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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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mit den Hufen und ließ seine Ohren vor- und zurückschnellen.
    »Ruhig, Leopard«, sagte Elyssa leise. »Ist schon in Ordnung. Du brauchst keine Angst zu haben. Kein Lasso oder eine Augenbinde in Sicht. Ich bin ja bei dir. Niemand wird dir etwas tun.«
    Mehrere Atemzüge lang musterte Leopard Hunter aus wilden, erschrockenen Augen. Dann schnaubte der Hengst durch die Nüstern, drehte sich leicht herum, so daß er Hunter im Auge behalten konnte, ohne den Kopf zu verdrehen, und entspannte sich langsam wieder.
    Elyssa sprach weich und lobend auf ihn ein, und Hunters sehr viel tiefere Stimme paßte sich ihrem beruhigenden Tonfall an. Leopards Ohren zuckten, während er zuhörte. Nach ein paar Minuten schnaubte er erneut, scharrte mit einem Huf und stupste Elyssa auffordernd an, mit dem Striegeln fortzufahren.
    »Du liebst es, gestreichelt zu werden, stimmt’s?« sagte sie lächelnd. »Schön, und ich liebe es, dich zu bürsten, also sind wir uns einig.«
    Sie redete weiter freundlich auf das Tier ein, während sie begann, seine Flanken zu striegeln.
    Obwohl Hunter nichts sagte, war er beeindruckt von Elyssas Geschick, das Mißtrauen des Hengstes zu besänftigen.
    Nach einigen Minuten erkannte Hunter, daß Leopard weitaus mehr daran interessiert war, gestriegelt zu werden, als nach irgend jemandem auszukeilen. Langsam zog Hunter seine rechte Hand von seinem Revolverhalfter zurück.
    »Wie haben Sie ihn dazu gebracht, Ihnen zu vertrauen?« wollte er wissen.
    »Es fing an, als er geboren wurde«, erklärte Elyssa, während sie Leopards glänzendes Fell bürstete. »Mutters preisgekrönte arabische Stute wurde von einem indianischen Mustang gedeckt, der den Schoschonen entlaufen war.«
    »Daher hat Leopard also seine Flecken«, sagte Hunter. »Die Schoschonen treiben Handel mit den Nez Perce, die die besten Pferdezüchter diesseits von Irland sind. Ihre Appaloosas sind sehr begehrt bei den Flachländern.«
    »Das hat Bill damals auch gesagt. Mutter war zu bekümmert, um zuzuhören, als sie entdeckte, daß die Stute trächtig war.«
    »Sie meinen, weil das Fohlen nicht reinrassig sein würde?«
    »Zum Teil deswegen, ja. Aber hauptsächlich, weil die Stute schon zu alt war, um noch ein Fohlen zu haben. Sie starb bei Leopards Geburt.«
    Hunter pfiff leise durch die Zähne. »Haben Sie eine andere Stute dazu bringen können, ihn anzunehmen?«
    »Nein. Leopard wurde außerhalb der Saison geboren. Es gab zu der Zeit keine anderen Stuten, die Fohlen säugten.«
    Schweigend betrachtete Hunter das Prachtexemplar. Wenn Leopard als Fohlen eine schwere Zeit hatte durchmachen müssen, so war ihm jetzt nichts mehr davon anzumerken. Das Pferd war kräftig, gut genährt und strotzte offensichtlich vor Gesundheit.
    »Was hat Ihre Mutter getan?« erkundigte sich Hunter.
    »Sie wollte das Fohlen lieber erschießen, als mitansehen zu müssen, wie es verhungerte; aber ich habe sie angefleht, mich versuchen zu lassen, das Kleine zu retten.«
    Ein leises Lächeln der Erinnerung spielte um ihre Lippen, als sie den breiten, glänzenden Rumpf des Hengstes bürstete. Leopard stieß einen Seufzer aus, der fast ein wohliges Stöhnen war, und schloß halb die Augen. Offensichtlich genoß er das Rubbeln der Kardätsche auf seinem Fell.
    »Ich habe Leopard mit einem warmen, leicht rauhen Lappen abgerieben, um ihm das Gefühl zu geben, es wäre die Zunge seiner Mutter, die ihn trockenleckte«, erklärte sie. »Dann habe ich ihm geholfen, sich auf die Beine zu stellen, und wenn er einknickte, habe ich ihm wieder hochgeholfen. Zwischendurch habe ich ihn immer wieder mit dem Lappen abgerieben und den ganzen Tag und die Nacht über beruhigend auf ihn eingesprochen.«
    Mit einer Intensität, die er kaum verbergen konnte, beobachtete Hunter das wechselnde Mienenspiel auf Elyssas Gesicht, während sie erzählte - Trauer um die tote Stute, Freude über das neugeborene Fohlen, Belustigung über seine Versuche, auf seinen staksigen Beinen zu stehen, und vor allem Liebe zu dem gefährlichen Raufbold, der vollkommen entspannt und halb dösend unter ihren sanften Händen dastand.
    Belinda hat Tiere nie gemocht, dachte Hunter. Jedenfalls nicht so wie Elyssa, Belinda hat ein Pferd wegen seiner Farbe ausgewählt und eine Katze, weil sie zu ihren Kleidern paßte. Damals habe ich das amüsant gefunden.
    Großer Gott, war ich blöde.
    Im Grunde bin ich’s immer noch.
    Sonst würde ich nicht hart werden, nur weil ich einem koketten Dingelchen dabei zuschaue, wie es sein

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