Feuergipfel
setzte.
»Zu spät«, meinte Morgan, als er sich in den Sattel schwang.
»Hoffe, seine Mutter bekommt es«, meinte Hunter. »Ihr Ehemann ist mit einem Arm und ohne Beine aus dem Krieg zurückgekehrt.«
Als Elyssa begriff, daß die Männer sie einfach zurücklassen würden, wenn sie nicht aufpaßte, zog sie sich hastig auf Leopards Rücken, indem sie einen handlichen Felsblock als Aufsteigehilfe benutzte. Während sie sich in den Sattel hievte, dankte sie von Herzen Pennys Geschick im Umgang mit Nadel und Schere.
Es war sehr viel einfacher, ohne so eine Fülle von Stoff zu reiten, die sich jedesmal um ihre Beine wickelte, wenn sie auf- oder abzusitzen versuchte.
»Werden wir die Männer verfolgen?« fragte Elyssa.
Hunter schüttelte den Kopf.
»Warum nicht?« verlangte sie zu wissen.
»Sie sind fünf und wir nur zu zweit.«
»Zu dritt«, korrigierte sie. »Ich kann schießen.«
»Hast du schon jemals auf einen Menschen geschossen?« gab Hunter zurück.
»Nein, aber in letzter Zeit juckt es mich oft in den Fingern.«
Morgan verbarg ein amüsiertes Lächeln.
»Wollen Sie, daß ich sie verfolge, Boß?« fragte Morgan knapp.
»In Ordnung«, erwiderte Hunter. »Aber wenn du auf Bar-B-Land kommst, kehrst du wieder um, verstanden?«
»Falls er dort landet«, berichtigte Elyssa ihn sofort. »Es gibt keine Garantie dafür, daß die Männer ausgerechnet dorthin wollen. Es kann genausogut sein, daß sie nur auf der Durchreise sind.«
»Auf der Durchreise wohin?« spottete Hunter.
»Zur anderen Seite«, gab Elyssa patzig zurück.
»Adios«, sagte Morgan.
Keiner antwortete. Hunter und Elyssa waren zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig wütend anzufunkeln, um zu bemerken, wie Morgan davonritt.
»Warum herrscht eigentlich böses Blut zwischen der Ladder S und der Bar B?« wollte Hunter wissen.
»Was bringt dich auf den Gedanken, daß Feindseligkeiten zwischen uns bestehen könnten?« konterte Elyssa.
»Zwei Ranches, die auf Tuchfühlung nebeneinanderliegen, und keinerlei Besuche finden zwischen den Nachbarn statt.«
Elyssa dachte an ihren letzten Kontakt mit Bill ... als sie sich in einem Protestschreiben geweigert hatte, ihm die Ladder S zu verkaufen.
»Zumindest keine offiziellen Besuche«, fügte Hunter ironisch hinzu, während er an das Netz von Geisterpfaden zwischen den beiden Ranches dachte.
Elyssas Magen zog sich zu einem Knoten zusammen, denn sie glaubte, Hunters Bemerkung bezöge sich auf die Viehdiebe, die sich zwischen der Ladder S und der Bar B hin und her bewegten. Sie mochte gar nicht an all die vielen Abdrücke von Rinderfährten denken, die sie durch Wind Gap hatte laufen sehen.
Und keine Spur führte zurück zur Ladder S.
Nicht eine einzige.
Wind Gap führte zu Bills Ranch und von dort zu einem der Pässe über die Rubies.
Doch obwohl alles drauf hindeutete, konnte Elyssa einfach nicht glauben, daß Bill zu der Bande gehörte, die nach und nach sämtliches Ladder-S-Vieh stahl.
Er war wie ein Vater zu mir, dachte sie traurig.
Es kann nicht sein, daß er mich vernichten will. Sicherlich steckt eine andere Erklärung dahinter.
»Jetzt ist die Zeit des Herbstauftriebs«, sagte sie gepreßt. »Da hat keiner etwas übrig für Nachbarschaftsbesuche.« »Verdammt seltsam.«
»Warum?«
»Der gute alte Bill hat nicht mal einen Vertreter geschickt, um sicherzugehen, daß wir nicht auch ein paar von seinen Rindern erwischen, wenn wir unser Vieh zusammentreiben.«
Hunters Stimme war ebenso sarkastisch wie die schmale weiße Linie seines Lächelns unter seinem Schnurrbart.
Elyssa schloß die Augen.
»Bill weiß, daß wir keine Tiere verkaufen würden, die ihm gehören«, entgegnete sie.
»Wenn das so weitergeht, werden wir auch keine Ladder-S-Kühe mehr verkaufen«, sagte Hunter brüsk.
»Wie bitte?«
»Sie sind alle auf Bar-B-Land getrieben worden und von dort aus zum Viehmarkt.«
»Nein!«
»Zum Teufel«, sagte Hunter erbittert. »Du hast doch Augen im Kopf, Frechdachs. Benutze sie gefälligst!«
»Das habe ich getan. In der ersten Woche nach meiner Rückkehr aus England habe ich den Weg von Ladder-S-Kühen bis zu dem Saloon jenes verdammten Whiskyhändlers verfolgt.«
Hunter wurde ganz still. »Was?«
»Ich wußte von Mac, daß der Dugout Saloon als eine Art inoffizieller Treffpunkt für Leute dient, die Tiere kaufen, verkaufen oder eintauschen wollen«, erklärte sie. »Also bin ich ...«
»Du bist allein in diese üble Spelunke gegangen?« unterbrach er sie
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