Feuergipfel
zersplittern können, als er seine Waffe nachlud.
»Frechdachs! Ist dir was passiert?« schrie er.
»Nein! Alles in Ordnung!«
»Bleib, wo du bist! Sorg dafür, daß keiner von den Männern schießt, bis er sehen kann, worauf er zum Donnerwetter zielt!« Hunter wartete nicht lange auf Elyssas Antwort, sondern rannte blitzschnell zwischen den Maispflanzen entlang, während er dem Schatten nachjagte, den er Sekunden zuvor die Gemüsereihen hinunter hatte verschwinden sehen.
Bevor Hunter das Ende des Gartens erreichte, hörte er den Hufschlag eines Pferdes, das in halsbrecherischem Tempo davongaloppierte. Das Trommeln der Hufe entfernte sich rasch und ging in dem Rauschen von Sturm und Regen unter.
»Elender Hurensohn«, fauchte Hunter nochmals hinterher.
In dem Moment stürmte Vixen wild bellend zwischen Stangenbohnen und plattgetretenen Kürbispflanzen hervor.
»Ach, halt die Klappe!« schimpfte Hunter angewidert. »Die Zeit zum Bellen ist verpaßt.«
Bekümmert verstummte die Hündin.
»Herr Oberst?« rief Morgan. »Alles in Ordnung?«
Der abgehackte Klang seiner Worte ließ erkennen, daß Morgan auf den Garten zurannte.
»Mir geht’s gut«, erklärte Hunter. »Sag den Männern, sie sollen ihre Kanonen gegen Schaufeln und Laternen austauschen.«
»Müssen wir jemanden beerdigen?« erkundigte sich Morgan.
»Nein«, knurrte Hunter. »Der Hurensohn hat den Garten verwüstet, Gott verdamme seine schwarze Seele.«
»Was?«
»Salz.«
»Heilige Mutter Gottes«, murmelte Morgan.
Seine Augen weiteten sich schockiert, als er das Ausmaß der Zerstörung betrachtete. Spuren von weißglitzernden Kristallen liefen kreuz und quer durch den Garten und über die Gemüsereihen hin. Unflätig schimpfend hob Morgan die Laterne, die er in der Hand trug.
Weiß schimmerte ihm aus allen Richtungen entgegen.
Inzwischen hatte es stärker zu regnen begonnen, das Salz begann sich vor Hunters Augen aufzulösen und im Boden zu versickern.
»Seht endlich zu, daß ihr mit den Schaufeln antrabt!« brüllte
er.
Ein Chor eilfertiger Stimmen schallte ihm durch den prasselnden Regen entgegen.
Wenige Augenblicke später erschien Elyssa auf dem Plan. Sie sprang von Furche zu Furche mit der Anmut eines Rehs, während sie auf die Petroleumlampe zulief. Atemlos stürmte sie in den Lichtkreis der Laterne.
»Verdammt noch mal, Frechdachs ...«
»Bist du sicher, daß du nicht verletzt bist?« erkundigte sie sich besorgt. »Es waren so viele Schüsse.«
Noch während sie fragte, musterte sie Hunter ängstlich von Kopf bis Fuß. In dem milden Schein der Laterne war jede Erhebung und Schwellung straffer Muskeln in goldenes Licht getaucht und durch schwarzsamtene Schatten untermalt. Dichtes Haar, so dunkel wie die Nacht, reflektierte schimmernde Funken mit jedem Atemzug, den Hunter tat.
Elyssa vergaß, den Mund zu schließen. Sie hatte noch niemals daran gedacht, die Wörter »Mann« und »Schönheit« in ein und demselben Satz zu verwenden. Aber bei Hunters Anblick ver-stand sie, was Michelangelo Buonarotti dazu getrieben hatte, seinen David zu erschaffen.
Hunter sah genau wie jene faszinierende Statue aus. Intelligent. Kraftvoll. Schön.
Und maskulin, sehr maskulin.
Die intensive Bewunderung, die Hunter in Elyssas Augen las, als sie seinen Körper anstarrte, bewirkte, daß ihm der Atem stockte. Plötzlich war er sich überdeutlich seines nackten Oberkörpers in dem hellen Laternenlicht bewußt, seine Haut feucht und glänzend vom Regen.
Und wenn sie ihn weiterhin so hungrig anstarrte, würde er vor den Männern in eine peinliche Lage geraten.
»Mir geht’s gut«, sagte er kalt.
»Ich habe Schüsse gehört«, erwiderte Elyssa.
Der kehlige Klang ihrer Stimme schickte ihm einen sinnlichen Schauder über die Haut und brachte eine Ader an seinem Hals sichtbar zum Pochen.
»Er hat nicht auf mich geschossen«, wehrte er ab.
»Auf wen denn dann? Ist einer von den Männern verletzt?«
Hunter gab keine Antwort. Er mochte gar nicht an den Eisklumpen denken, der sich in seiner Magengrube gebildet hatte in dem Moment, als Elyssa die Zielscheibe des Eindringlings abgab.
»Hunter?«
»Alles in Ordnung. Keiner ist verletzt worden.«
»Aber auf wen hatte er es abgesehen?« fragte Elyssa beharrlich.
»Auf dich«, erwiderte er rauh.
Ihre Augen wurden groß. Ihr Atem kam in einem hastigen, gebrochenen Laut über ihre Lippen.
»Vielleicht dachte er, sie wäre einer der Rancharbeiter«, versuchte Morgan zu vermitteln.
Hunter warf einen
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