Feuergipfel
gab Penny Auskunft.
Elyssa hob eine Hand und tastete prüfend über ihr Gesicht. Ihre Finger waren rot und klebrig, als sie sie wieder senkte. Sie starrte schockiert auf das Blut. Erst in dem Moment wurde ihr überhaupt bewußt, daß ihre Stirn und ihre rechte Wange brannten, als stünden sie in Flammen.
»Komm her«, sagte Penny energisch.
Sie wrang ein Tuch in warmem Wasser aus und machte sich daran, Elyssas Gesicht mit behutsamen Berührungen zu säubern.
»Was ist passiert?« wollte sie wissen.
»Es müssen die Glassplitter gewesen sein«, erwiderte Elyssa, als sie an den Vorfall zurückdachte. »Die Scheibe in der Schießscharte explodierte genau in dem Moment, als ich das Glas zerschlagen wollte.«
Penny schnalzte mit der Zunge.
»John hatte Gloria gewarnt, daß genau das passieren würde, aber sie wollte nicht auf ihn hören«, erklärte sie. »Sie bestand darauf, daß zu einem richtigen Haus auch richtige Glasscheiben gehörten, keine dicken Fensterläden mit Schießscharten darin. Also einigten sie sich auf einen Kompromiß. Glas und Läden.«
Die Schießerei ging unaufhörlich weiter. Schüsse ertönten in unregelmäßigen Abständen aus dem Inneren des Hauses und von draußen.
Elyssa schloß entsetzt die Augen und versuchte nicht daran zu denken, daß Hunter immer noch dort draußen in der Nacht ungeschützt umherirrte.
Im Geist sah sie ihn schwer verletzt irgendwo in der Dunkelheit liegen. Hilflos. Blutend. Allein.
Sterbend.
»Ist alles mit dir in Ordnung?« erkundigte sich Penny besorgt
Elyssa nickte schweigend.
»Du bist so weiß wie Salz geworden«, sagte Penny
»Hunter.«
»Was?«
»Hunter hat den Rückzug der Männer gedeckt. Er ist immer noch da draußen.«
Penny murmelte etwas und streckte dann die Arme aus, um Elyssa beruhigend an sich zu drücken.
Erst in dem Moment erinnerte Elyssa sich, daß Bill sich ebenfalls draußen in der gefährlichen Dämmerung aufhielt.
Irgendwo.
»Achtung, ein Reiter kommt! Feuer einstellen!«
Elyssa erkannte Cases Stimme. Blitzschnell wirbelte sie herum und rannte die Kellertreppe hinauf und dann weiter in den ersten Stock.
Case stand an einer Schießscharte. Trotz seines gebrüllten Befehls war der Lauf seiner Büchse unverwandt auf den Reiter gerichtet und verfolgte jeden Schritt seines Weges.
»Ist es Hunter?« fragte Elyssa beklommen.
»Wahrscheinlich.«
In der Stille konnte sie das Trommeln von Hufen hören, das sich mit rasender Geschwindigkeit näherte.
»Warum feuern die Culpeppers nicht auf ihn?« fragte sie.
»Es ist ein gottverdammtes reiterloses Maultier!« schrie Fox von unten herauf.
»Nicht schießen!« befahl Morgan barsch.
Elyssa blickte zu Case hinüber. Er verfolgte das Maultier durch das Visier seiner Büchse so gebannt, daß es etwas Furchteinflößendes hatte.
»Entriegelt die Küchentür!« brüllte Case, ohne den Blick von dem Maultier abzuwenden. »Morgan, halt’ dich mit deiner Pistole bereit!«
»Yo !«
Elyssa wandte sich ab und rannte die Treppe hinunter. Als sie die Küche erreichte, hörte sie Case erneut von oben befehlen: »Schnell, macht die Hintertür auf und dann geht, verdammt noch mal, aus dem Weg!« Elyssa blieb wie erstarrt stehen.
Niemand achtete auf sie. Aller Augen waren auf die Hintertür gerichtet.
Mit schußbereit erhobener Pistole stand Morgan auf einer Seite der Tür, als diese aufschwang.
Ein Mann tauchte mit einem Hechtsprung durch die Tür und rollte über den Boden, nur Bruchteile von Sekunden, bevor das Maultier in vollem Galopp gegen die Hauswand krachte. Die Wucht des Aufpralls ließ das Gebäude erzittern.
Die Küchentür fiel mit Karacho ins Schloß, noch bevor der Mann wieder auf die Füße kam.
Morgan verfolgte jede Bewegung des Eindringlings. Dann verzog sich sein Mund zu einem breiten Grinsen, und er schob seine Pistole wieder in das Holster zurück.
»Willkommen daheim, Sir«, sagte er strahlend.
»Freut mich, wieder bei euch zu sein«, erwiderte Hunter und erhob sich flugs auf die Füße. »Wie ist die Lage?«
Die mühelose, lässige Kraft von Hunters Bewegungen bewies Elyssa, daß er keine Blessuren davongetragen hatte. Die Erleichterung, die sie bei dieser Erkenntnis überwältigte, war so groß, daß ihr regelrecht schwindelig wurde.
»Blackie hat einen Streifschuß an der Wade abbekommen«, erklärte Morgan. »Mano Herrera ist an der Schulter getroffen worden. Penny flickt ihn gerade wieder zusammen. Blackie ist bereits wieder im Dienst.«
»Was ist mit
Weitere Kostenlose Bücher