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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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geben.«
    Als er diese unheilvolle Neuigkeit losgeworden war, ließ Huld sie allein an Deck zurück.
    Seichan hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sie wich Grays Blick aus und schaute aufs Meer hinaus. Das Boot entfernte sich von der verwüsteten Insel und ließ die Aschewolke allmählich hinter sich.
    »Ich dachte, Sie wären tot«, flüsterte Seichan. Sie schüttelte den Kopf. »Aber ich … ich wollte nicht aufgeben.«
    Er ging zu ihr. »Ich bin froh, dass Sie’s nicht getan haben. Indem Sie Huld gedrängt haben, hier zu warten, haben Sie uns das Leben gerettet.«
    Sie musterte sein Gesicht, um herauszufinden, ob es ihm ernst war. Unvermittelt wandte sie sich ab, doch zuvor hatte Gray in ihrem Blick einen Anflug von Unsicherheit bemerkt, was bei ihr nur selten vorkam.
    Sie schlang die Decke fester um sich. Eine Weile schwiegen beide.
    »Haben Sie schon in den Rucksack geschaut?«, fragte sie.
    Nach einem kurzen Moment der Verwirrung blickte sie zu dem Rucksack hinüber, den er aufs Deck gelegt hatte.
    »Nein«, sagte er. »Dazu war noch keine Gelegenheit.«
    Sie hob fragend eine Braue.
    Seichan hatte recht. Warum nicht jetzt gleich?
    Gray ging zum Rucksack, kniete davor nieder und öffnete das Hauptfach. Seichan sah ihm über die Schulter.
    Er wühlte in den nassen Sachen. Viel war es nicht: ein paar T-Shirts, Schreibzeug, ein aufgeweichter Notizblock mit Spiralheftung. In die T-Shirts war jedoch etwas eingewickelt, etwas, das in einem Beutel verstaut war. Gray nahm es heraus.
    »Was ist das?«
    »Scheint ein altes Buch zu sein … vielleicht ein Tagebuch.« Gray öffnete den Beutel und nahm den Inhalt heraus.
    Es war ein kleines Buch mit altersbrüchigem Ledereinband. Vorsichtig schlug er es auf und erblickte eine akkurate Handschrift und nicht minder sorgfältig ausgeführte Zeichnungen.
    Er überflog die ersten Zeilen.
    »Französisch«, sagte er.
    Er blätterte die erste Seite um und betrachtete die schwungvollen Initialen.
     

     
    »A. F.«, las er vor und sah zu Seichan auf.
    Sie kannten die Initialen und auch den Verfasser des Tagebuchs.
    Archibald Fortescue.

23
31. Mai, 10:12
Flagstaff, Arizona
    »WIR MÜSSTEN GLEICH da sein«, sagte Hank Kanosh vom Rücksitz aus.
    Painter betrachtete gedankenversunken die Hochwüste, die draußen vorbeizog. Die Landschaft brütete in Rot- und Goldschattierungen in der Mittagssonne, aufgelockert von Beifuß und hin und wieder auch stachligen Yuccabäumen.
    Kowalski raste über den Highway 89. Flagstaff lag hinter ihnen, und sie fuhren nach Nordosten. Vor einer Viertelstunde waren sie nach kurzem Flug mit einem Charterflugzeug gelandet, das sie von einem Flugplatz in der Nähe von Price in Utah hierhergebracht hatte. Ihr Ziel – der Sunset Crater – lag vierzig Autominuten von der Stadt entfernt.
    »Wir müssen auf die Fire Road 545 abbiegen«, sagte Hank. Der Hund des Professors saß an der anderen Seite der Sitzbank und drückte sich die Nase an der Fensterscheibe platt, nachdem er einen flüchtenden Hasen erspäht hatte. Auf einmal war er hellwach. »Die Feuerschneise beschreibt einen fünfundfünfzig Kilometer langen Bogen durch den Nationalpark und mehrere alte Pueblosiedlungen. Nancy Tso wird uns im Besucherzentrum am Parkeingang in Empfang nehmen.«
    Nancy Tso, ihre Kontaktperson, war eine Navajo und arbeitete als Rangerin für den Nationalpark. Hank war seine Bekannten durchgegangen und hatte diejenigen ausgewählt, die sich in der Gegend am besten auskannten. Dann hatte er ein paar Anrufe getätigt. Auf dem Flug hierher hatte Painter sich über das Gebiet kundig gemacht. Die anderen desgleichen. Kat hatte ihnen einen Wust von Informationen aus D. C. geschickt, doch Painter zog Wissen aus erster Hand vor. Sie wollten erst mit der Rangerin sprechen und möglichst viel von ihr in Erfahrung bringen.
    Trotzdem hatte Painter Mühe, sich zu konzentrieren. Kat hatte ihn über die Ereignisse vor der isländischen Küste informiert, und im Radio hatte er Meldungen über weitere Vulkanausbrüche gehört. Die ganze Inselkette südlich von Island rauchte und bebte. Zwei neue Vulkane waren am Meeresboden ausgebrochen, spuckten Lava und wuchsen immer weiter in die Höhe.
    Eine gigantische Aschewolke trieb auf Europa zu. Mehrere Flughäfen waren bereits geschlossen. Gray aber war gerade noch im letzten Moment weggekommen. Er war bereits in der Luft gewesen, unterwegs nach Washington, und er hielt die Beute in der Hand: ein altes Tagebuch, das der französische

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