerk stellte eine beeindruckende Ingenieursleistung dar und umfasste einhundert Räume. Zu dem Pueblo gehörten auch ein Ballspielplatz und ein großer, kreisförmiger Gemeinschaftsraum.
    Er stellte sich vor, wie es hier in der Vergangenheit ausgesehen haben mochte. In seiner Vorstellung stellte er die Holzbalken und das Strohdach wieder her und baute die Mauern auf. Er ergänzte den Mais, die Bohnen und den Kürbis, der in den umliegenden Auswaschungen angebaut worden war. Dann bevölkerte er die Anlage mit Angehörigen verschiedener Indianerstämme, mit Sinagua, Cohonina und natürlich den Anasazi. Man wusste, dass die unterschiedlichen Stämme recht friedlich miteinander gelebt hatten.
    Hank, der mit Kawtch an seiner Seite neben den Ruinen stand, betrachtete die Aussicht, die sich seit damals kaum verändert hatte. Wupatki war auf einem kleinen Felsplateau erbaut worden. Der Blick schweifte von dort in weite Ferne, erfasste die ganze Breite der Hochebene mit der leuchtenden Schönheit der Painted Desert im Osten und dem grün gesäumten gewundenen Band des Colorado River.
    Ein malerischer Ort.
    Trotzdem verdüsterte sich seine Stimmung, als er die staubigen Ruinen betrachtete. Weshalb waren die Bewohner verschwunden? Hatte man sie vertrieben oder niedergemetzelt? Er stellte sich die blutbespritzten Wände vor, hörte die Schreie der Kinder und Frauen. Das war zu viel für ihn. Er musste sich abwenden.
    Painter und sein Kollege waren am Fuß der Anlage in der Nähe des Amphitheaters unterwegs. Nancy Tso hatte sie vom Sunset Crater Nationalpark hierher begleitet, doch sie warteten noch immer auf die Erlaubnis für eine Überlandwanderung. Es war verboten, die öffentlichen Bereiche des Parks ohne Führer zu verlassen. Die abgelegenen Ruinen und Monumente – insgesamt fast dreitausend – waren ebenso gefährdet wie das Ökosystem der Wüste, weshalb der Tourismus eingeschränkt werden musste.
    Sobald die Erlaubnis vorlag, würde Nancy sie zu den Symbolen führen, die Painter ihr gezeigt hatte, dem Zeichen der Tawtsee’untsaw Pootseev, auch Volk des Morgensterns genannt. Wenn er daran dachte, geriet Hanks Blut in Wallung. War dies einer der Verlorenen Stämme Israels gewesen, von denen im Buch Mormon die Rede war?
    Da er seine Erkundung abgeschlossen hatte, ging er ungeduldig zu den anderen hinunter und zog den störrischen Kawtch an der Leine mit. Nancy Tso näherte sich vom Besucherzentrum.
    Als er die Gruppe erreichte, amüsierte Kowalski sich gerade mit einer der Attraktionen des Pueblos. Er stand vor einer Art erhöhter Feuerstelle, offenbar erst vor Kurzem aus Steinplatten und Mörtel zusammengefügt. Die quadratische Grube in der Mitte sollte jedoch kein Feuer aufnehmen.
    Der Hüne beugte sich über die Öffnung. Dabei musste er den Stetson festhalten, den er sich extra für den Ausflug zugelegt hatte. Aus der Grube wehte ein starker Luftzug hervor.
    »Schön kühl«, seufzte Kowalski. »Wie bei einer Klimaanlage.«
    Painter stand vor der Informationstafel. »Das ist ein Blasloch.«
    Hank nickte. »Das ist die Öffnung eines atmenden Höhlensystems. Es nutzt den Atmosphärendruck. An heißen Tagen tritt kühle Luft aus. Im Winter, wenn es draußen kalt ist, atmet die Höhle ein. Die Strömungsgeschwindigkeit kann bis zu fünfzig Stundenkilometer betragen. Man nimmt an, dass dies einer der Gründe ist, weshalb das Pueblo hier errichtet wurde. Blaslöcher galten als heilig, da man glaubte, dies seien Zugänge zur Unterwelt, und wie Sie richtig bemerkt haben, war die Kühlung im Sommer ein durchaus erwünschter Nebeneffekt.«
    Painter las von der Infotafel ab. »Hier steht, im Jahr 1962 wurden hier bei Ausgrabungen Töpferwaren, behauener Sandstein und Felsmalereien entdeckt.«
    Hank konnte das Interesse, das sich in Painters Miene widerspiegelte, nachvollziehen. Bereits auf der Herfahrt hatte Nancy Tso ihnen gesagt, wo sich die Symbole befanden, die Jordans Großvater abgemalt hatte. Sie gehörten zu einer Felsmalerei, die man draußen in der Wüste entdeckt hatte, in der Nähe einer der zahlreichen Puebloruinen.
    »Da steht«, fuhr Painter fort,

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