Feuerflut
Steckbrief würde in sämtlichen Nachrichtensendungen des Landes gezeigt werden. Ihre Identität würde nicht mehr lange geheim bleiben.
Die vielen Kameras … bestimmt hat jemand mein Gesicht gefilmt.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis man sie schnappen würde.
Sie brauchte Hilfe.
Wem aber konnte sie vertrauen?
16:35
Washington, D. C.
»Direktor, es sieht so aus, als wären wir endlich durchgekommen.«
»Zeigen Sie’s mir«, sagte Painter und trat in den dunklen Raum, der nur von kreisförmig angeordneten Monitoren und leuchtenden Computerbildschirmen erhellt wurde.
Die Satellitenzentrale von Sigma erinnerte ihn immer an den Kommandoraum eines Atom-U-Boots mit eingeschaltetem Rotlicht. Und wie der Kontrollraum eines U-Boots war auch dies hier das eigentliche Nervenzentrum von Sigma. Alle hereinkommenden und hinausgehenden Informationen passierten dieses verwobene Nachrichtennetz, das von den verschiedenen Geheimdiensten im In- und Ausland gespeist wurde.
Die Spinne in diesem speziellen Netz stand vor einer Ansammlung von Monitoren und winkte Painter zu sich herüber. Captain Kathryn Bryant war die Geheimdienstexpertin von Sigma und inzwischen nach Painter die Nummer zwei. Sie hielt Kontakt zu den einflussreichen Kreisen von Washington und war eine geschickte Akteurin in der mörderischen Welt der Politik. Und wie jede tüchtige Spinne hielt sie ihr Netz akribisch in Ordnung und spann es immer weiter. Vor allem aber verstand sie es, jeden einzelnen Faden des Netzes im Auge zu behalten, das Rauschen herauszufiltern und Ergebnisse zu erzielen.
So wie jetzt.
Kat hatte ihn rufen lassen, weil möglicherweise ein Durchbruch bevorstand.
»Nur noch einen Moment, dann steht die Verbindung nach Salt Lake City«, sagte sie.
Sie zuckte leicht zusammen, legte sich die eine Hand auf den Bauch und machte mit der anderen eine Eingabe auf der Tastatur. Sie war im achten Monat schwanger, weigerte sich aber, vorzeitig in Mutterschaftsurlaub zu gehen. Als einziges Zugeständnis an ihre Schwangerschaft hatte sie das enge blaue Kostüm, das sie für gewöhnlich bei der Arbeit trug, gegen ein weites Kleid mit Jacke ausgetauscht und ließ ihr kastanienbraunes Haar auf die Schultern herabfallen, anstatt es sich hochzustecken.
»Möchten Sie sich nicht wenigstens setzen?«, sagte Crowe und zog einen Stuhl vor den Monitor.
»Ich sitze schon den ganzen Tag. Seit dem Mittagessen übt das Baby Stepptanz auf meiner Blase.« Sie winkte ihn näher. »Direktor, das müssen Sie sich ansehen. Von Anfang an. Ich überwache die Lokalnachrichten von Salt Lake City. Es war nicht schwer, mich in die Server einzuhacken und den Redaktionen bei der Vorbereitung der Abendnachrichten über die Schulter zu schauen.«
»Warum?«
»Weil ich mir gedacht habe, dass sich ein Handy verdammt leicht verstecken lässt.«
Er musterte sie fragend.
Sie erklärte ihm, was sie meinte. »Aufgrund der großen Zahl von Augenzeugen standen die Chancen gut, dass jemand die Attentäterin gefilmt oder fotografiert hat. Warum wurde nicht darüber berichtet?«
»Vielleicht, weil alle zu sehr in Panik waren.«
»Das mag auf die Zeit unmittelbar nach der Explosion zutreffen, nicht aber auf die davor. Gehen wir mal davon aus, es gibt ein entsprechendes Foto. Weshalb wurde es dann nicht der Polizei übergeben? Den Gedankengang habe ich weiterverfolgt. Geldgier ist ein starkes Motiv.«
»Sie glauben, jemand hat seine Fotos von der Attentäterin zurückgehalten, um sie zu Geld zu machen.«
»Ehrlich gesagt musste ich davon ausgehen. Es war bestimmt ganz leicht, in dem Durcheinander ein Handy zu verstecken. Oder jemand hat das Material per E-Mail verschickt und die Protokolldaten gelöscht. Deshalb habe ich mir die Übertragungsordner für die heutigen Abendnachrichten im Raum Salt Lake City angeschaut und bin bei einer Tochtergesellschaft von NBC auf eine Datei mit der Bezeichnung ›Neues Material vom Utah-Attentat‹ gestoßen.«
Kat drückte eine Taste, woraufhin ein Video abgespielt wurde, eine weitere Darstellung des Szenarios, das schon so viele Male vor ihnen abgelaufen war. Diesmal aber war zu sehen, wie die Attentäterin mit dem Rucksack auf dem Rücken aus der Höhle kam. Sie bewegte sich schnell, blickte einen Moment lang aber genau in die Kamera.
Kat fuhr die Aufnahme zurück und stoppte sie. Das Bild war pixelig, doch die indianische Abstammung, von der die Augenzeugen berichtet hatten, war deutlich zu erkennen.
Painter beugte sich vor. Er bekam
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