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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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daß ein ›weiser Mensch‹ -Vater oder Mutter – diese Handlung übernimmt. Aber du bist ›Pharaona‹, und du kennst den Ritus. Würdest du es für uns tun?«
    Er überreichte mir die Klinge. Ich ergriff sie ohne ein Wort. Traust du mir soviel zu, Amadeo? Mein Atem beschleunigte sich. Ich wartete, bis er wieder gleichmäßig ging. Im Kamin tanzte das Feuer in fiebrigen Flammen, schickte seinen warmen Atem durch meine Lungen. Ich kniete vor dem Kamin nieder, hielt die Klinge in die Flammen. Das Feuer schwamm auf mich zu, berührte zuerst meine Hand, dann meinen Arm; ich lächelte, genoß das Streicheln auf meiner Haut; es prickelte leicht, wie Seifenschaum, und ich fand darin eine seltsame Seligkeit. Meine Finger schimmerten golden durch das Feuer, während die Klinge sich rötete. Ich spürte die Blicke beider Männer im Rücken; sie wußten ebensowenig wie ich, warum mich das Feuer nicht verstümmelte, warum meine Haut nicht schrumpfte, meine Blutgefäße nicht platzten. Sie fragten nicht: »Was ist das?« Es war einfach so. Völlig entspannt hielt ich die Hand in die Flammen. Nur meine Knie- und Ellbogengelenke schmerzten, was mir seltsam vorkam. Ich entsann mich, daß Stavros mir beim Feuerfest etwas darüber gesagt hatte. Was eigentlich? Ich grübelte ein paar Sekunden darüber nach, doch die Worte waren mir entfallen. Als das Messer erhitzt war, erhob ich mich und kühlte die Glut ab, indem ich die Klinge brauchgemäß in alle vier Himmelsrichtungen schwenkte. Die Männer sahen zu, schweigend. Ich ließ noch ein paar Atemzüge verstreichen, um ganz sicher zu sein, daß die Klinge genügend erkaltet war. Dann ergriff ich Amadeos rechtes und Manuels linkes Handgelenk und ritzte mit der Dolchspitze die Haut auf: ein guter, sauberer Schnitt, zweimal. Ich kannte diese Dinge, ich wußte, wie sie gemacht werden mußten. Als das Blut hervorquoll, umfaßte ich ihre Hände, preßte die Wunden eine Zeitlang aufeinander, nachdem ich das Messer an der Schnur um mein Handgelenk gewickelt hatte. Die Männer schwiegen immer noch; ihre Haut fühlte sich warm und dicht an, ich hörte ihre Pulsadern klopfen. Ihre Glieder waren schwer, entspannt wie die Glieder von Schlafwandlern. Ihre Augen waren schwarz, umwölkt vor Begehren, und diese Erkenntnis drang in mich ein, sie durchdrang meine Sinne, aufflammend wie die Feuersglut. Und ich spürte meine eigenen Träume, die plötzlich aus der Tiefe meiner Augen zu ihnen schwebten. Jetzt ist es soweit, dachte ich, und der Gedanke war so angenehm, daß ich eine Weile in ihm ruhte und erst wieder die Augen aufschlug, als ich die antike Eidesformel sprechen mußte. Jahre waren es her, daß ich sie zum letzten Mal gehört hatte. Ich fragte mich mit angsterfüllter Ungewißheit, ob ich mich wohl an die Worte erinnern würde, doch sie kamen mir ganz mühelos über die Lippen. Ich sprach französisch, damit Manuel sie verstand, obwohl ich sie auch in der Sprache der Romanos hätte aufsagen können:
    »Das Blut formt den Menschen, seinen Körper, seinen Geist und sein Herz. Ihr habt euer Blut vermischt und seid jetzt Brüder.«
    Ein paar Sekunden herrschte Stille; nur das Feuer prasselte. Von draußen vermochte ich klar den Schrei einer Möwe zu hören, und in der Ferne wieherte ein Pferd. Das Blut tropfte auf meine Finger, warm und klebrig; ich hatte das Bedürfnis, meinen Mund auf die frischen Wunden zu legen. Beide Männer standen dicht vor mir, größer als ich. Ich war eingehüllt in der dunklen Wärme ihrer Gegenwart, starrte in ihre Augen und fühlte ihren Pulsschlag. Auch ihre Hände waren so warm, meine eigenen schienen sich darum zu klammern, und der Druck unserer aneinandergepreßten Hände schien zusammenzufassen, was wir empfanden. Wir durchschauten uns augenblicklich und völlig, spürten diesen inneren Tumult, die Gefühle auch, die zwischen uns hin und her strichen. Ich dachte, bald werde ich beide mit meinen Körper umschließen, ihr Leben in meinem Schoß spüren, einen Rhythmus mit ihnen finden, den wir erst noch entdecken müssen. Der Zauber dieses Bildes blendete mich.
    Langsam ließ ich den Atem herausströmen, gab ihre Hände frei. Ein kühler Lufthauch streifte meine Handflächen, als ich die »Schnur der Ratte« von meinem Handgelenk wickelte und Amadeo das Messer zurückgab. Er nahm es schweigend; die Klinge gehorchte seinem Daumen, sprang zurück. Er steckte das Messer in seine Tasche, wandte sich Manuel zu. Ihre Blicke hielten einander fest, bevor sie sich kurz

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