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Feuergipfel

Titel: Feuergipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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erklärte Penny »Aber sie irrt sich. Er ist ein gütiger und anständiger Mann.«
    Hunter enthielt sich eines Kommentars.
    »Jawohl, das ist er!« sagte Penny hitzig.
    Hektische rote Flecken erschienen auf ihren ansonsten bleichen Wangen, als keiner der Anwesenden ihr zustimmte.
    »Ich kenne ihn besser als irgend jemand sonst«, fuhr Penny fort, »und bin felsenfest überzeugt, daß er nicht einmal auf so eine Idee käme!«
    »Whisky kann das Wesen eines Mannes verändern«, meinte Hunter schließlich.
    »Nein«, erwiderte Penny gepreßt. »Bill ist niemals fähig zu derartigen Gemeinheiten, ganz egal, wieviel er getrunken hat!«
    »Nun reg dich nicht gleich so auf«, seufzte Elyssa. »Der Garten war zwar mein ganzer Stolz, aber nicht zwingend notwendig für unser Überleben.«
    Hunter erinnerte sich an den Tränenschleier, den er in Elyssas Augen gesehen hatte, als sie die Zerstörung ihres kleinen Reiches betrachtete. Er wußte, daß sie nur die halbe Wahrheit sagte.
    Der Garten hatte einen Quell des Friedens und der Freude für Elyssa bedeutet, ein ruhiger, besinnlicher Ort in einem Land, das sehr hart mit Frauen umspringen konnte.
    Das Wissen, daß er nicht in der Lage gewesen war, ihr Refugium vor Schaden zu bewahren, ärgerte Hunter maßlos.
    Aber wiederum, dachte er spöttisch bei sich, hat ihr mordgieriger Liebhaber auf dem Gebiet einen Vorteil, den ich nicht habe. Er kennt die Ranch - und ihre Eigentümerin - eine ganze Ecke besser als ich.
    Penny blickte Elyssa einen spannungsgeladenen Moment an. Dann biß sie sich so fest auf die Unterlippe, daß ihre Zähne Abdrücke hinterließen, und stand auf, um nach den Einmachgläsern zu sehen, die sprudelnd kochten, gehalten von den Drahtgestellen, die in den Töpfen hingen. Die kleine Sanduhr war gerade abgelaufen.
    »Laß mich das lieber machen«, sagte Elyssa hastig. »Du bist mit deinen Gedanken woanders und hast dich in letzter Zeit nicht wohl gefühlt - das Gestell ist zu schwer. Ich möchte nicht, daß du dich verbrennst.«
    Bevor Penny Einwände erheben konnte, hatte sich Elyssa an ihr vorbeigedrängt. Die Topflappen in ihren Händen waren groß, dick und vom häufigen Gebrauch fleckig geworden. Der Kontrast zu Elyssas Nachmittagskleid aus orchideenfarbener Seide hätte nicht größer sein können.
    Blitzschnell griff Hunter von hinten um Elyssa herum und riß ihr die Topflappen aus den Händen. Ihr zarter Rosmarinduft stieg ihm in die Nase.
    Das Tuch, das Elyssas Haar zusammenhielt, war ein leichtes Gebilde aus durchsichtiger Seide, dessen tiefes Purpurrot das silbrige Blond ihrer Haare hervorhob. Die glatte, feinporige Nackenhaut bildete einen sinnlichen Gegensatz zu dem Tuch, das nach Art der Bäuerinnen an ihrem Hinterkopf zusammengeknotet war.
    Ich wünschte, ich könnte es ihr abgewöhnen, schimmernde Seide und Satin auf der Ranch zu tragen, dachte Hunter aufgebracht. Der Anblick ist die reine, unverfälschte Hölle für einen Mann.
    »Ich kümmere mich um die Gläser«, erklärte er.
    Elyssa, die zwischen der Hitze des Herdes und Hunters kraftvollem Körper gefangen war, wollte widersprechen. »Das brauchst du doch nicht, ich kann ...«
    »Sei nicht albern«, unterbrach er sie unwirsch. »Wo willst du die Gläser hinhaben?«
    »Auf den Tisch. Danke.«
    Hunter hob ein Gestell aus jedem riesigen Topf und stellte sie auf dem langen, zerschrammten Holztisch ab. Die Gläser dampften und trockneten augenblicklich.
    Schnell füllten Penny und Elyssa grüne Bohnen ein, fügten Salz und Wasser hinzu und schraubten die Deckel fest. Normalerweise hätte Elyssa noch Zwiebeln oder Knoblauch oder Kräuter mit hineingegeben, aber diese überstürzte Einmachaktion hatte nichts Normales an sich.
    Heute kochten sie alles an Gemüse ein, was nur ging, ganz gleich, ob es den richtigen Reifegrad hatte oder nicht.
    Denn wenn das aufgelöste Salz im Garten erst einmal die Wurzeln der Pflanzen erreichte, würde nichts mehr gedeihen. Das Gemüse verfaulte, es sei denn, es wurde schnell geerntet und augenblicklich konserviert.
    Während Elyssa und Penny in ihrer Tätigkeit fortfuhren, überraschte Hunter die beiden, indem er sich ruhig daranmachte, die kleinsten Kartoffeln zu schrubben, um sie fürs Einmachen vorzubereiten. Die größeren Knollen würden im Wurzelkeller gelagert werden, zusammen mit den dickeren Zwiebeln, Möhren, Rüben und ähnlichem.
    Elyssa schraubte den letzten Deckel auf und machte Anstalten, eines der Gestelle mit Gläsern zum Herd hinüberzutragen.

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