Feuerflut
sei bewaffnet.
Einer der Soldaten versuchte, in den dunklen Tunnel vorzudringen. Ein Pistolenschuss veranlasste ihn, von seinem Vorhaben Abstand zu nehmen.
»An einer Engstelle habe ich einen Mann postiert!«, rief Painter, ohne sich umzudrehen. »Er verfügt über reichlich Munition und kann einen Angreifer nach dem anderen ausschalten. Halten Sie Abstand. Ich weiß, was Sie wollen! Wir können uns einigen!«
Painter näherte sich Schritt für Schritt der Brücke.
Ein hagerer Mann löste sich aus der Gruppe der Soldaten und wandte sich zur Brücke.
Einer der Söldner begleitete ihn. Painter erkannte den Mann wieder, der im Universitätslabor Professor Denton erschossen hatte. Man sah noch die Blutflecken an seiner Hose, an der er sich die Hände abgewischt hatte. Painter dachte an die blutige Hundeleine. Auch für den zweiten Mord war der Mann verantwortlich.
Es tut mir leid, Nancy … Ich hätte dich nicht mit hineinziehen dürfen.
Sein Gesichtsfeld verengte sich, als er den Hünen musterte.
Aber jetzt ist nicht die Zeit für Rache.
Das war offensichtlich. Der Söldner zerrte einen jungen Mann hinter sich her, der gefesselt und geknebelt war. Es war Jordan Appawora. Painter war nicht sonderlich überrascht, ihn hier zu sehen. Er hatte sich denken können, dass jemand die Gilde zu diesem Ort in Arizona geführt hatte. Und da kamen nur wenige Leute in Betracht.
Da sie hoffnungslos unterlegen waren, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich Gehör zu verschaffen und den Versuch zu unternehmen, Einfluss auf das weitere Geschehen zu nehmen.
»Ich ziehe keine Waffe!«, rief Painter und langte langsam in die offene Seitentasche des Rucksacks. Behutsam zog er die beiden Goldtafeln heraus und hielt sie hoch. »Ich glaube, darauf haben Sie es abgesehen, nicht wahr?«
Der hagere Mann auf der anderen Seite der Brücke beäugte Painter misstrauisch. Offenbar war er sich nicht im Klaren, worauf das Spiel hinauslaufen sollte. Nach einer Weile zuckte er mit den Schultern und entspannte sich merklich, vielleicht, weil er sich sagte, dass er immer noch im Vorteil sei.
»Monsieur Crowe, ich bin Rafael Saint Germaine.« Er hatte einen kultivierten französischen Akzent mit leicht provenzalischem Einschlag. Offenbar kam er aus dem Süden Frankreichs. Er zeigte auf seinen Stock. Er hatte einen leichten Tremor im Arm, der sich durch den Stock fortsetzte. Die Schüttellähmung war ungewöhnlich für einen so jungen Mann. Wahrscheinlich war sie angeboren und hatte sich durch den beschwerlichen Abstieg und die Hitze noch verstärkt. »Ich glaube, die Tafeln muss ich Ihnen abnehmen.«
»Selbstverständlich«, sagte Painter. »Ich überlasse sie Ihnen freiwillig. Als Zeichen meines guten Willens.«
Ein Söldner trat von hinten an ihn heran und riss ihm unsanft die Goldtafeln aus der Hand.
Ohne Painter auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen, bedeutete der Franzose dem Söldner, ihm die Tafeln zu bringen. Trotz seiner Gebrechlichkeit funkelte eine boshafte Schläue aus seinen Augen. Painter nahm sich vor, seinen Gegner nicht zu unterschätzen. Ein in die Enge gejagtes Tier war besonders gefährlich, wenn es verletzt war, und dieser Mann war verwundet von Geburt an. Doch er hatte überlebt, in einer sozialen Gruppe, die seine Schwäche tolerierte – und nicht nur überlebt, sondern auch reüssiert.
Rafael untersuchte die Goldtafeln. »Ihre Großzügigkeit macht mich ganz sprachlos. Offen gesagt, habe ich mit größerem Widerstand gerechnet. Was sollte mich davon abhalten, Sie auf der Stelle töten zu lassen?«
Hinter ihm wurden Waffen angelegt.
Painter machte noch einen Schritt und blieb am Rand der Brücke stehen. Er wollte sichergehen, dass der Franzose ihn auch verstand.
»Das war ein Zeichen meiner Kooperationsbereitschaft«, sagte er. »Im Vergleich zu dem, was wir dort unten gefunden haben, sind die beiden Goldtafeln nämlich nur ein Klacks.«
Der Mann legte den Kopf schief; er hatte angebissen.
Gut.
»Darf ich?«, fragte Painter und streckte die Hand zur anderen Seite des Rucksacks aus.
»Bitte sehr.«
Painter holte den Kanopendeckel mit dem Wolfskopf hervor.
Bei dem Anblick bekam der Mann weiche Knie. Er stützte sich schwer auf den Stock und wechselte vor Überraschung ins Französische. »Non, ce n ’est pas possible …«
»Wie ich sehe, wissen Sie, worum es sich handelt.«
»Oui. Ja.« Der Mann fasste sich wieder. Hemmungslose Gier lag in seinem Blick.
»Gegenwärtig hält sich einer meiner
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