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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Fuß. Er fasste sie um die Hüfte und stützte sie. Seichan fluchte und wollte ihn wegschieben – er aber ergriff ihre Hand und legte sie sich auf die Schulter.
    »Halten Sie sich an mir fest.«
    Sie machte Anstalten, ihre Hand wegzuziehen, doch er ließ nicht locker. Seufzend hielt sie sich an seiner Schulter fest. Er legte ihr den Arm um die Hüfte und stützte sie im Kreuz, für den Fall, dass sie erneut stolpern sollte.
    Als sie die Straße überquert hatten und zwischen dem Museum für Naturgeschichte und der Nationalgalerie entlanggingen, krallte sie die Finger fest in seine Schulter.
    »Beim nächsten Mal nur mit dem Taxi …«, stöhnte sie und grinste schwach.
    Gray empfand selbstsüchtige Genugtuung. Seichan lehnte sich schwer gegen ihn. Er schnupperte den Pfirsichduft ihres Haars und den würzigeren Geruch ihrer schweißfeuchten Haut. Und es steckte genug archaische Männlichkeit in ihm, um diesen seltenen Moment der Schwäche und Bedürftigkeit auszukosten.
    Er verstärkte den Druck seiner Hand und spürte ihre Körperwärme durch den dünnen Blusenstoff hindurch. Dieser intime Moment würde jedoch nicht von Dauer sein.
    »Gott sei Dank sind wir bald da«, sagte sie und rückte von ihm ab, stützte sich aber weiter auf seine Schulter.
    Vor ihnen ragte das Gebäude des Nationalarchivs auf. Sie wollten sich mit dem Kurator und dessen Assistentin im Rechercheraum treffen. Gleich nach seinem Eintreffen bei Sigma hatte Gray ihnen per Boten eine Fotokopie des Tagebuchs zustellen lassen. Das Original lag bei Sigma im Tresor. Sie wollten kein Risiko eingehen.
    Auf den ersten Blick bemerkte Gray die beiden Geheimagenten, die das Archiv bewachten. Zwei weitere Agenten befanden sich im Gebäude und hielten ein wachsames Auge auf die Fotokopien.
    Als er Seichan die Treppe hinaufhalf, klingelte das Handy in seiner Tasche. Er nahm es heraus und las den Namen des Anrufers ab. Er hatte Monk bei Kat gelassen. Sie überwachten die Vorgänge in Island und versuchten, in Erfahrung zu bringen, ob sie eine neue Laki-Eruption ausgelöst hatten. Wie zuvor in Utah hatte die beim Vulkanausbruch freigesetzte Hitze den Nano-Herd vermutlich inaktiv gemacht. Dennoch war nicht ausgeschlossen, dass das explodierende Inselarchipel eine Katastrophe globalen Ausmaßes auslösen würde.
    Wie sich herausstellte, kam der Anruf nicht von Monk, sondern von Grays Eltern. Nach der Landung in D. C. hatte er bereits mit seiner Mutter telefoniert und sich nach der Verfassung seines Vaters erkundigt. Wie gewöhnlich ging es seinem Vater nach der schlimmen Nacht wieder gut, doch er konnte sich nicht mehr an den Vorfall erinnern.
    Gray klappte das Handy auf und hielt es sich ans Ohr. »Mom?«
    »Nein, ich bin’s«, sagte sein Dad. »Erkennst du meine Stimme nicht mehr?«
    Gray verzichtete darauf, seinen Vater darauf hinzuweisen, dass er gar nicht hatte wissen können, wer ihn anrief. »Was gibt es, Dad?«
    »Ich wollte mit dir sprechen, weil …« Es entstand eine längere Pause.
    »Dad?«
    »Verdammt noch mal, so warte doch!«, rief sein Vater. »Harriet, weshalb wollte ich Kenny anrufen?«
    Die Stimme seiner Mutter war nur leise zu hören. »Was?«
    »Gray wollte ich sagen. Warum habe ich Gray angerufen?«
    Also weiß er jetzt wenigstens, wen er an der Strippe hat.
    Er hörte gedämpftes Gebrabbel, sein Vater wurde immer gereizter und zorniger. Er musste dem ein Ende machen, bevor die Situation aus dem Ruder lief.
    »Dad!«, rief er ins Handy.
    Leute blickten in seine Richtung.
    »Was ist?«, knurrte sein Vater.
    In ruhigem, gelassenem Ton sagte er: »Hey, wie wär’s, wenn du mich gleich zurückrufen würdest? Wenn’s dir wieder eingefallen ist. Mir wär’s recht.«
    »Ja, okay, das klingt gut. Hab im Moment viel um die Ohren … bin ganz durcheinander.«
    »Mach dir deswegen keinen Kopf, Dad.«
    »Ist gut, Sohn.«
    Gray klappte das Handy zu.
    Seichan musterte ihn fragend. Sie ließ ihre Hand von seiner Schulter zur Hüfte rutschen, als wollte sie zur Abwechslung einmal Gray stützen, anstatt von ihm gestützt zu werden.
    Er steckte das Handy ein. »Familienkram.«
    Sie blickte ihn an, als versuchte sie, seine Gedanken zu lesen.
    Er deutete zum Eingang. »Los, lassen Sie uns rausfinden, weshalb Fortescue sein Tagebuch in Island versteckt hat.«
17:01
    Seichan ließ sich auf einem Konferenzstuhl nieder, verlagerte das Gewicht auf ihre unverletzte Hüfte und streckte das rechte Bein vor. Sie verkniff sich einen Seufzer der Erleichterung.
    Gray

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