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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Straße zur Ranch. Nichts rührte sich im Ranchhof. In dem Korral neben dem Stall standen Pferde auf drei Beinen und dösten in dem Mondlicht, das zwischen zwei Gewittern durch eine Lücke in der Wolkendecke herabfiel.
    Regenpfützen glänzten im Hof. Wasser tropfte von den Dachvorsprüngen des Hauses und den Pyramidenpappeln. Dicke Wolkenungetüme ballten sich am Horizont zusammen, und der Sturm jagte Nebelfetzen über den Himmel. Grelle Blitze zuckten über dem Kamm der Berge. Donner grollte und polterte.
    Hunter stieß das Fenster auf und vernahm ein schwaches Geräusch zwischen den dumpfen Donnerschlägen.
    Das Schnauben eines Pferdes. Gedämpfter Hufschlag.
    Hastig drehte Hunter den Kopf in Richtung des Geräusches.
    Leopard trabte an seinem Korralzaun entlang. Der Hengst schnaubte und warf unruhig den Kopf hoch.
    Plötzlich blieb Leopard stocksteif stehen, den Hals vorgestreckt, die Ohren wachsam gespitzt.
    Leopard beobachtete aufmerksam den Garten.
    Einen Moment lang fragte Hunter sich, ob Elyssa sich wohl wieder zu ihrem Lieblingsort davongestohlen hatte. Dann verwarf er den Gedanken.
    Er wußte, er wäre aufgewacht, wenn Elyssa auf Zehenspitzen an seinem Zimmer vorbeigeschlichen wäre. Schließlich wachte er jedesmal auf, wenn sie sich in ihrem Bett herumdrehte, einem Bett, das weniger als einen Meter von seinem eigenen entfernt stand, nur durch eine dünne Wand getrennt.
    Ein Blick auf den Stand des Mondes sagte Hunter, daß es noch zu früh für Gimp war, um schon auf den Beinen zu sein und das Frühstück für die Rancharbeiter vorzubereiten. Köche standen zwar stets eine ganze Weile vor Tagesanbruch auf; aber dies war zu früh, egal, welche Maßstäbe man anlegte.
    Rasch durchquerte Hunter den Raum und trat an seinen Nachttisch. Ein Schnippen seines Daumennagels ließ den Deckel der großen goldenen Taschenuhr aufklappen, die einmal seinem Vater gehört hatte.
    Drei Uhr früh.
    Nur Kojoten, Wölfe und ihre menschlichen Gegenstücke schlichen zu dieser nachtschlafenen Zeit draußen herum.
    Wo sind denn bloß die Hundeviecher? fragte Hunter sich verwirrt. Gott weiß, daß sie jedesmal, wenn Fremde in der Nähe sind, ein solch mörderisches Gebell anstimmen, daß es Tote erwecken könnte.
    Vielleicht ist es am Ende doch Elyssa, die dort draußen ihr Unwesen treibt.
    Hunter ging zu der Wand, wo das Kopfende seines Bettes fest gegen das rauhe Holz geschoben war. Mit dem Ohr an der Wand horchte er angespannt.
    Was er hörte, waren die Laute, die ihn in jedem wachen Moment, den er im Bett lag, quälten und nicht zur Ruhe kommen ließen. Sanftes Atmen, ein Seufzer und das intime Rascheln von Leinenlaken, als sich Elyssa im Bett herumdrehte.
    Begierde durchzuckte Hunter wie ein Blitzstrahl.
    Er ignorierte sie. Allmählich wurde er sehr gut darin, das hartnäckige Verlangen seines Körpers nach einem unpassenden Mädchen zu übergehen; in letzter Zeit hatte er ja auch reichlich Gelegenheit zum Üben gehabt.
    Zuviel davon. Unter der Fassade der Selbstverleugnung wuchs das brennende Verlangen täglich, von Minute zu Minute, mit jedem Atemzug.
    Voller Ungeduld über seinen ungebärdigen Körper griff Hunter nach seinem Gewehr. Auf dem Weg hinaus schob er eine frische Ladung Patronen in das Magazin. Kurz entschlossen eilte Hunter den Korridor entlang zur Treppe.
    Wie immer knarrten und krachten die Treppenstufen bei jedem Schritt, den er tat.
    In dem Punkt hat Elyssa wirklich recht gehabt, dachte er mit einem kläglichen Grinsen. Selbst eine Katze könnte nicht lautlos über diese Stufen schleichen.
    Die Erfahrung hatte Hunter gelehrt, daß die Haustür nicht quietschte, wenn sie geöffnet wurde. Die Küchentür dagegen schon.
    Hunter ging zur Vordertür hinaus.
    Ein kühler, böiger Wind wehte im Hof. Hunter glitt in die Schatten unter den Dachvorsprüngen. Er bewegte sich rasch und auf leisen Sohlen zur Rückseite des Hauses.
    Die Nachtluft war kalt auf seiner nackten Brust, der Wind roch nach Regen. Doch Hunter merkte nichts von der unwirtlichen Herbstnacht. Seine Aufmerksamkeit war voll und ganz auf den Küchengarten konzentriert.
    Seltsam, wie weiß es dort aussieht, dachte er. Der Mondschein reflektierte eine zusätzliche Helligkeitsquelle.
    Innerhalb des weißen Schimmers bewegte sich ein Schatten.
    Eine Gestalt.
    Hätten die Hunde gebellt, dann hätte Hunter ganz einfach sein Gewehr gehoben und ohne zu zögern geschossen. Aber die
    Hunde hatten keinen Alarm geschlagen, was bedeutete, daß Hunter sich nicht

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