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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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sind, befinden sich dort drüben«, sagte Nancy und geleitete sie zu einem ebenen Bereich der Schlucht. »Das ist der zweite Grund, weshalb wir niemanden hier hereinlassen. Wir wollen nicht, dass die Leute auf diesem Meisterwerk herumtrampeln.«
    Der Künstler hatte hier einen anderen Untergrund für sein Werk gewählt, nämlich den Boden der Schlucht.
    Auch hier handelte es sich um ein prachtvolles Beispiel prähistorischer Kunst – in dessen Mitte aber, umfangen von einer der allgegenwärtigen Spiralen, waren ein Halbmond und ein fünfzackiger Stern dargestellt. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Das Symbol glich dem, das Jordans Großvater gezeichnet hatte.
    Zusammen mit der Spirale hatte dieses Kunstwerk einen Durchmesser von etwa einem Meter. Sein Urheber hatte beide hier vertretenen Techniken eingesetzt. Der Halbmond und der Stern waren in das Gestein gekratzt, die Spirale aber aus Tausenden Bohrlöchern vom Durchmesser eines kleinen Fingers zusammengesetzt.
    Kawtch beschnüffelte den Boden. Zunächst wirkte er bloß neugierig, dann zog er drohend die Lefzen hoch. Er wich zurück und nieste.
    »Riechen Sie etwas?«, fragte Painter.
    »Nein«, antwortete Hank, doch die Erregung war ihm deutlich anzumerken.
    Dann spürte Painter es ebenfalls – einen schwachen Luftzug, als hätte ihm jemand einen Kuss auf die Wange gehaucht. Er setzte sich auf den Boden und hielt die Hand über die kleinen Bohrlöcher der Felszeichnung.
    »Aber Sie spüren das doch auch?«, meinte Painter.
    »Eine Luftströmung«, sagte Hank. »Aus den Bohrlöchern zieht es.«
    »Darunter muss sich ein Blasloch befinden. Genau wie in Wupatki.«
    Painter beugte sich vor und streifte mit einer Hand über das Kunstwerk. Feiner Gesteinsstaub wurde aufgewirbelt, doch der interessierte ihn nicht weiter. Er säuberte die Fläche aus einem anderen Grund.
    »Da«, sagte Painter und zog Hanks Zeigefinger über einen Riss, der sich um das Kunstwerk herumzog.
    »Das Felsstück wurde eingesetzt.«
    Painter nickte. »Jemand hat das Blasloch mit einer Sandsteinplatte verschlossen. Eine Art Gullideckel.«
    »Aber durch die Bohrlöcher kann das Höhlensystem noch immer atmen. «
    Painter sah Hank in die Augen. »Wir müssen da runtergehen.«

24
31. Mai, 16:50
Washington, D. C.
    DIESER TAG WOLLTE einfach nicht zu Ende gehen.
    Im Schatten des Washington Monument eilte Gray über die National Mall und warf einen bösen Blick in Richtung Sonne. Der Rückflug von Reykjavik hatte fünf Stunden gedauert, doch aufgrund der Zeitverschiebung war es bei der Ankunft in Washington nur eine Stunde später als beim Start in Island – und obwohl er viel unterwegs war, machte ihm die innere Uhr noch immer zu schaffen.
    Mitschuld an seiner Gereiztheit waren auch die zwei Stunden, die er in der Sigma-Zentrale unterhalb des Smithsonian Castle zugebracht hatte. Obwohl er darauf brannte, sich Archard Fortescues Tagebuch vorzunehmen, hatte er sich erst einmal gründlich über den Stand der Dinge informiert.
    Das Tagebuch musste wichtig sein, er selbst war der lebende Beweis dafür. Er fasste sich vorsichtig ans linke Ohr. Ein kaum sichtbarer Sprühverband deckte den Streifschuss ab, den er abbekommen hatte, als er dem Agenten der Gilde auf der Insel den Rucksack abgenommen hatte. Aber seine Verletzungen waren bei Weitem nicht das schlimmste Ergebnis der Reise.
    »Nicht so schnell!«, rief hinter ihm Seichan.
    Sie humpelte auf dem rechten Bein. Die Sigma-Ärzte hatten ihre Abschürfungen versorgt, die tieferen Bisswunden genäht und sie mit Antibiotika und Schmerzmitteln vollgepumpt, was ihre glänzenden Augen erklärte. Sie konnte von Glück sagen, dass die Orcas so rücksichtsvoll gewesen waren, sonst hätte sie ein Bein verloren.
    Gray wurde langsamer, damit sie zu ihm aufschließen konnte. »Wir hätten ein Taxi nehmen sollen.«
    »Ich musste mir mal die Beine vertreten. Je mehr ich mich bewege, desto schneller heilen die Verletzungen.«
    Gray war da eher skeptisch. Er hatte gehört, wie einer der Ärzte Seichan davor gewarnt hatte, ihre Verletzungen auf die leichte Schulter zu nehmen. Die wilde Entschlossenheit in ihrem von Medikamenten verschleierten Blick war jedoch nicht zu übersehen. Ihr hatte das Eingeschlossensein in dem Kellerkomplex ebenso zugesetzt wie ihm. Es hieß, um nicht zu ersticken, müssten Haie ständig in Bewegung sein. Auf Seichan traf das sicherlich zu.
    Sie mussten den Madison Drive überqueren. Als Seichan vom Bordstein trat, stolperte sie mit dem linken

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