Feuergipfel
ohne jeden Groll, eine Tatsache, die die beiden ältesten Hilfscowboys mit Anerkennung registrierten.
Cupid, die orangerot getigerte Stallkatze, beobachtete das Geschehen aus einer Futterkrippe in unmittelbarer Nähe. Fünf schwarze und orangefarbene Kätzchen saugten hungrig an ihren Zitzen, ohne sich von der Unruhe stören zu lassen. Cupids wachsamer Blick aus großen gelben Augen forschte in den Schatten nach winzigen Bewegungen. Obwohl im Moment ziemlich satt, war die Katze durch und durch Raubtier.
Als Gimp mit bedächtigen Schritten den Mittelgang hinunterging, scheinbar in der Absicht, Getreide für die Pferde im Korral zu holen, blickte Hunter von seiner Arbeit auf. Gimp nickte ihm flüchtig zu und trottete ein wenig schneller weiter.
Lefty ging neben seinem Freund her. Beide Hilfscowboys waren in den Fünfzigern. Sie hatten ergrautes Haar, und ihre Gesichter waren wettergegerbt von Sonne und Sturm. Ihre Kleidung glich sich ebenfalls in ihrer Abgerissenheit. Ihre Stiefel trugen die Spuren, die von langem Gebrauch in den Steigbügeln zeugten. Sporen klirrten leise an ihren Fersen.
Jedem der Männer war deutlich anzusehen, daß er sich sein Leben lang mit großen, unberechenbaren Tieren beschäftigt hatte. Die Hilfscowboys bewegten sich steif auf Beinen, die vom ständigen Sitzen im Sattel gekrümmt waren. Die Schwielen und Narben an ihren Hände zeugten von langjährigem Umgang mit Lasso und Brandeisen.
Beiden Männern fehlte ein Finger. Es war der Preis, den man zahlen mußte, für die Lektion, niemals seine Hand zwischen ein Lasso und den Sattelknauf zu schieben, wenn am anderen
Ende des Seils die tausend Pfund eines zornigen Bullen zerrten.
Abgesehen von Gimps steifem Bein waren sich die zwei äußerlich fast so ähnlich wie ein Ei dem anderen.
»Will nur mal eben ’nen Scheffel Getreide für mein bestes Pferd holen, Boß«, erklärte Gimp.
»Hab hier ein Zaumzeug, das ein bißchen steif geworden ist, und die Sattelseife ist in dem Schrank da hinten«, brachte Lefty hervor.
Hunter wußte, die beiden Männer waren weniger an Sattelseife oder Getreide interessiert, sondern eher daran, den neuen Vorarbeiter einer genaueren Musterung zu unterziehen. Das gleiche galt für Elyssa, die ihn aus den Augenwinkeln beobachtete, während sie Leopard striegelte.
Leopard beobachtete Hunter ebenfalls, wenn auch ohne wirkliches Interesse.
»Tut, was ihr zu tun habt«, erwiderte Hunter. »Aber ich möchte, daß die zehn Stück Vieh, die ich oben auf der Hochweide gesehen habe, noch vor Sonnenuntergang auf die hintere Koppel gebracht werden.«
»Yessir«, erwiderte Gimp.
»Wird sofort erledigt«, fügte Lefty hinzu.
Bugle Boy schob seinen Kopf über die Boxentür und beobachtete die beiden Fremden mit gespitzten Ohren und ruhigen Augen.
Die Hilfscowboys gingen ziemlich dicht an Bugle Boys Box vorbei, weil Leopards Box direkt auf der anderen Seite des Ganges lag. Die Männer waren darauf bedacht, einen weiten Bogen um den temperamentvollen Schecken zu machen.
Hunters Pferd scheute weder, noch legte es nervös die Ohren an, als die Fremden so nahe an ihm vorbeigingen.
»Schöner Hengst, den du da hast«, meinte Gimp bewundernd.
»Groß und kräftig, aber macht ’nen ziemlich gelassenen Eindruck«, sagte Lefty, während er einen Blick über den Gang warf.
»Nicht wie gewisse andere Hengste, von denen ich haarsträubende Dinge erzählen könnte.«
Leopard stand in der Mitte seiner großen Box und beobachtete die Männer mißtrauisch. Seine Ohren lagen zwar nicht flach am Kopf an, aber er hatte eine elementare Wachsamkeit an sich, die Bände sprach für Männer, die sich mit Pferden auskannten.
»Wenn ihr und all die anderen Arbeitskräfte nicht ständig versucht hättet, Leopards Willen zu brechen, indem ihr ihn mit dem Lasso gefesselt, zu Boden geworfen und mit Sporen malträtiert habt, während ich in England war«, sagte Elyssa, »würde er euch jetzt nicht aufs Korn nehmen wie eine Katze, die vor einem Mauseloch lauert. Leopard hat allen Grund, Männern zu mißtrauen.«
»Hmpf«, war alles, was Lefty dazu zu sagen hatte.
»Hmpf«, knurrte auch Gimp.
»Selber hmpf«, gab sie zurück. »Ihr wollt nur nicht zugeben, daß es mehr als eine Möglichkeit gibt, ein Pferd gehorsam zu machen. Reitpeitschen und Sporen funktionieren nicht bei allen Charakteren.«
»Yes, Ma’am«, sagten sie einstimmig.
Keiner der Beteiligten geriet in Zorn bei dieser Meinungsverschiedenheit. Das Thema war bereits mehrfach
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