Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
mit anderen Augen. Mit ihren dreißig Jahren war Penny so frisch und anziehend wie ein Gänseblümchen. Sie hatte ein offenes, ehrliches Gesicht, einen großzügigen Mund und feine Fältchen um ihre großen braunen Augen, Spuren, die das Leben ihr aufgeprägt hatte.
    Vor allem aber war Penny in den Augen der Männer kein junges, unreifes Ding mehr. Sie war eine erwachsene Frau, die den Daseinskampf mit einem wilden, gefährlichen Land aufgenommen hatte.
    Elyssa dachte wieder an Hunters schneidende Worte - Wenn ich mir jemals wieder eine Ehefrau nehme, dann wird es eine reife, erwachsene Frau sein, nicht ein verzogenes Gör, das nicht weiß, was es will.
    Bei dem Gedanken, daß Hunter vielleicht gerade seine Frau gefunden hatte, kroch ein eisiger Schauder über Elyssas Rücken. Selbst als sie sich sagte, daß sie Penny das Glück, das sie möglicherweise finden konnte, nicht mißgönnen durfte, blieb der bittere Geschmack von Neid in ihrem Herzen zurück.
    Erst in dem Moment begriff Elyssa, wie stark sie sich zu diesem Gesellen hingezogen fühlte. Die Vorstellung von Hunter zusammen mit einer anderen versetzte ihr einen Schock, so als zöge ihr plötzlich jemand den Boden unter den Füßen weg und ließe sie in einen Abgrund stürzen.
    Mein Gott.
    Ist es das, was Mutter damals empfunden hat? Dieses plötzliche, überwältigende Verlangen nach einem einzigen Menschen auf der Welt?
    Ist das der Grund, warum eine englische Aristokratin ihrem Leben in Luxus und Bequemlichkeit den Rücken kehrte, Schande über ihre Familie brachte und ihr Heimatland verließ... alles für einen Mann, der kaum weniger wild war als das Land, das er liebte?
    Am Ende hat Mutter jedoch den Mann ihrer Wahl bekommen.
    Werde ich irgendwann wie Penny sein, eine alte Jungfer, die keinen anderen ehelichen will als den, der sie ablehnt?
    »Was meinst du dazu?« fragte Penny mitten in Elyssas brütende Gedanken hinein.
    Mit Mühe gelang es Elyssa, sich auf die Gefährtin zu konzentrieren. »Wozu?«
    Penny lächelte. »Hast du wieder mal von Ballsälen und feinen Kutschen geträumt?«
    Der leicht verächtliche Blick, den Hunter Elyssa zuwarf, holte sie mit einem Ruck auf den Boden der Realität zurück. Sie straffte die Schultern und erwiderte seine Kälte.
    »Ich habe das Gefühl, du denkst häufiger an England als ich«, sagte sie unwirsch zu Penny. »Meine Gedanken kreisen um die Probleme, mit denen wir hier zu kämpfen haben.«
    »Hunter hat gerade vorgeschlagen, daß wir genügend Brot für mehrere Wochen backen sollten«, erklärte Penny
    »Es wird nur schimmelig werden.«
    »Besser schimmeliges Brot als überhaut keines«, erwiderte Hunter kurz angebunden. »Ich werde bei jeder sich bietenden Gelegenheit Antilopen und Wild jagen. Können Sie Fleisch dörren?«
    »Selbstverständlich«, gab Elyssa zurück. »Jagen kann ich auch.«
    Hunters schwarze Brauen schossen in die Höhe, doch er sagte nichts.
    »Aber die Männer ziehen Rindfleisch vor«, fügte sie hinzu.
    »Wir können nicht noch mehr Tiere entbehren, bis wir wissen, wie viele Sie überhaupt haben«, erklärte Hunter barsch. »Auf jeden Fall sollten Sie dafür sorgen, daß genügend Vorräte da sind, um einer Belagerung standzuhalten.«
    »Wozu? Wir haben ja keinen Krieg mehr.«
    »Noch nicht wieder«, klärte Hunter sie auf. »Aber es wird dazu kommen, Frechdachs! Verlassen Sie sich darauf. Ich habe Mickey den Auftrag erteilt, ein paar Wasserfässer zu bauen. Scheint so, als wäre er bei einem Böttcher in die Lehre gegangen, bevor er aus Boston abhaute.«
    Elyssa hörte kaum zu. In ihrem Kopf hallte noch immer Hunters erschreckende Feststellung wider, daß es auf einen Ranch-Krieg hinauslaufen könnte, um die Ladder S zu behalten.
    Genau das war es, wovor ihr grauste, seit Mac von der Culpepper-Bande ermordet worden war.
    »Sie hätten den gescheckten Zuchthengst der Armee überlassen sollen«, fügte er hinzu, als er Elyssas Bestürzung sah. »Dann hätten sie sich vielleicht bemüht, nicht nur die Einwanderertrecks zu schützen, sondern auch die Ladder S.«
    »Der Hengst war nicht alles, was der Hauptmann wollte«, erklärte Elyssa.
    Hunters Augen verengten sich.
    »Er wollte Sie als Zugabe?«
    »Richtig.«
    Gleichgültig zuckte er die Achseln. »Sie hätten ihm ein bißchen von dem geben sollen, was Sie Mickey zukommen ließen. Es reicht ja für alle. Sie brauchen nur irgendein Freudenmädchen zu fragen.«
    Elyssa kochte vor Zorn.
    »Das einzige, was ich Mickey jemals gegeben habe,

Weitere Kostenlose Bücher