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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Richtung des Ausbruchs komme.
    »Wir hoffen, daß es nur eine piccola fronte lavica – ein kleiner Lavaausbruch ist«, sagt er, mit sorgenvollen Stirnfalten. Alain erwiderte, das hoffe er nicht, worauf der Wirt betroffen zusammenzuckte.
    »Hören Sie nicht auf ihn«, sagte ich, »er meint es nur als Witz.«
    Ich hatte kaum fertig gesprochen, als die Wände knirschten, die Gläser schepperten und die Lampen hin und her schwangen. »Der Ätna ist zornig!« murmelte der Wirt und stapelte hastig die Teller ineinander.
    Luciana steckte eine Zigarette in den Mund und sah ihm gedankenvoll nach.
    »Müßte er morgen dieses Haus verlassen«, sagte sie, »würde er Brot, Käse und Wein auf den Tisch stellen. Damit der Feuergott ihm erlaubt wiederzukommen, sobald sich sein Zorn gelegt hat.«
    Aurelio wandte sich an Manuel.
    »Hier auf dem Ätna gibt es 270 kleine Neben-Vulkane, sogenannte Parasitenkegel. Der eine oder andere ist immer aktiv, und der Berg verändert sehr schnell – geologisch gesehen – sein Landschaftsbild.«
    »Nicht schnell genug für meinen Geschmack«, brummelte Alain.
    Aurelio seufzte mit müder Nachsicht.
    »Amico mio, du bist zu ungeduldig. Laß den Leuten doch Zeit, zwischen zwei Ausbrüchen ein wenig zu verschnaufen.«
    Nach dem Essen machten wir uns auf den Weg. Die Eruptionsspalte war nur zu Fuß zu erreichen, etwa einen halben Kilometer in Luftlinie. Wir waren mit Instrumenten beladen: die beiden Seismometer, eine Metallstange für Lavaproben, ein Thermoelement, um die Temperatur zu messen, sowie eine Anzahl kleinerer Geräte. Die Sonne stand hoch und brannte auf der Steinwüste ringsum, während eiskalter Wind über die Bergflanke strich. Wir hatten unsere Gesichter mit Sonnencreme eingerieben, trugen dunkle Brillen, Handschuhe und Mützen. Der Weg war ziemlich steil. Das Geröll bestand aus abgeschliffenen Steinen, vom Wind poliert; es hatte die Farbe von gebranntem Ton. Am Berghang häufte sich der übliche Zivilisationsabfall: Büchsen, Batterien, leere Bierdosen, Flaschen und Plastikfetzen. Unter einem Stein sah ich sogar eine Damenbinde liegen. Auf manchen Felsen hatten Touristen mit dem Taschenmesser zur ewigen Erbauung ihren Namen eingeritzt. Während wir hintereinander über den Pfad stapften, hatte ich plötzlich ein ganz merkwürdiges Gefühl: als ob sich etwas in mir verändert hätte. Mehr als ein Gedanke war es ein ahnendes Nachgehen, ein intuitives Grübeln, verbunden mit einer Art physischer Schwäche, eine stets wiederkehrende Müdigkeit und dazu Schmerzen im Kreuz und in den Gelenken. Woher es kam, konnte ich nicht sagen. Ich wußte nur, es hatte damals begonnen, in jener Nacht, als Quasimodo starb und ich zum ersten Mal geweint hatte.
    »Du bist müde?« sagte hinter mir Manuels Stimme.
    Er schien oft geistesabwesend und ließ mich auf eine verständnisvolle Weise in Ruhe. Aber sein Zartgefühl bildete einen festen Kreis um mich, in dem ich im Mittelpunkt stand. Er war empfindsam und mitschwingend, geradezu aufregend in dieser Hinsicht. Ich drehte mich nach ihm um.
    »Entropie, schätze ich.«
    Er grinste.
    »Das wäre natürlich eine Erklärung.«
    Mein Puls flog. Ich holte gepreßt Atem.
    »Ich weiß nicht, was ich habe, Manuel. Ich fühle mich komisch.«
    Sein Lächeln erlosch. Er legte die Hand auf meine Stirn.
    »Du schwitzt, das ist nicht gut. Komm, ich trage deinen Rucksack.«
    »Nicht nötig, wir sind ja gleich da.«
    In kurzer Entfernung verteilte sich eine Rauchsäule über den Hang, wirbelte den typischen Schwefelgestank auf. Gleichzeitig trug uns der Wind ein seltsames Geräusch entgegen: wie ein Scheppern von Tellern und Tassen oder das Brummen eines gigantischen Hornissenschwarms. Alain gab uns ein Zeichen, vorsichtig zu gehen. Das Klirren und Schnurren wurde lauter. Und plötzlich hob sich die Rauchdecke, ein frischer Einschnitt in der Erdkruste wurde sichtbar, und daraus quoll, scheppernd, fauchend und zischend, die Lava. Dunkelgolden, orange bis purpur bleckte die Glut hinauf, und heißer Atem stieg aus der brodelnden Masse. Flammender Urschlamm ergoß sich aus der frischen Kraterwunde, teilte sich, weiter unten in der Talsenke, in zwei glühende Feuerströme. Funken stoben wie Irrlichter über das Gestein. Aus der Tiefe drangen Knirschen und Stöhnen, ein dumpfes, vibrierendes Grollen. Ja, der Berg lebte, war lebendig.
    Fasziniert standen wir vor diesem gewaltigen Schmelztiegel, dessen Schönheit und Geheimnis uns mit jähem Schrecken berührte, bis ich nach

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