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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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deren Land aneigneten. Wenn die Pioniere behaupteten, dass die Indianer sich nicht in das Yellowstone-Gebiet hineinwagten, stand es ihnen frei, sich dort zu bedienen.«
    »Und wie sah die Wahrheit aus?«
    Hank zeigte auf den Bildschirm. »Die Funde stürzten die Gelehrten der damaligen Zeit in Verwirrung. Im Jahr 1895 hat der Historiker Hiram Chittenden Folgendes geschrieben: › Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass von den Indianern nichts über die Gegend zu erfahren war … Ihr Stillschweigen ist bemerkenswert und rätselhaft. ‹«
    »Klingt nicht so, als wenn sie Angst gehabt hätten«, meinte Jordan. »Eher so, als ob sie etwas verbergen wollten.«
    Hank fasste sich an die Nase – ganz richtig, mein Junge –, dann zeigte er auf den Bildschirm. »Schauen Sie sich das mal an. Auf diese Passage bin ich kürzlich bei meinen Studien gestoßen. Es handelt sich um einen Auszug aus dem Tagebuch John Hamilcar Hollisters, eines der ersten Siedler. Ich habe bislang nichts Vergleichbares gefunden, doch es wirft ein interessantes Licht auf das Stillschweigen der Indianer.«
    Jordan beugte sich vor.
    Hank las lautlos mit.
     
    Es gibt nur wenige Indianerlegenden, die auf diese absichtlich vergessene Gegend Bezug nehmen. Eine habe ich gefunden, und sie besagt, dass man dem Weißen Mann nicht von diesem Inferno erzählen solle, damit er nicht seinen Fuß auf dieses Gebiet setze und einen Pakt mit den Teufeln eingehe, auf dass alle Indianer vernichtet würden.
     
    Jordan lehnte sich verblüfft zurück. »Also haben sie tatsächlich etwas versteckt.«
    »Etwas, das nicht in die falschen Hände fallen sollte, da unsere Ahnen fürchteten, es könnte gegen sie verwendet werden.«
    »Die verlorene Stadt muss sich dort befinden.«
    Aber wo?
    Hank sah auf die Uhr und wehrte sich gegen die lähmende Verzweiflung, die ihn bis gerade eben im Griff gehabt hatte. Er wollte Jordans Beispiel folgen. Er würde die Hoffnung nicht aufgeben. Er ertappte den jungen Mann dabei, wie er durchs Fenster zu den Lichtern von Flagstaff hinübersah. Hank aber wusste, dass er im Geiste in weiter Ferne weilte und sich Sorgen machte, die nicht mit Vulkanen und verlorenen Städten zu tun hatten.
    Diesmal war es Hank, der den Arm ausstreckte und Jordan aufmunternd die Hand drückte. »Wir holen sie zurück.«
1:38
Salt Lake City, Utah
    Es war fast eine Stunde her, dass Kai mit Onkel Crowe telefoniert hatte. Sie saß ungefesselt auf einem Esszimmerstuhl, wusste aber nichts Besseres mit sich anzufangen, als am Daumennagel zu knabbern.
    In der Suite herrschte rege Betriebsamkeit. Die Söldner hatten die Kampfmonturen gegen Zivilkleidung getauscht, die an diesen harten Männern fehl am Platze wirkte. Sie packten ihre Sachen, verstauten Ausrüstung, zerlegten Waffen. Sie bereiteten den Abflug vor.
    Die Computerausrüstung hatte man in einer großen Transportkiste mit Rädern verstaut, einem zweckentfremdeten Schrankkoffer von Louis Vuitton. Mehrere Kabel führten zu Jordans Handy.
    Rafael schritt unruhig um die Kiste herum und wartete auf den Anruf von Kais Onkel.
    Kai ließ den Arm sinken und faltete zwischen den Beinen die Hände, ebenso nervös wie ihr Peiniger und am Rande der Panik.
    Bis zu Painters Anruf war sie im Schlafzimmer eingesperrt gewesen und hatte geglaubt, er sei tot. Sie war überzeugt gewesen, dass diese Leute sie ebenfalls töten würden. Es war ihr egal. Sie fühlte sich innerlich leer, saß benommen auf der Bettkante. Sie spürte noch die Angst, die sich in ihrem Kreuz konzentrierte, doch viel schlimmer war das Gefühl der Verlassenheit. Ihr Leben hatte keinen Sinn mehr. Sie dachte daran, den Spiegel im Badezimmer zu zerschlagen und sich mit einer Scherbe die Pulsader aufzuschneiden, als könnte sie auf diese Weise wenigstens ein bisschen Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen.
    Doch selbst dieser Aufwand war ihr zu groß gewesen.
    Sie hatte einfach nicht die Kraft dazu.
    Dann war der Anruf gekommen. Ihr Onkel, der Professor, Jordan und auch Kowalski, dieser wandelnde Kühlschrank, waren am Leben. Sie hatte die Fotos von der Rettung auf Rafaels Computerbildschirm gesehen.
    Nach dem Anruf füllte Triumph die Leere in ihrem Innern aus, ein warmes Licht inmitten der Finsternis. Die letzten Worte ihres Onkels hallten in ihr nach.
    Ich hole dich da raus. Versprochen.
    Er hatte gesagt, er werde sie nicht im Stich lassen – und sie glaubte ihm. Ihr wiedererwachter Lebensmut ließ auch die Angst erstarken. Sie wollte leben, und auf einmal

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