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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Herzklopfen. »Können Sie das zoomen?«
    »Die Auflösung ist schlecht. Ich brauche einen Moment, um das Bildrauschen zu entfernen.« Kats Finger flogen über die Tastatur. »Ich habe mir gedacht, es wäre besser, wenn wir der Entwicklung voraus sind. Das soll in Salt Lake City in den Achtzehnuhrnachrichten gesendet werden. Ich habe zufällig den Begleittext gelesen. Er ist ausgesprochen aufhetzend. Das Attentat wird der wiederauflebenden Militanz der amerikanischen Ureinwohner zugeschrieben. In dem Nachrichtenordner waren auch noch mehrere Archivberichte zur Schlacht von Wounded Knee.«
    Painter hätte beinahe laut aufgestöhnt. Im Jahr 1973 hatten sich Angehörige der Indianerbewegung in Wounded Knee, South Dakota, eine blutige Schlacht mit dem FBI geliefert. Zwei Menschen waren ums Leben gekommen, viele andere bei den Feuergefechten verletzt worden. Es hatte Jahrzehnte gedauert, bis sich die Spannungen zwischen den Stämmen und der Regierung wieder abgebaut hatten.
    »Okay«, sagte Kat. »Das Bild wurde bearbeitet.«
    Das Bild wurde erneut angezeigt, doch diesmal wirkte es wesentlich schärfer als zuvor. Kat vergrößerte das Gesicht der jungen Frau, bis es den ganzen Bildschirm ausfüllte. Ihre dunklen Augen waren vor Angst geweitet, die Lippen geteilt, das tiefschwarze Haar umrahmte ihre indianischen Gesichtszüge.
    »Sie ist jedenfalls ein Hingucker«, meinte Kat. »Irgendjemand wird sie kennen. Es wird nicht lange dauern, bis das hübsche Gesicht auch einen Namen hat.«
    Painter hatte ihr kaum zugehört. Er fixierte den Bildschirm. Sein Gesichtsfeld verengte sich auf das Standbild.
    Kat spürte anscheinend, dass etwas nicht stimmte, und wandte sich ihm zu. »Direktor Crowe?«
    Ehe er antworten konnte, klingelte sein Mobiltelefon. Er nahm sein unverschlüsseltes Blackberry heraus, das Handy für den persönlichen Gebrauch.
    Lisa will bestimmt wissen, ob der Grillabend stattfindet.
    Er drückte das Handy ans Ohr und erwartete, ihre Stimme zu hören.
    Doch es war nicht Lisa. Die Stimme der Anruferin klang atemlos, gehetzt. »Onkel Crowe … ich brauche deine Hilfe.«
    Der Schock machte ihn sprachlos.
    »Ich bin in Schwierigkeiten. In großen Schwierigkeiten. Ich weiß nicht …«
    Sie verstummte plötzlich. Im Hintergrund knurrte ein großes Tier, dann ertönte ein Schrei.
    Painter krampfte die Hand ums Handy. »Kai!«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.

4
30. Mai, 14:50
Wildnis von Utah
    KAI WICH VOR dem Hund zurück.
    Sein nasses Fell war mit Schlamm bedeckt, und er machte einen wilden, geradezu tollwütigen Eindruck. Er knurrte und bleckte die Zähne. Mit gesenktem Kopf und aufgerichtetem Schwanz kam er näher, bereit, ihr an die Gurgel zu springen.
    Ein Ruf hinter ihrem Rücken ließ sie zusammenzucken. »Das reicht, Kawtch! Zurück!«
    Sie wandte sich um und erblickte einen groß gewachsenen Mann mit einem Stetson, der auf einem braunen Quarter Horse aus einem Kieferngehölz hervorgeritten kam. Die Stute kletterte leichtfüßig und nahezu lautlos den Hang hoch.
    Kai drückte sich mit dem Rücken an einen Baum und spannte sich fluchtbereit an. Sie glaubte, einen Marshal vor sich zu haben, meinte sogar, sein Abzeichen erkennen zu können, doch als der Mann näher kam, stellte sie fest, dass er sich einen Kompass umgehängt hatte. Er schob ihn unter sein Hemd.
    »Sie haben uns ganz schön auf Trab gehalten, junge Dame«, sagte der Mann schroff, das Gesicht im Schatten der breiten Krempe verborgen. »Aber wenn Kawtch erst mal Witterung aufgenommen hat, lässt er nicht mehr locker.«
    Der Hund wedelte mit dem Schwanz, ließ sie aber nicht aus den Augen. Er knurrte leise.
    Der Fremde ließ sich geschmeidig aus dem Sattel gleiten. Er klopfte dem Hund beruhigend die Flanke und näherte sich ihr. »Sie müssen Kawtch entschuldigen, aber die Explosion hat ihn verschreckt. Hat ihn ganz rappelig gemacht.«
    Kai wusste nicht, was sie von dem Mann halten sollte. Er gehörte offenbar weder der Nationalgarde noch der Bundespolizei an. War er vielleicht ein Kopfgeldjäger? Sie beäugte die Pistole in seinem Gürtelhalfter. Trug er die Waffe wegen ihr oder zum Schutz vor den Schwarzbären und Rotluchsen, die den Wald durchstreiften?
    Der Fremde kam aus dem Schatten hervor, nahm den Stetson ab und wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. Das angegraute Haar hatte er zum Pferdeschwanz gebunden, seine kantigen Gesichtszüge waren eindeutig indianisch. Das Wiedererkennen war ein Schock für sie. Sie hatte diesen Mann

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