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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Gletscher«, sagte ich.
    Ich schüttelte meine Tasche, fand den Schlüssel. Diesmal war das Schloß leicht zu öffnen; ich nahm an, daß man es zurechtgebogen hatte.
    Auch die Angeln waren geölt worden. Manuel schob die Torflügel auf, während ich den Wagen in den Hof fuhr. Ich gab ihm ein Zeichen, das Tor wieder zu schließen.
    Ich war in Casa Monte.
    »Ein schönes Haus«, stellte Manuel fest.
    Ich wandte ihm lebhaft die Augen zu.
    »Nicht wahr? Ich verstehe nicht, warum mein Vater es unbedingt verkaufen wollte. Klar hatte er die Kosten satt. Aber das Haus war schuldenfrei, er hätte es doch verpachten können!«
    Er nickte und sah sich um; seine Blicke schweiften über die Scheune, die mächtige Krone des Kastanienbaums. Einige stachelige Früchte, noch geschlossen, waren schon auf den Boden gefallen.
    Ein leichter Wind fuhr über den Garten hin, verwischte alle Gerüche von warmer Erde und alter Jauchegrube, von reifem Obst und faulenden Beeren zu einem einzigen süßlichen Duft: den Duft meiner Kindheit. Ich blickte das Haus an; mir war, als starrte das Haus zurück.
    »Sono qui, Nonna«, flüsterte ich in meinem Herzen.
    »Si, Piccina, si! Ti aspetto«, sagte Nonna.
    Ich ging die Steinstufen hinauf zur Tür.
    »Du wirst sehen, drinnen ist es im schlechten Zustand. Hoffentlich können wir das Badezimmer benutzen.«
    Er blinzelte verschmitzt.
    »Zur Not ist ja auch noch der Bach da!«
    Ich schloß die Tür auf, tastete nach dem Schalter. Das Licht ging sofort an, heller als in meiner Erinnerung. Lina mußte die Glühbirne ausgewechselt haben. Ich schnupperte; ein feiner Geruch lag in der Luft, ein Geruch nach Tabak, kalter Asche und verschwitzten Kleidern. Ein leichter Schauer strich mir über den Rücken. Das war nicht Linas vertrauter Geruch.
    Fremde waren in dem Haus gewesen. Auf dem roten Marmorfußboden entdeckte ich staubige Erdkrumen. Die Besucher mußten sich zuerst im Garten umgesehen haben. Ich ging in die Küche. Auf dem Tisch standen eine neue Dose Pulverkaffee, Kondensmilch, ein Brot, eine große Schüssel mit Bohnensalat. Gelbliche Pfirsiche, rosig getönt, und dunkle Trauben leuchteten auf einem Teller. Lina wußte, daß ich ein besonderes Gebäck liebte; auf einer kleinen Platte häuften sich, pyramidenförmig aufgeschichtet, weiße Mandelplätzchen mit gemahlenen Pistazien. Daneben standen eine Flasche Wein, eine andere mit Mineralwasser.
    »Siehst du?« sagte ich glücklich, »Lina hat für alles gesorgt.«
    Ich holte Teller und Besteck aus dem Anrichteschrank. Kein Porzellan oder Silber mehr, sondern das billige Steingut. Die Blechlöffel waren schon verbogen.
    Wir setzten uns. Das Brot schimmerte wie gebräuntes Gold. Als Manuel die Kruste anschnitt, brach die weiße, lockere Masse hervor. Der Bohnensalat, mit Zwiebeln, harten Eiern, Streifen von Speck und vielen Kräutern vermischt, war köstlich. Und auch der »Spumante« hatte den üppigen Geschmack Selbstgebrannter Trauben. Lina hatte nichts vergessen, weder Papierservietten noch Zahnstocher.
    Ich sagte lachend zu Manuel – lachend, um die tiefe Unruhe in mir zu ersticken:
    »Lina hat Übung, mußt du wissen. Mein Vater verbrachte oft seine Schäferstündchen hier. Lina spielte den guten Geist und zeigte sich nie.
    Sobald mein Vater weg war, kam sie und räumte auf. Oh, ich sage dir, Lina weiß eine Menge Geschichten. Aber sie ist die Verschwiegenheit selbst.«
    Ich reichte Manuel das Mandelgebäck. Die weiche Kruste blätterte knisternd ab, als wir hineinbissen.
    »Die schmecken ja großartig«, sagte er.
    »Selbstgebacken. Von Lina.«
    »Wie lange arbeitet sie schon hier?«
    »Als Nonna den Betrieb nicht mehr leiten konnte, stellte sie einen Verwalter ein, Fabrizio. Seine Frau Maria machte den Haushalt und kochte.
    Wir hatten noch zwei Gärtner, eine Wäscherin und eine Putzfrau: Lina.
    Später verkaufte Nonna das Land. Fabrizio und Maria zogen nach Udine.
    Jetzt war nur noch Lina da. Als Nonna in ein Altersheim mußte, kam sie einmal in der Woche, putzte, kümmerte sich um den Garten und kochte Früchte ein. Sie nahm das alles sehr ernst. Ihr Mann war früh gestorben, und Casa Monte war für sie wie ihr eigener Haushalt.«
    Ich stockte und biß mir auf die Lippen.
    »In den letzten Jahren lohnte es sich nicht mehr, das Haus instandzuhalten. Aber mein Vater hat nie aufgehört, Lina monatlich etwas Geld zu schicken. Du wirst sie morgen sehen, sie wohnt ganz in der Nähe.«
    Er machte eine Handbewegung, die den Raum einschloß.
    »Du

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