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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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waren Anweisungen«, erwiderte sie hitzig.
    »Sicher doch«, meinte er. Sein Ausdruck verriet ihr allerhand Zweifel.
    »Miss Penny«, sagte Hunter jetzt wieder in höflichem, liebenswürdigem Ton, »würden Sie mir ein freies Schlafzimmer zuweisen? Frechdachs sagte, ich soll im Ranchhaus schlafen.«
    Entsetzt über Hunters Benehmen gegenüber Elyssa wandte sich Penny zu der jüngeren Frau um und warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Ich habe ihm gesagt, er soll im Haus schlafen, weil ich nicht wollte, daß er wie unser letzter Vorarbeiter erschossen wird«, erklärte Elyssa, ohne den Blick von Hunter abzuwenden. »Inzwischen hat diese Version jedoch etwas eindeutig Verlockendes bekommen.«
    Penny sah erschrocken und amüsiert zugleich aus.
    »Bring ihn in einem der leerstehenden Zimmer im oberen Stock unter«, sagte Elyssa mürrisch. »Die Treppenstufen knarren so laut, daß sich niemand zu ihm hochschleichen kann, ganz gleich wie laut er schnarcht.« »Ich schnarche nicht«, erklärte Hunter.
    »Das hat Vater früher auch immer gesagt. Aber Sie wissen ja selbst, wie es ist, wenn ein Mann älter wird, nicht wahr?«
    Hunters Augen wurden zu Schlitzen.
    Penny war entsetzt.
    »Frechdachs!« Penny benutzte wieder Elyssas Kindernamen, »du solltest dich schämen. Du weißt, wie empfindlich Männer in bezug auf ihr Alter sind. Außerdem ist Hunter jünger als Bill, und Bill ist zehn Jahre jünger als dein Vater.«
    »Jeder Mann, der mich für ein kleines Mädchen hält, muß alt genug sein, um zu schnarchen«, erwiderte Elyssa betont entgegenkommend.
    »Ich verstehe.« Penny bemühte sich, ihr Schmunzeln zu verbergen. »Nun, du wirst eine Chance haben, es herauszufinden. Er bekommt das Zimmer neben deinem.«
    Unbehagen und noch etwas anderes breitete sich in Elyssa aus.
    »Das Zimmer meiner Eltern?« fragte sie verdutzt. »Warum?«
    »Weil dort das einzige Bett steht, das groß genug für ihn ist«, erwiderte Penny kategorisch.
    Elyssa öffnete den Mund, um zu widersprechen, dann zuckte sie die Achseln.
    »Wenn Sie schnarchen«, erklärte sie Hunter, »wandert das große Bett augenblicklich in das Kinderzimmer am entgegengesetzten Ende des Hauses. Die Regenbögen und die bunten Schmetterlinge, die Mutter damals an die Wände gemalt hat, werden Ihnen bestimmt gefallen.«
    Ein seltsamer Ausdruck trat auf Hunters Gesicht, ein Schatten von Qual, der Elyssa trotz ihrer Wut auf ihn zutiefst berührte. Sie fragte sich, ob er nicht nur seine Ehefrau, sondern vielleicht auch Kinder im Krieg verloren hatte. Es würde ganz sicherlich den Schmerz erklären, den sie unter seiner harten, absolut beherrschten Fassade ahnte.
    »Vergessen Sie das Kinderzimmer«, sagte sie ruhig. »Wenn
    mich Ihre Anwesenheit stört, werde ich eben einfach unten bei Penny schlafen.«
    Die Tatsache, daß Elyssa seinen verborgenen Kummer irgendwie gespürt hatte, ärgerte Hunter. Er haßte es, von einem Mädchen wie ihr so leicht durchschaut zu werden.
    »Keine Sorge, ich werde schon überleben«, erwiderte er barsch. »Ich brauche keine Vorzugsbehandlung von einer wohlfeilen Rancherin.«
    Penny schnappte hörbar nach Luft. Die Feindseligkeit zwischen Hunter und Elyssa lag fast greifbar in der Luft.
    Und auch das sinnliche Verlangen.
    Der Klang von Männerstimmen, die über den Hof schallten, war eine Erleichterung für Elyssa. Geschäftig begann sie, dickwandige Kaffeebecher und Steingutteller auf dem langen Tisch zu verteilen, der eine Seite der Küche einnahm. In früheren Zeiten hatten Mac und Bill, John und Gloria, Penny und Elyssa dort gesessen und über das Land gesprochen oder das Vieh oder den Wechsel der Jahreszeiten.
    »Suchen Sie sich lieber schnell einen Platz«, sagte Elyssa, ohne Hunter anzusehen. »Der Mann, der sich als letzter an den Frühstückstisch setzt, muß die Ställe ausmisten.«
    Noch während sie sprach, ging die Hintertür zur Küche auf. Mickey, Lefty und Gimp drängten sich herein und schubsten sich gegenseitig mit den Ellenbogen weg, um als erster an dem langen Tisch anzukommen.
    Elyssa warf Hunter einen Blick von der Seite zu. Dann lächelte sie.
    »Oh je«, meinte sie betont heiter. »Ich fürchte, Sie sind der letzte. Nach dem Frühstück werde ich Ihnen mit Freuden zeigen, wo die Mistforke steht.«
    Hunter zweifelte nicht daran.

5
    Der Neuankömmling handhabte die Mistforke auf die gleiche Weise, wie er alles andere tat - schnell, geschickt und mit knappen, gezielten Bewegungen. Obendrein tat er die Arbeit bereitwillig und

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