Feuergipfel
Bevor sie jedoch das Gestell vom Tisch hochheben konnte, schossen Hunters Arme von hinten um sie und nahmen ihr die Last ab. Sie schnaufte überrascht auf, was aber nur bis zu Hunters Ohren drang.
»Ich mache das«, sagte er. »Du schnippelst lieber die Bohnen.«
Elyssa hätte gern so sachlich und nüchtern wie Hunter geantwortet, aber ihre Stimme weigerte sich mitzumachen. Die Hitze seines Körpers und das Gefühl seiner starken Arme um sie raubten ihr buchstäblich den Atem, trotz der Tatsache, daß Hunter lediglich den Küchenlehrling spielte.
Dann blickte Elyssa über ihre Schulter und sah Hunters quecksilbrige Augen. Das Verlangen in ihnen war so unverkennbar wie die Kraft seiner Arme, die sie umfingen.
»Ich ... ich kann nicht«, flüsterte sie.
»Was kannst du nicht?«
»Noch mehr Bohnen schnippeln.«
»Warum nicht?«
»Wir haben gerade den letzten Schwung verarbeitet.«
»Wie wär’s mit Erbsen?« meinte Hunter.
Elyssa leckte sich nervös über die Lippen.
Die Art, wie Hunter plötzlich die Augen zu Schlitzen verengte, sagte ebensoviel aus wie das heftige Klopfen des Pulses an Elyssas zartem Hals.
»Dann solltest du dich vielleicht auf der Stelle unter meinem Arm durchducken und Erbsen pulen«, schlug Hunter täuschend sanft vor.
»Erbsen?«
»Kleine, runde, grüne Dinger. Sie wachsen dicht aneinandergedrängt in grünen Schoten. Na, erinnerst du dich?«
In dem Moment konnte Elyssa von Glück sagen, daß sie sich überhaupt an ihren eigenen Namen erinnerte. Alles, woran sie denken konnte, war, wie sich Hunters weiche Lippen auf ihren angefühlt hatten, wie verlockend er geschmeckt hatte, wie stürmisch sein Atem gewesen war.
»Wenn du mich noch einmal so herausforderst, indem du dir mit der Zunge über die Lippen leckst«, murmelte Hunter dicht an ihrem Ohr, »dann lege ich dich über den Tisch und gebe dir genau das, worum du mich anflehst, das schwöre ich dir!«
Verlegene Röte kroch über Elyssas Wangen. Sie duckte sich hastig unter seinem Arm hindurch und ging zur Spüle.
Blindlings und mechanisch begann sie, einen Kürbis zu zerteilen und zu säubern. Große Brocken des klebrigen Inneren fielen schwer in ein Sieb, das in der Spüle stand. Das Fruchtfleisch flog mit Schwung heraus, daß das Sieb auf seinen drei Metallbeinen wackelte.
»Willst du die Kürbiskerne nicht zum Säen aufheben?« fragte Penny Elyssa.
»Was?«
»Die Kürbiskerne da.«
Elyssa starrte auf die Kerne, als wären sie soeben in der
Spüle gewachsen. Die hellen, leicht spitzen Ovale waren dick und rund und offensichtlich reif.
»Ich hebe sie fürs nächste Jahr zum Einpflanzen auf«, erklärte Elyssa.
Falls ich nächstes Jahr wieder einen Garten habe.
Vorübergehend befürchtete Elyssa schon, sie habe ihre Zweifel laut ausgesprochen. Als kein Einwand von Hunter erfolgte, schlug sie heimlich drei Kreuze vor Erleichterung.
Hinter Elyssa hob Hunter ein Gestell mit gefüllten Einmachgläsern in einen riesigen Kessel, dann stellte er das nächste in einen ähnlichen Kessel und legte mehr Holz aufs Herdfeuer nach. Anschließend schrubbte er weiter Kartoffeln, als könne keine Elyssa der Welt sein Blut in Wallung bringen.
Gleich darauf erschien Sonny an der Küchentür. Zartblättrige Stengel von Dill füllten seine Arme; Rüben baumelten zwischen seinen Fingern, die sich um das Grün der Spitzen klammerten.
»Miss Elyssa?« rief er.
Allmählich wurde es ihrem schmerzenden Rücken doch ein wenig zuviel. Aber sie lächelte, als sie sich zu Sonny umwandte.
»Komm rein«, sagte Elyssa. »Leg den Dill auf den Tisch und die Rüben in die Spüle.«
Sonny näherte sich ihr zögernd. Er war so versunken in seine Bewunderung ihres orchideenfarbenen Kleides und der feinen Strähnen flachsblonden Haares, die sich aus dem Chignon in ihrem Nacken gelöst hatten, daß er prompt gegen Hunter prallte.
»Huch! ’tschuldigung, Sir.«
Hunter warf Sonny einen sowohl ungeduldigen als auch vage belustigten Blick zu.
»Ist schon in Ordnung«, sagte er. »Aber ich wäre dir aufrichtig dankbar, wenn du mir den Gefallen tätest, von jetzt an auf deinen eigenen Füßen zu stehen. Meine haben nämlich genug an meinem persönlichen Gewicht zu tragen.«
Sonny blickte hinunter, sah, daß er tatsächlich auf einem von Hunters großen Füßen stand, und wich hastig zurück.
»Oh. Äh ... tut mir leid. Ehrlich«, murmelte Sonny.
Hunter seufzte.
Eilig legte Sonny die Rüben und den Dill, wie angeordnet, ab. Er stolperte mehrere Male,
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