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Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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explodiert.«
    »Was könnte das gewesen sein?«, fragte Painter.
    Kai, die an der anderen Tischseite saß, rutschte unruhig auf dem Stuhl. Offenbar war auch ihr an einer Antwort auf diese Frage gelegen.
    »Als Maggie und ich den vergoldeten Schädel vom Podest gehoben haben, fühlte er sich ungewöhnlich kalt an, und ich hatte den Eindruck, dass sich im Inneren etwas verlagerte. Ich glaube, Maggie hat es auch bemerkt. Ich vermute, in dem Totem war etwas versteckt, etwas, das so wertvoll war, dass man es in dem Fossilienschädel für immer wegsperren wollte.«
    Kowalski verzog missbilligend den Mund. »Weshalb ausgerechnet in einem Schädel?«
    Der Professor erklärte: »In vielen indianischen Grabstätten wurden bei den Toten prähistorische Fossilien gefunden, die offenbar als heilig verehrt wurden. Ein Indianer hat die Kolonisten überhaupt erst auf Fundorte von Fossilien aufmerksam gemacht, und die Überreste der Mastodonten und anderer ausgestorbener Tiere haben schon damals die Vorstellungskraft der Wissenschaftler angeregt. Unter den Kolonisten wurde hitzig darüber debattiert, ob im Westen des Landes solche Tiere noch lebend zu finden wären. Auch Thomas Jefferson hat sich an diesen Spekulationen beteiligt. Wenn die Indianer der Vorzeit also ein Behältnis für etwas suchten, das sie als heilig – und vermutlich auch als gefährlich – betrachteten, war es für sie naheliegend, auf einen prähistorischen Tierschädel zurückzugreifen.«
    »Okay«, sagte Painter. »Angenommen, Sie haben recht, worum könnte es sich handeln? Was wollte man verstecken?«
    »Ich habe keine Ahnung. Wir sollten erst einmal feststellen, ob es sich bei den Mumien in der Höhle überhaupt um amerikanische Ureinwohner gehandelt hat.«
    Neben Painter räusperte sich der Physikprofessor. »Hank, erzähl ihm mal von der Radiokohlenstoffdatierung der menschlichen Überreste.«
    Painter blickte von einem Professor zum anderen.
    Als Kanosh sich mit der Antwort Zeit ließ, sprudelte Professor Denton hervor: »Das archäologische Institut hat die Toten auf Anfang des zwölften Jahrhunderts datiert. Das war lange, bevor die ersten Europäer in der Neuen Welt angekommen sind.«
    Painter begriff weder, was daran so bedeutsam sein sollte, noch weshalb Denton sich so echauffierte. Die Datierung schien ihm eher darauf hinzudeuten, dass es sich bei den Toten um amerikanische Ureinwohner handelte.
    Denton schob Painter den Dolch über den Tisch, mit dem er bei dessen Eintreten gestikuliert hatte.
    »Sehen Sie sich das mal an«, sagte Denton.
    Painter hob den Dolch hoch und warf ihn von der einen Hand in die andere. Der Griff war aus gelblichem Knochen, die Klinge aber anscheinend aus Stahl. Sie wies einen hübschen, beinahe changierenden Schimmer auf.
    »Der Dolch wurde in der Höhle gefunden«, erklärte Kanosh.
    Painter blickte überrascht auf.
    »Der Junge, der nach dem Mord und der nachfolgenden Selbsttötung aus der Höhle geflohen ist, hielt ihn in der Hand. Wir haben ihm die Waffe abgenommen, denn es ist verboten, Gegenstände von einer indianischen Begräbnisstätte zu entfernen. Die außergewöhnliche Beschaffenheit der Klinge machte jedoch weitere Nachforschungen nötig.«
    Painter begriff. »Weil die Indianer der damaligen Zeit zur Stahlherstellung nicht in der Lage waren.«
    »So ist es«, sagte Denton mit einem vielsagenden Blick auf Kanosh. »Insbesondere wenn man bedenkt, um welche Art Stahl es sich handelt.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Painter.
    Denton sah wieder den Dolch an. »Dieser seltene Stahl ist allein am ungewöhnlichen Wellenmuster der Oberfläche zu erkennen. Man bezeichnet ihn als Damaszenerstahl. Dieses Metall wurde im Mittelalter in einer Handvoll Gießereien im Mittleren Osten geschmiedet. Die Schwerter aus diesem Stahl erfreuten sich allergrößter Wertschätzung. Angeblich behielten sie besonders lange ihre Schärfe und waren nahezu unzerbrechlich. Das Verfahren der Stahlherstellung war jedoch geheim und geriet im siebzehnten Jahrhundert in Vergessenheit. Alle Versuche, den Herstellungsprozess zu reproduzieren, scheiterten. Heute können wir zwar ebenso harten, wenn nicht gar härteren Stahl herstellen, aber immer noch keinen Damaszenerstahl.«
    »Woran liegt das?«
    Denton zeigte auf ein Elektronenmikroskop, das in der Nische vor sich hin summte. »Um meine Vermutung zu bestätigen, habe ich die Molekularstruktur des Stahls untersucht. Im Metall konnte ich Nanofasern aus Zementit und

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