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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Schmelzofens.
    Elliðaey.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit nach Westen, wo im rötlichen Metall ein weiterer Diamant funkelte. Dieser Splitter war größer als der von Island. Vielleicht entsprach dies der Größe des dortigen Vorkommens. Es war ein beunruhigender Hinweis auf die Gefahr, die sich dort zusammenbraute.
    Gray betrachtete die Landkarte, runzelte die Stirn und versuchte, sich zu orientieren. Da keine Landesgrenzen und Städte eingezeichnet waren, hatte er Mühe, die genaue Position der Markierung zu bestimmen. Fest stand nur, dass der Ort irgendwo im Norden der Rocky Mountains, aber noch auf dem Gebiet der später gegründeten Vereinigten Staaten lag.
    Kein Wunder, dass Fortescue zuerst nach Island gesegelt war.
    Seichan kam mit Papier und Bleistift zurück und machte sich daran, die Schriftzeichen am Rand der Karte abzuzeichnen.
    Gray folgte dem erhabenen Grat der Rockies nach Süden. Dort fand er das Gesuchte, einen Kristallsplitter, der nur bei genauem Hinsehen zu erkennen war.
    Das muss das Utah-Vorkommen sein.
    Verglichen mit dem Diamanten im Norden war das ein Klacks. Der Splitter war so winzig, dass Jefferson und Fortescue ihn entweder übersehen oder für bedeutungslos gehalten hatten. Grays Blick wanderte zwischen den drei Kristallen hin und her. Ihre unterschiedliche Größe entsprach vermutlich der Bedeutung der jeweiligen Vorkommen – und der Gefahr, die von ihnen ausging.
    Er sah auf die Uhr, denn er war sich des Zeitdrucks nur allzu bewusst.
    Seichan hatte die Schriftzeichen mittlerweile kopiert und deutete mit dem Stift auf den größten Diamanten. »Haben Sie eine Ahnung, wo das ist?«
    »Ich glaube, ich weiß es«, sagte er, während er die Puzzlesteine im Kopf kombinierte. Auf erschreckende, entsetzliche Weise fügte sich alles zusammen. Doch bevor er seine Theorie mitteilte, musste er sich Gewissheit verschaffen. »Ich brauche eine Karte vom Westen der USA.«
    Seichan zeigte auf den Schmelzofen. »Und was fangen wir einstweilen damit an?«
    Gray nickte und verstellte den Thermostaten des Ofens. Die Temperatur kletterte bis über dreitausend Grad, mehr als das Dreifache des Schmelzpunkts von gewöhnlichem Gold. Die bläulichen Acetylenflammen schossen in die Höhe, tanzten heftiger als zuvor.
    Seichan musterte ihn mit hochgezogener Braue.
    »Wir können es nicht riskieren, dass die Karte Waldorf in die Hände fällt«, erklärte er.
    »Und deshalb wollen Sie sie zerstören?«
    »Ich werd’s zumindest versuchen. Das Metall der Karte ist dichter, deshalb hat es einen höheren Schmelzpunkt als gewöhnliches Gold. Aber irgendwann muss es schließlich schmelzen.«
    Damit es dazu auch kam, drehte Gray den Temperaturschalter noch weiter, bis die Anzeige auf MAX stand.
    Das würde hoffentlich reichen.
    Gray und Seichan beobachteten, wie die Temperatur immer weiter anstieg. Schon bald mussten sie ein paar Schritte zurückweichen, weil es ihnen zu heiß wurde. Der rötliche Schimmer der Landkarte ging in ein blendend helles Gleißen über.
    Vielleicht schmilzt sie ja nicht mal bei diesen Temperaturen …
    Gray musste seine Augen bedecken.
    »Spüren Sie das auch?«, fragte Seichan.
    »Was meinen Sie?«, fragte er. Doch nun nahm auch er es wahr.
    Ein Prickeln auf der Haut, eine schwache Vibration, als ob die Moleküle im Raum zu Schwingungen angeregt würden. Im nächsten Moment begann der schwere Schmelzofen zu vibrieren.
    Gray fasste Seichan beim Ellbogen und zog sie zur Tür. »Laufen Sie!«
    Er rannte hinter ihr her. Er stellte sich die dicht gepackten Atome des Nanogolds vor, die eine gewaltige Menge potenzieller Energie gespeichert hatten, wie ein Gummiband bei maximaler Ausdehnung.
    Er warf einen Blick über die Schulter. Wurde dieses Gummiband durchtrennt, würde das überhitzte Metall die aufgespeicherte potenzielle Energie mit einem Schlag freisetzen …
    Es würde nicht schmelzen.
    Es würde …
    Die Druckwelle warf ihn gegen Seichan. Sie wurden durch die Ladentür auf die nächtliche Straße hinausgeschleudert. Glasscherben und Holzsplitter regneten auf sie herab. Die rußgeschwärzte Tür des Schmelzofens flog an ihnen vorbei und zerschmetterte die Windschutzscheibe des Chevy Suburban, den der Russe vor seinem Laden abgestellt hatte.
    Gray rappelte sich auf, legte Seichan den Arm um die Hüfte und zog sie mit sich hoch. Er dachte an die im Haus gelagerten Gasflaschen. Die nächste Explosion warf sie erneut zu Boden. Ein Hitzeschwall fegte über sie hinweg. Ein gewaltiger Feuerball

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