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Feuerfrau

Feuerfrau

Titel: Feuerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Kindereien verbrachte.
    Ich erzählte ihm, daß ich beim Militär war, daß man mich infolge wiederholter Gehorsamverweigerung davongejagt hatte und ich mit leerem Magen herumlief.
    ›Hm, ja‹, meinte Wassilio gedehnt, ›jetzt dämmert mir, warum du nicht klar denken kannst. Komm!‹
    Er führte mich in ein Restaurant, bestellte mir ein Riesensteak mit Bratkartoffeln und für jeden ein Glas Wein. Ich wußte nicht, wer er war; er saß einfach da, blickte mich aus Augen an, die durch mich hindurchsahen.
    Seine Hände mit den gelb verfärbten Nägeln, kurz und rissig, und den schweren Ringen lagen ganz ruhig auf dem Tisch. Eine seltsame Kraft ging von ihnen aus; fast glaubte ich einen weißlichen Schimmer, eine Aura, zu sehen, aber es mochte wohl eine Sinnestäuschung im Gegenlicht sein. Der Mann wartete geduldig, bis ich gegessen hatte; erst dann stellte er einige Fragen. Und binnen kürzester Zeit wußte er alles von mir; er hatte es aus mir herausgelockt, wie man einen Vogel aus dem Wald lockt. Er zündete sich eine dieser stinkenden Zigarren an und sagte ruhig:
    ›Von den Menschen hast du die Schnauze voll, das ist dein gutes Recht.
    Zum Glück verstehst du die Sprache der Tiere. Das stellt die Dinge in ein anderes Licht.‹
    Ich starrte ihn an, fasziniert von jenem feurigen Strömen in seinem Blick, das sowenig zu seinem Alter paßte.
    ›Woher wissen Sie das?‹
    Er stieß einen schönen Rauchring in die Luft.
    ›Mein Sohn, ich habe Augen im Kopf. Wirf deine Gaben nicht weg. Du hast dich kopfüber ins Leben gestürzt und jetzt eine gute Vorstellung davon, wie es sein kann.‹
    ›Das können Sie laut sagen.‹
    ›Es war keine verlorene Zeit. Aber Haß ist ein Gift, eine tödliche Droge, sie zerstört dich bei lebendigem Leib. Du mußt jetzt einen Schlußstrich machen, etwas Neues aufbauen. Kehre zu deinen Lehrmeistern zurück, zu den Tieren. Sie werden dir beibringen, die Menschen zu lieben.‹
    Ich verzog sarkastisch die Lippen.
    ›Und wovon soll ich leben? Von den Fischen, die ich im Bach fange?‹
    Er lehnte sich gemächlich zurück.
    ›Warum nicht? Solange es noch Fische gibt. Aber das bringt dich nicht weiter. Du hast da angefangen, wo andere aufhören, auf dem Weg der Heiligen oder der Büßer. Jetzt mußt du die Richtung ändern, sonst geht es dir an den Kragen. Der Zirkus da gehört meinem Vetter, Dimitri Pelayo.
    Zufällig weiß ich, daß er einen Zeltarbeiter sucht. Dieser Zirkus, Kleiner, kann dein Zuhause werden, deine Schule, deine Heimat. Wenn du nur willst. Aber eins mußt du wissen, das Fahrende Volk hat harte Gesetze.
    Unsere Alten wiederholen nicht zweimal einen Befehl. Sie werden dich zertrümmern, zerreißen und zerstampfen. Und wieder zusammensetzen und aufrichten. Oder dich an die Luft setzen. Mit einem Tritt in den Arsch. Das ist alles. Du kannst ja oder nein sagen.‹
    Er wühlte in seiner Brieftasche und warf einige zerknitterte Scheine auf den Tisch. Ich schwieg. Er hob die buschigen Brauen.
    ›Irgendwelche Fragen, mein Sohn?‹
    Ich zog die Schultern hoch.
    › Was würde das schon bringen, wenn ich dir jetzt Fragen stellte?‹
    ›Nichts. Hast du Vertrauen zu mir?‹
    ›Ja, Großvater. Ich danke dir.‹
    Sein Lächeln berührte mein Herz mit Wärme.
    ›Ich habe dich nicht umsonst meinen Sohn genannt‹«
    So kam der Zirkus zu dir, Amadeo. Du hattest das Glück, das Privileg, daß dich die Wege des Zufalls einem Großen Vater der Reise begegnen ließen, und er sich deiner annahm. Dein Schicksal machte eine entscheidende Wendung: Von nun an wurdest du von Menschen geleitet, die dir zeigten, was zu tun war, damit dein Leben einen Sinn hatte. Die Worte der Alten läuterten deine Seele, bis sie sich durchsichtig klar zeigte, wie die Wasserhaut, wenn sich alle Schlacken auf den Grund gesenkt haben.
    Am Anfang – und monatelang – bist du nur Helfer und Arbeiter. Du fegst die Manege, reinigst die Käfige der Affen und Raubtiere. Du stehst in Gummistiefeln da, mit Schlauch und Besen, und säuberst den Platz, wo die Wohnwagen und das Zelt gestanden haben. Man läßt dich Programme verkaufen, die Zuschauer an ihre Plätze führen. Später lernst du, die Geräte
    – Stützen, Ringe und Seile – abzubauen, auf einen Lastwagen zu laden und an einem anderen Ort wieder aufzubauen. Allmählich übernimmst du weitere Aufgaben: den Artisten die Requisiten zu reichen – und zwar auf die Sekunde genau –, die Scheinwerfer zu regeln. Du lernst, die Plattform für die Seiltänzer

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