Feuerherz
Effect und zweitens bin ich kein Sack. Ich habe nur einen. Einen Hodensack genauer gesagt. Darin befinden sich …«
Ich hielt ihm den Mund zu. »Ja da, ja da, das wissen wir alle.«
»Also ich nicht«, spielte Conny die Unschuld vom Lande. Ich rollte mit den Augen und sie lachte.
»Spar dir den Kommentar, Lissy.« Sie sah zu André, der gerade mit schüchternem Blick an dem knutschenden Pärchen Mischa und Leon vorbeiging.
»Habe ich was verpasst?«, wollte er wissen und sah fragend in die Runde. Conny und ich schüttelten den Kopf, doch Ilian schien plötzlich in Plauderlaune zu sein.
»Die Mädels haben über Hoden gesprochen«, plapperte er und grinste. André wirkte einen Moment verschüchtert, fing sich dann aber schnell wieder.
»Frauen sind im Stillen doch viel perverser als Männer«, grübelte er laut und versuchte sich an einem kleinen, unsicheren Lächeln.
»Hättet ihr wohl gerne«, raunte ich und sah zu Ilian, dessen Blick wieder ernst geworden war. Seit ich am Abend duschen gewesen war, schien ihn etwas zu betrüben. Ich stand auf und hielt ihm meine Hand hin.
»Gehen wir ein kleines Stück?«
Ilian sah sich unsicher um und auch André schien von der Idee nicht gerade begeistert zu sein.
»Es passiert schon nichts. Wir entfernen uns nicht weit, okay?«
Ilian stand ebenfalls auf und nickte. Für André schien damit die Sache in Ordnung zu sein. Ich ergriff Ilians warme Hand und ging mit ihm herüber zu den Steinen, wo wir unsere Schuhe gelassen hatten. Das Strandstück war nicht besonders groß, weswegen wir auf den kleinen Weg oberhalb wechselten. Es war ziemlich dunkel, nur ein paar schwache Laternen und die Lichter der Häuser auf der anderen Seite des Rheins erleuchteten uns die Dunkelheit. Auf der anderen Seite säumten ein paar Bäume den Weg und raschelten beruhigend im lauen Sommerwind. Ich lehnte mich im Gehen gegen Ilian, der seinen Arm um mich legte und damit meine Haut mit einem Schauer überzog.
»Was ist los mit dir?«, wollte ich wissen, als wir ein paar Meter weit gegangen waren.
»Was du da zu Roran gesagt hast«, begann er, »war das dein Ernst?«
»Ja, natürlich«, seufzte ich. »Er gehört zu dir.«
»Genau wie du.«
Ich lächelte und strich mit einer Hand über seinen Oberkörper, fühlte die Hitze seiner Haut durch den dünnen Stoff seines T-Shirts.
»Deswegen müssen wir drei jetzt besonders gut zusammenhalten.« Ilian küsste meinen Scheitel und gab mir damit zu verstehen, dass er unendlich dankbar war. Ich überlegte ihm zu sagen, was Arva mir gebeichtet hatte, doch ich wollte den schönen Abend nicht zerstören und hielt das eher für ein Thema, welches man tagsüber ansprach.
»Du glaubst gar nicht, was mir das bedeutet.«
Doch, ich ahnte es.
»Und dass du dich mit Arva versöhnt hast.« Wir hielten kurz an und Ilian ergriff meine Hände. »Lissy, ich möchte, dass du weißt, dass du vielleicht nicht die Erste gewesen bist, die ich geküsst habe, aber du wirst definitiv die Letzte sein.« Er kam näher an mich ran. Ich sog seinen Duft nach würzigem Rauch ein und streckte mich einem sanften Kuss entgegen.
»Du oder keine.« Ilian legte den Arm um mich und zog mich weiter den Weg entlang. Der Rhein schwappte wie flüsternd gegen die Steine, die sein Flussbett säumten.
»Sie ist nicht so, wie ich gedacht hatte«, gestand ich ehrlich. »Arva. Ich kann sie jetzt einschätzen, glaube ich zumindest, und das beruhigt mich.« Ich seufzte bei dem Gedanken daran, was diese Drachenfrau auf ihren Schultern trug. Sie musste Ilian ehrlich und aufrichtig lieben, als Freund. »Außerdem hat sie mir schicke Nägel gemacht.«
Ilian murmelte leise etwas über Frauen vor sich hin, was ich nicht komplett verstanden hatte. Wir blieben erneut stehen und er zog mich zu einem weiteren Kuss an sich heran. Gott, warum roch dieser Kerl nur so gut? Würzig, warm und knisternd wie Feuer. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und strich mir zärtlich mit den Daumen über die Wangen.
»Ich habe gedacht, dass Liebe für mich immer unerreichbar sein würde. Dass sie mich entweder nie treffen oder, noch schlimmer, mich mit einem endlos schmerzenden Hunger nach ihr zurück lassen würde.« Er nahm meine rechte Hand und legte sie über sein Herz. »In meiner Welt ist es mir nicht erlaubt zu lieben.«
»Was für eine traurige Welt«, flüsterte ich und spürte sein Herz gegen meine Hand pochen.
»Ich möchte dir danken, Elisabeth.«
Ich sah ihn fragend an. In der Dunkelheit waren seine
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