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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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alle einig …«
    Sie schluckte, denn sie ahnte, was jetzt kommen würde. »Sie halten mich für die Schuldige.«
    »Und alle suchen nach dir. In Anbetracht der angespannten, unübersichtlichen Situation fürchte ich, dass sie erst schießen und dann Fragen stellen werden.«
    Sie fröstelte. »Was soll ich jetzt tun?«
    »Erst mal erzählst du mir, was geschehen ist. Und zwar ausführlich. In allen Einzelheiten. Die Wahrheit ist bisweilen der beste Schutz.«
    Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte, war sich nicht einmal sicher, ob sie die ganze Wahrheit kannte. Der alte Mann drückte ihr aufmunternd die Hand. Sein fester Griff erinnerte sie an die schwieligen Hände ihres Vaters.
    Trotzdem erzählte sie zunächst stockend. Nach einer Weile aber sprudelten die Worte nur so aus ihr hervor, ein Geständnis und gleichzeitig ein Akt der Reue. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass sie ihre Last mit jemandem teilen musste.
15:08
    Hank beobachtete die junge Frau, während er ihrem Bericht lauschte. Er stellte nur wenige Fragen und horchte auf die Zwischentöne, um der Wahrheit möglichst nahe zu kommen. In ihren Augen flackerte die Angst. Er spürte, wie allein sie sich nach dem Tod ihres Vaters gefühlt hatte. Sie wollte jemandem die Schuld geben, seiner sinnlosen Ermordung nachträglich einen Sinn verleihen. Verunsichert und verängstigt, wie sie war, hatte sie ein neues Zuhause gefunden, einen neuen Stamm: die militanten Mitstreiter von WAHYA.
    Diese Geschichte hatte er von den Nachkommen der amerikanischen Ureinwohner schon häufig zu hören bekommen: kaputte Familien, Armut, häuslicher Missbrauch, Alkoholismus. Dies alles wurde noch verschlimmert durch die Lebensbedingungen in den Reservaten. Die Halbwüchsigen waren orientierungslos und zornig und suchten nach einem Ventil für ihre Aggressionen. Viele gerieten auf die schiefe Bahn, andere entwickelten einen ausgeprägten Hass auf alle Autoritätspersonen. Männer wie John Hawkes, der Gründer von WAHYA, verstanden es, diese verlorenen Seelen zu ködern und sich die Lebensangst der Halbwüchsigen zunutze zu machen.
    Hank war diese Entwicklung nur allzu gut bekannt. In seiner Jugend hatte er mit Drogen gedealt, erst an der Schule, dann in größerem Maßstab. Er ließ sich mit richtigen Kriminellen ein. Erst als einer seiner besten Freunde von einem Junkie auf Entzug erschossen wurde, fand er wieder zum Glauben und kehrte in den Schoß der Mormonenkirche zurück, der sein Stamm angehörte. Manche Leute fanden, für einen Indianer sei dies ein seltsamer Weg zur Erlösung. Er war sich der Verachtung bewusst, die andere Indianer für die Stämme empfanden, die sich dem Mormonenglauben angeschlossen hatten. Doch seit seiner Rückkehr zum Glauben hatte er inneren Frieden gefunden.
    Sein Großvater – Gott hab ihn selig – pflegte zu sagen: Gut gepflügter Boden bringt die beste Ernte. Diese Philosophie versuchte er, tagtäglich zu leben.
    Als die junge Frau geendet hatte, zog sie den Reißverschluss ihrer Jacke auf und holte zwei taschenbuchgroße Metalltafeln hervor.
    »Das ist der Grund, weshalb ich darauf verzichtet habe, den Sprengstoff in der Höhle zu deponieren. Die habe ich mitgenommen. Als Beweis für John Hawkes. Um ihm zu zeigen, dass noch mehr Gold in der Höhle war, nicht nur das im Tierschädel.«
    Hank machte große Augen. Sie hatte zwei Goldtafeln mitgehen lassen. Er hatte geglaubt, das ganze Gold wäre verschüttet worden.
    »Darf ich mal sehen?«
    Sie reichte ihm eine Tafel, und er untersuchte sie in einem Flecken Sonnenschein. Unter der Schmutzschicht waren fremdartige Schriftzeichen in das Gold geritzt. Dies war der einzige Hinweis auf den mysteriösen Massenselbstmord in der Höhle und das darin verborgene Geheimnis, das mit vergossenem Blut hatte geschützt werden müssen.
    Doch im Grunde war sein Interesse alles andere als akademischer Natur. Ihm zitterten die Hände. Er war zwar Indianer, aber auch Mormone – und als Professor hatte er die Geschichte seines Glaubens ebenso gründlich studiert wie das kulturelle Erbe der amerikanischen Ureinwohner. Seinem Glauben zufolge war das Buch Mormon eine Übersetzung einer in einer untergegangenen Sprache verfassten und in Goldtafeln eingeritzten Offenbarung, die Joseph Smith entdeckt hatte, der Gründer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Seit dieser Offenbarung wurde immer wieder behauptet, man habe versteckte Goldtafeln entdeckt. Die meisten dieser angeblichen Funde erwiesen sich als

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