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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Temperatur würde um mindestens zehn Grad fallen. Der vulkanische Winter würde Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte währen.«
    Painter stellte sich die resultierende weltweite Hungersnot vor, das Chaos, die vielen Toten. Gray hatte ihm das Ausmaß des Laki-Ausbruchs geschildert, der sich kurz nach Gründung der Vereinigten Staaten ereignet hatte. Dieser im Verhältnis eher kleine Vulkanausbruch hatte sechs Millionen Menschenleben gekostet.
    Er starrte Chin an, der aschfahl geworden war. »Wenn ich Sie recht verstanden habe, sprechen Sie von einem drohenden Massensterben.«
    »Das wäre nicht das erste Mal. Das letzte Ereignis dieser Größenordnung hat vor gerade mal siebzigtausend Jahren stattgefunden. Ein Vulkanausbruch auf Sumatra. Der darauf folgende Vulkanwinter hätte die Menschheit beinahe ausgelöscht. Überlebt haben nur wenige Tausend fortpflanzungsfähige Paare weltweit.« Chin erwiderte Painters Blick. »Diesmal hätten wir vielleicht weniger Glück.«
0:28
    Hank saß im Hinterzimmer und lauschte Chins düsterer Prognose.
    Seine Hände ruhten auf der Computertastatur, doch er nahm den Bildschirm nicht mehr wahr. Er stellte sich vor, die ganze Zivilisation würde ausgelöscht. Er dachte an die apokalyptische Prophezeiung des Ute-Ältesten, wonach der Große Geist sich erheben und die Welt vernichten werde, wenn jemand in die Höhle eindränge.
    Jetzt schien es so, als sollte sie sich bewahrheiten.
    Ein Schatten fiel auf seine langen, knotigen Finger. Eine warme, faltenlose Hand drückte die seine.
    »Es wird schon, Professor«, sagte Jordan. Der junge Mann saß neben ihm und hatte bis gerade eben Ausdrucke aus dem Laserdrucker genommen. »Vielleicht ist der Yellowstone Park gar nicht der richtige Ort.«
    »Doch, das ist er.«
    Hank vermochte seine Niedergeschlagenheit nicht abzuschütteln. Die Trauer um Maggie und die anderen Opfer machte alles noch schlimmer.
    So viele Tote.
    Plötzlich neidete er Jordan seine Jugend, seinen unerschütterlichen Optimismus und seinen Glauben an die eigene Unsterblichkeit. Er blickte zu Jordan auf – was er in dessen Gesicht sah, erzählte jedoch eine ganz andere Geschichte. Die schwarzen Augen, die Schrammen und Blutergüsse, die in jedem Muskel gegenwärtige Angst – ein Mangel an Reife war jedenfalls nicht der Grund für seinen Optimismus. Jordan konnte einfach nicht anders.
    Hank atmete stockend ein, drängte die Schatten der Toten zurück. Er lebte noch. Und auch dieser resolute junge Mann. Unter dem Tisch klopfte ein Schwanz auf den Boden.
    Und du auch, Kawtch.
    Hank erwiderte Jordans warmen Händedruck, dann konzentrierte er sich wieder auf das Naheliegende. Er hatte seine Meinung zur letzten Ruhestätte der Tawtsee’untsaw Pootseev noch immer nicht geändert. Painters Kollege von der Ostküste hatte die goldene Landkarte richtig interpretiert.
    Zumindest glaubte das Hank.
    »Was haben Sie herausgefunden?«, fragte Jordan.
    »Ich habe eine Unmenge von Indianersagen durchgearbeitet, die sich auf den Yellowstone Park beziehen, und versucht, Zusammenhänge zwischen verschiedenen Mythen und Legenden herzustellen, die das Vorhandensein einer verlorenen Stadt in dem Tal zu belegen scheinen. Das war frustrierend. Die Gegend war seit über zehntausend Jahren von Indianern besiedelt. Hier lebten Cheyenne, Kiowa, Schoschonen, die Schwarzfuß- und die Krähenindianer. Aber es gibt kaum Geschichten über dieses einzigartige Tal. Da herrschte ein dröhnendes Schweigen.«
    »Vielleicht kannten sie es gar nicht.«
    »Doch, sie hatten Namen für das Tal. Die Krähenindianer nannten es Land der verbrannten Erde oder auch Land der Dämpfe. Die Schwarzfußindianer nannten es Viel Rauch. Die Flachkopfindianer nannten es Rauch aus dem Boden. Eindeutiger geht es wohl nicht, oder? Diese frühen Stämme kannten den Ort.«
    »Vielleicht wurde nicht darüber geredet, weil man Angst davor hatte.«
    »Ja, man hat lange Zeit geglaubt, die Indianer hätten aus dem Zischen und Tosen der Geysire die Stimmen böser Geister herausgehört. Diese Ansicht wird noch immer in gewissen Kreisen vertreten, aber das ist großer Quatsch. Neueste anthropologische Untersuchungen haben gezeigt, dass dem nicht so war. Die frühen Indianerstämme hatten keine Angst vor dem dampfenden Land. Vielleicht haben die weißen Siedler deshalb die Unwahrheit verbreitet, weil sie die sogenannten Wilden als dumm und abergläubisch hinstellen wollten … oder weil sie eine Rechtfertigung dafür brauchten, dass sie sich

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