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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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verbrannt.
    Ihm war tatsächlich zumute, als leckten Feuerzungen über seine Hände.
    »Bleib hier. Rühr dich nicht von der Stelle, bis ich dich rufe«, sagte er mit einer Stimme, die nicht weiter als bis zu Elyssas Ohr drang.
    Sie schüttelte protestierend den Kopf.
    »Doch!« erwiderte er mit gedämpfter, harter Stimme. »Ich möchte dich nicht irrtümlich erschießen.«
    Elyssa zögerte einen Moment, dann nickte sie widerstrebend.
    Hunter zog seine Hand von ihrem Mund, bückte sich, um sein Gewehr aufzuheben und reichte es ihr.
    »In der Kammer ist eine Runde Patronen.« Wie zuvor waren seine Worte kaum mehr als ein Flüstern.
    Sie nickte zum Zeichen, daß sie verstanden hatte.
    »Paß auf, daß du nicht mich versehentlich erschießt«, wisperte
    er.
    »Wie wär’s mit absichtlich?« gab Elyssa zurück.
    Doch ihre Stimme war so leise und sanft wie seine.
    Hunters flüchtiges Lächeln glich dem transparenten Mondlicht. Er beugte sich vor und drückte einen schnellen, wilden Kuß auf ihre Lippen, der sie beide gleichermaßen überraschte.
    Dann war er verschwunden.
    Ängstlich starrte Elyssa in die wolkenverhangene Nacht. Sie wußte, daß Hunter irgendwo dort draußen war, eine schattenhafte Gestalt, die sich unter rasch dahinziehenden Wolkenschatten bewegte, aber sie konnte ihn nicht sehen.
    Warum war er wohl hier? Sie wußte nur, daß das Knarren seiner Schritte auf der Treppe sie augenblicklich geweckt hatte.
    Aber es überraschte sie nicht. Wenn er sich im Bett auf die andere Seite drehte, wachte sie häufig auf ... vorausgesetzt, sie hatte überhaupt einschlafen können. Das Bewußtsein, daß sie die ganze Nacht lang - jede Nacht - nur wenige Schritte von Hunter entfernt war, hatte eine höchst beunruhigende Wirkung auf ihren Körper.
    Von der Wirkung auf ihre Träume ganz zu schweigen.
    Im Gehen blickte Hunter mehrmals über seine Schulter zurück, um zu sehen, ob Elyssa ihr Versprechen, sich nicht von der Stelle zu rühren, auch hielt. Als er feststellte, daß sie ihm nicht folgte, setzte er erleichtert seinen Weg fort.
    Im Gegensatz zum Kräutergarten war der Küchengarten ein Dickicht mit vielen Verstecken. Stangenbohnen, Erbsenranken, die an einem großen Spalier hochkletterten, Maisstauden, höher als ein ausgewachsener Mann - der Garten bot reichlich Deckung für einen Eindringling.
    Für Hunter allerdings auch.
    So stumm wie das Mondlicht und leiser als die dicken Regentropfen, die herabzuprasseln begonnen hatten, schlich Hunter zwischen emporrankenden Stauden entlang. Ohne sich dessen überhaupt bewußt zu sein, verschmolz seine Silhouette mit der der hohen Pflanzen um ihn her, während er sich vorwärtsbewegte.
    Hunter hatte diese Vorgehensweise so oft während des Sezessionskrieges geübt, daß sie ihm in Fleisch und Blut übergegangen war. Aber während des Krieges war er von einer Armee von blauen Uniformen umringt gewesen.
    Jetzt gab es nur die Nacht und einen einzigen menschlichen Schatten dort draußen inmitten der schwankenden Dunkelheit.
    Einen Moment lang hielt Hunter reglos inne und horchte auf die Geräusche der Nacht und des wilden Unwetters.
    Nichts drang an sein Ohr außer dem ruhelosen Brausen des Windes und dem Prasseln von Regentropfen auf Gartenpflanzen.
    Langsam ging Hunter in die Hocke und strich mit einer Hand über den seltsam weißen Boden. Dann hob er seine Fingerspitzen an den Mund und leckte leicht daran.
    Salz.
    Du gottverfluchter Hurensohn, dachte er erbittert. Na warte, wenn ich dich in die Finger kriege!
    Der Wind drehte; Stangenbohnen raschelten am anderen Ende des Gartens.
    Aber es war nicht der Wind, der die Blätter bewegte. Es war ein Mann, der sich plötzlich aufrichtete und seinen Revolver hob, um auf eine blasse Silhouette zu zielen, die im Schatten des Stallgebäudes stand.
    Elyssa.
    »Runter mit dir, Frechdachs!« brüllte Hunter.
    Im Rufen zog er blitzschnell seinen sechsschüssigen Revolver und feuerte mehrmals aus seiner hockenden Stellung heraus auf den Eindringling.
    Er war jedoch nicht im Gleichgewicht und lediglich darum bemüht, den anderen durch Schnelligkeit zu überrumpeln. Noch bevor die Kugeln den Lauf seines Revolvers verließen, wußte Hunter, daß sie ihr Ziel verfehlen würden.
    Ihm blieb nur die Hoffnung, daß der andere ebenfalls nicht träfe.
    Schüsse zerrissen die Stille der Nacht, ein Mann schrie auf, Hunde brachen in hektisches Gebell aus, Rancharbeiter brüllten von der Schlafbaracke herüber, und unter Hunters Flüchen hätte Granit

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