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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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wallenden Rock, mit einer selbstgestrickten bunten Stola über den Schultern und einer Rose am Ausschnitt. Ihre Lippen waren kirschrot angemalt, ihr Haar frisch gefärbt, die rabenschwarzen Stirnfransen mit Lack besprüht. Sie zog mich ungestüm an ihre weiche, klamme Brust.
    »Pitchounette! Wie schön, dich zu sehen! Du kommst gerade rechtzeitig.
    Alle Frauen sind schon beim Fest. Ich kann sie ja nicht festbinden. Wird irgendwo gefiedelt, bewegen sich ihre Füße ganz von selbst!«
    »Und du, Lola?«
    »Gott verzeih dir, Kind! Ich bin kein springendes Rehlein mehr. Ich bin eine lahme alte Ziege. Und wer sorgt für die Männer?«
    »Wo ist denn Brahim?«
    »Er ist Moslem und will nicht dabeisein, wenn wir – wie er sagt –
    unsere schwarzen Götzen abküssen. Inzwischen geht er lieber ins Bordell.
    Er ist siebzig und hat immer noch das Bedürfnis nach Frauen. Ich finde das sehr bemerkenswert«, fügte sie sachlich hinzu.
    »Lola, du erwartest zuviel von den Männern«, brummte Amadeo.
    Lola gluckste.
    »Viele juckt es, und sie wissen nicht, wo sie sich kratzen sollen. Das gehört doch zur Erziehung, oder? Bist du nicht auch dieser Meinung?«
    Die Frage war an Manuel gerichtet, der feierlich nickte.
    »Das ist sogar sehr wichtig.«
    Lolas alte Augen blinzelten unter der Stirnfranse, während ein gütiges Lächeln ihre geschminkten Lippen teilte.
    »Ich kenne dich nicht. Wie heißt du?«
    »Manuel Vargas Huitemea, para servir a usted«, sagte er, wobei er sich der höflichen mexikanischen Sprechweise bediente.
    »Misto avilean!« murmelte sie, und ich starrte sie überrascht an, weil sie Manuel in der Sprache der Romanos anredete.
    »Lola heißt dich willkommen«, übersetzte ich. Er lächelte ihr herzlich zu.
    »A sus ordenes, Senora.«
    Diesmal antwortete Lola auf spanisch.
    »Tome posesion de tu casa, hijo – komm in dein Haus, mein Sohn!«
    »Con permiso«, sagte Manuel.
    Sie betrachtete ihn mit Wohlgefallen, den Kopf auf die Seite gelegt wie ein neugieriger Vogel.
    »Bist du auch beim Zirkus, mein Junge?«
    Manuel blinzelte in seiner verschmitzten Art.
    »Nein. Aber die ganze Welt ist rund.«
    »Amadeo! Der ist kein Gadscho«, rief Lola freudig aus.
    »Nein, das ist er nicht«, knurrte Amadeo.
    Er ging voraus, mit seinem geschmeidigen Pantherschritt. Nach der Hitze draußen war es angenehm kühl im Haus. Am Ende eines schmalen Korridors führte eine Treppe zum Obergeschoß. Es gab keine Diele, sondern man trat sofort in den Hauptraum, der gleichzeitig als Wohnzimmer und als Eßzimmer diente. Massive Balken stützten die Decke. Der Fliesenboden reflektierte das Sonnenlicht, das sich durch die Ritzen der Jalousien stahl. Der alte Orientteppich war abgeschabt, wies überall Löcher von Zigarettenasche auf. Im Raum befanden sich eine hohe Standuhr mit glänzendem Pendel, ein großer Geschirrschrank und ein langer Tisch, der mit einer bunten Wachstuchdecke überzogen war. Auf dem Sims des mächtigen Kamins umrahmten zwei große Kupferleuchter eine Anzahl Steingutvasen, die mit frischen Blumen gefüllt waren.
    Lehnstühle und Sofa waren aus altem, brüchig gewordenem Leder. Überall lagen Taschen, Jacken, Pullover, zerknitterte Decken und Schuhe herum.
    Die weißgekalkten Wände waren mit Fotos von Pferden bedeckt, ausschließlich Schwarzweiß-Aufnahmen: Pferde beim Training, bei der Paarung, auf der Weide sowie Schnappschüsse von den Vorstellungen.
    Andere Bilder, teilweise mit Widmung, zeigten Musiker und Tänzer: Manilas de Plata, Django Reinhardt, Christina Hoyos, Carmen Amaya, la Chunga und die Gipsy King. Beiderseits vom Kamin waren zwei Pferdeschädel angebracht. Mit ihren entblößten Zähnen, den hohen, leeren Augenwölbungen wirkten sie wie afrikanische Masken, golddurchströmt und edel. Nichts Unheimliches haftete an ihnen, sondern eine segenspendende Macht mit der Aura des Geheiligten.
    Amadeo hatte bemerkt, wie Manuels Blick auf den Tierschädeln verweilte. Er trat nahe heran, strich mit der Hand über die polierten Knochen.
    »Lyuba und Tarasque«, sagte er. »Sie waren von Anfang an dabei. Sie sollen nicht von uns getrennt sein. Der Tod schwebt als Schatten um uns herum. Wenn es sein muß, erschaffen wir uns unseren eigenen Ahnenkult.
    Die Welt ist ja ganz anders. Verstehst du?«
    Er duzte ihn plötzlich. Manuel nickte.
    In Amadeos dunklen Augen schimmerte ein Lächeln.
    »Das gehört dazu. Es ist ein Weg ohne Wiederkehr. Wir verändern uns, die anderen auch, nur nicht in die gleiche Richtung. Aber

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