Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerflut

Feuerflut

Titel: Feuerflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
übereilt gehandelt hatte – jedenfalls dieses eine Mal.
    Er fühlte sich schlecht.
    Bin ich wirklich so leicht zu durchschauen?
    Dagegen musste er sich wappnen, gerade heute. Man hatte ihn über den Vulkanausbruch im Gebirge informiert, was seinen lang gehegten Verdacht bestätigt hatte. Jetzt musste es schnell gehen. Er sah auf die Uhr, deren Tourbillon sich drehte.
    Schnell wie ein Wirbelwind, dachte er.
    Er durfte keine Zeit verschwenden. Sie mussten die Vögel aufscheuchen, die sich in der Nacht seinem Zugriff entzogen hatten, und sich auf ihre Fährte setzen. Er hatte die ganze Nacht gebraucht, um eine Lösung auszuknobeln, die in der Natur an der Tagesordnung war.
    Um einen verängstigten Vogel zu erlegen, bedurfte es häufig eines Falken.
7:02
San Rafael Swell, Utah
    »Wie viele Tote?«, fragte Painter, das Satellitentelefon ans Ohr gepresst.
    Er lief im Wohnraum des größten Pueblos auf und ab. In der rußgeschwärzten Feuerstelle glommen Holzscheite, es roch nach verbranntem Kaffee. Kowalski saß auf einem Sofa aus Kiefernstämmen, die Beine auf den Holztisch gelegt, das Kinn auf die Brust gesenkt. Nach der langen Autofahrt war er müde.
    Ronald Chins Stimme tönte blechern aus dem Telefon. Die Schwankungen des Magnetfelds und der beim Vulkanausbruch freigesetzte Staub beeinträchtigten den digitalen Empfang. »Wir haben fünf Angehörige der Nationalgarde verloren. Die Zahl ist nur deshalb so niedrig, weil Major Ryan einen Notruf absetzen und Anweisung zur Evakuierung geben konnte. Über das Schicksal der Wanderer und Camper in der Gegend herrscht noch Unklarheit. Das Gebiet wurde bereits abgeriegelt und der Zugang untersagt, deshalb besteht Anlass zu der Hoffnung, dass es keine weiteren Todesfälle gegeben hat.«
    Painter blickte zu den Dachbalken auf. Der Pueblo war traditionell gebaut, mit Holzdielen, Heu auf dem Boden und einem Putz aus lehmgebundenen Steinsplittern. Es war merkwürdig, in einer so konventionellen Umgebung über den Ausbruch neuer Vulkane zu sprechen.
    Chin fuhr fort: »Die gute Nachricht ist, dass die Gewalt des Ausbruchs anscheinend nachlässt. Ich habe das Gebiet kurz vor Sonnenaufgang mit dem Helikopter überflogen. Der Lavafluss ist versiegt. Die ausgetretene Lava ist auf die Schlucht beschränkt und verfestigt sich bereits. Die größte Gefahr geht im Moment von den Waldbränden aus. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr legen bereits Schneisen an. Etwa die Hälfte der Brände wurde bislang eingedämmt.«
    »Dann können wir nur hoffen, dass es nicht zu einem weiteren Ausbruch kommt.«
    Chin hatte seine Einschätzung bereits kundgetan. Er glaubte, die Materie werde infolge der Explosion atomisiert, und der Prozess habe sich bis in die Magmablase hinein fortgesetzt, die für die geothermische Erwärmung des Gebiets verantwortlich sei.
    »Dazu wird es wohl nicht mehr kommen«, meinte Chin.
    »Wie das?«
    »Ich habe das Lavafeld am Explosionsort überwacht. Die Lava in der Schlucht wird stetig zähflüssiger. Es gibt keine Hinweise auf eine Fortsetzung des Atomisierungsvorgangs. Ich glaube, die extreme Hitze beim Ausbruch hat die Ursache des Materiezerfalls beseitigt. Und zwar dauerhaft.«
    Dauerhaft beseitigt?
    Painter hatte den Eindruck, dass Chin bereits eine konkrete Vermutung bezüglich der Ursache hegte.
    »Wenn ich richtigliegen sollte«, fuhr Chin fort, »haben wir mit dem Vulkanausbruch großes Glück gehabt.«
    Painter konnte dem Verlust von fünf Nationalgardisten nichts Positives abgewinnen, hatte aber Verständnis für die Erleichterung des Geologen. Wäre der Prozess nicht zum Erliegen gekommen, hätte er sich über die ganzen Rocky Mountains ausbreiten, sich durch die Landschaft fressen und das Gestein und das Erdreich in Atomstaub verwandeln können.
    Dann hatte Chin vielleicht tatsächlich recht. Vielleicht hatten sie noch mal Glück gehabt – Painter aber glaubte nicht an das Glück oder den Zufall.
    Er dachte an die Mumien in der Höhle, die dieses gefährliche Geheimnis gehütet hatten. »Vielleicht haben die Indianer – oder wer immer diese Leute waren – das geothermisch aktive Tal aus ebendiesem Grund als Lagerort für den gefährlichen Stoff ausgewählt. Weil es hier eine Rückversicherung gab. Sie wussten, wenn der Stoff hochgeht, sinkt er in die geothermische Bodenschicht ab und wird unschädlich gemacht, bevor er sich weiter ausbreiten und die ganze Welt vernichten kann.«
    »Ein wirksamer Schutzmechanismus«, sagte Chin nachdenklich. »Wenn Sie recht

Weitere Kostenlose Bücher