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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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streckte Elyssa die Beine aus und stellte fest, daß ihre Knie noch immer zitterten. Sie machte einen unsicheren Schritt, stolperte prompt und klammerte sich an den nächstbesten Halt.
    Es war natürlich Hunter. Das Wort, das er vor sich hinknurrte, ließ sie zusammenzucken.
    »Was, zum Teufel, geht hier vor?« bellte plötzlich eine barsche männliche Stimme aus der Dunkelheit jenseits der Box.
    Hunter blickte überrascht auf. Ein großer, muskelbepackter junger Mann marschierte den Gang entlang und näherte sich ihnen mit schnellen Schritten. Er trug einen sechsschüssigen Revolver an der Hüfte und hielt ein zusammengerolltes Lasso in den Händen.
    Das Lasso beunruhigte Hunter beinahe ebensosehr wie der Revolver. Er wußte aus Erfahrung, wieviel Schaden ein fest zusammengerolltes Lasso - als Knüppel benutzt - auf beengtem Raum anrichten konnte.
    Ohne viel Aufhebens wich er zwei Schritte von Elyssa zurück, um Platz für den drohenden Kampf zu haben.
    Denn die zornige Röte auf dem Gesicht des jungen Mannes sagte ihm, daß es ohne weiteres zu Fausthieben kommen konnte.
    »Wer ... ach, du bist es, Mickey«, sagte Elyssa und blickte in die andere Richtung.
    Vorsichtig schüttelte sie ihre Röcke aus. Nichts hakte mehr fest. Sie machte einen Schritt vorwärts. Ihre Knie gaben nicht unter ihr nach. Gut.
    Es folgte ein geräuschloser Seufzer der Erleichterung.
    »Wolltest du etwas, Mickey?« fragte sie.
    Als sie nicht sofort eine Antwort erhielt, blickte sie auf und sah Mickey mit unverhohlener Lüsternheit auf ihre Brüste starren.
    Die Situation demütigte Elyssa und machte sie gleichzeitig wütend.
    Eine verlegene Röte zog über ihre Wangen, als sie ihren Schal von Hunters Arm riß und mit hastigen, ruckartigen Bewegungen die Seide um ihre Schultern schlang, um ihre Brüste vor Mikkeys begehrlichen blaßblauen Augen zu verhüllen.
    Erst dann ging ihr auf, daß es sie nicht im geringsten gestört hatte, als Hunter sie mit männlichem Hunger betrachtet hatte.
    Ihre Hände zitterten so stark, daß sie beinahe den Schal hätte fallen lassen.
    »Du kannst deine hübschen kleinen Titten darauf verwetten, daß ich was will«, schnarrte Mickey »Ich will wissen, was, zum Teufel, dir einfällt, dich mit irgendeinem hergelaufenen Fremden im Heu herumzuwälzen!«
    »Du nimmst dir reichlich viel heraus«, erwiderte sie eisig.
    »Den Teufel nehme ich mir!« fauchte er.
    Elyssa ignorierte Mickey, während sie die schlüpfrige Seide um ihre Schultern mit einem festen Knoten sicherte.
    Plötzlich schoß der Arm des jungen Mannes vorwärts, und seine breiten Finger schlossen sich mit derart brutaler Gewalt um ihren Arm, daß sie vor Schmerz aufschrie. Dann beugte er sich vor, bis sein Gesicht nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war.
    »Ich hab deine hochnäsige Art gründlich satt«, knurrte Mikkey. »Ständig stolzierst du vor mir herum und versprichst mir alle möglichen Dinge mit deinem Getue, und jetzt erwische ich dich mit irgendeinem miesen Herumtreiber!«
    Der schale Alkoholgestank in Mickeys Atem genügte, um zu bewirken, daß sich Elyssa der Magen umdrehte. Sie hatte jenen Geruch hassen gelernt, seit sie aus England zurückgekehrt war und herausgefunden hatte, daß Bill förmlich darauf versessen schien, sich frühzeitig ins Grab zu saufen.
    »Laß mich los«, keifte sie.
    »Nicht, bevor ich mit dir fertig bin. Wird höchste Zeit, daß du lernst, wer hier der Boß ist!«
    »Der bin ich«, erklärte Hunter gelassen.
    Im Sprechen legte er seine Hand auf Mickeys rechte Schulter. Es hätte eine Geste der Versöhnlichkeit unter Männern sein können.
    Aber das war es nicht.
    Obwohl Hunters Ton beiläufig klang, war sein Griff alles andere als locker. Seine Finger in dem schmiegsamen ledernen Reithandschuh tasteten sekundenlang prüfend über die Schulter seines Widersachers, fanden die richtige Stelle und quetschten dann Nerven und Sehnen gegen Knochen.
    Worauf Mickey prompt von Elyssa abließ, einfach deshalb, weil seine Hand plötzlich kraftlos herabbaumelte.
    Sie entfloh hastig seiner Reichweite und rieb mit zitternden Fingern über den schmerzenden Bluterguß an ihrem Oberarm.
    »Wer bist du, Bürschchen?« fragte Hunter mit gefährlich sanfter Stimme und drückte noch ein wenig fester zu.
    »Mickey«, japste der junge Mann. »Mickey Barber.«
    Hunter lockerte seine Klammer um Mickeys rechte Schulter ein wenig. Im Moment bestand keine Gefahr einer Schießerei, denn Mickey hätte mit seiner tauben Hand keinen Revolver

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