Feuerherz
Augen pechschwarz.
»Dafür, dass du mich, trotz all der Gefahren, die mein Dasein als Drache mit sich bringen, in dein Leben gelassen hast.«
Ich presste die Lippen aufeinander und sah betreten weg. Hoffentlich würde dafür seine Familie nicht mit dem Leben bezahlen. Ich wollte gerade etwas sagen, da wurde Ilian unruhig und suchte ängstlich die Gegend um uns herum mit seinen Augen ab.
»Was ist?«, fragte ich.
»Mir war, als hätte ich etwas gehört.« Seine Hände zitterten und sein Herz schlug doppelt so schnell.
»Dann lass uns zurückgehen, okay?« Die Dunkelheit um uns herum erschien mir plötzlich bedrohlich. Wie eine Decke aus Blei, die uns zu ersticken versuchte und jeden Versuch, um Hilfe zu schreien, abschirmte. Ilian begann mich nervös an sich zu ziehen.
»Lass uns gehen«, flehte ich erneut.
»Es ist jemand hier«, hauchte er kaum hörbar. Dann ging alles plötzlich ganz schnell. Wir konnten es wegen der Dunkelheit nicht kommen sehen, aber ein Drache stieß aus den Bäumen hervor und griff sich Ilian. Ein weiterer war auf einmal hinter mir und vergrub seine Klauen in mich. Ich schrie vor Schmerzen auf. Heißglühende Blitze durchzuckten meinen Körper von meinen Armen und Rumpf aus, wo der Drache mich gepackt hatte. Er hielt mich einfach nur fest, während seine Flügel neben mir zu schlagen begannen. Ganz leicht, wie eine Feder, hob er mich vom Boden ab und zog mich über den Rhein. Ich konnte gerade noch sehen, dass Ilian sich ebenfalls verwandelt hatte, als ich in die reißende Strömung des riesigen Flusses geworfen wurde.
Nasse Kälte umfing meine noch immer von der Sonne aufgeheizte Haut und ich spürte, wie mich ein Strudel nach unten zog. Davor war ich schon als Kind gewarnt worden. Papa hatte Thomas und mir immer verboten im Rhein schwimmen zu gehen, da er Angst hatte, dass uns die Strömung oder einer seiner bekannten Strudel nach unten zog. Ich schrie und kämpfte mich nach oben, während ich immer weiter weg gezogen wurde. Meine einzige Chance war es, zurück zum Ufer zu schwimmen, doch bis dahin würde ich Kilometer weit weg sein.
Plötzlich hörte ich ein unheimliches Kreischen irgendwo über mir. Ich sah nach oben und erblickte Ilian – als Drache. Seine blauen Schuppen schimmerten im Mondlicht wie tausend Saphire. Er kam näher an mich heran und zog mich mit einem Ruck aus dem Wasser. Panisch und wimmernd klammerte ich mich an ihn und bemerkte erst dann, dass die anderen Drachen immer noch hinter ihm her waren … und er blutete. Ein schwere, heiße Flüssigkeit sickerte aus seinem Bauch auf mich herab. Er schaffte es gerade, mich am Ufer abzusetzen, bevor sich einer der Drachen auf ihn stürzte.
Ich landete unsanft in einigen Büschen, die augenblicklich meine Kleidung und meine Haut zerkratzen. Mir kamen die Tränen, vor Wut und Verzweiflung, während ich versuchte, aus ihnen herauszukommen. Ich fühlte mich wie fremdgesteuert. Angst hatte sich tief in meine Knochen gebohrt, doch ich hatte keine Zeit, mich ihr hinzugeben.
»Ilian!«, rief ich immer wieder. »Ilian!«
»Lissy?« Es war Connys Stimme, die da voller Panik nach mir rief. »Wo bist du?«
Die Panik hatte ihre Hände um meinen Hals gelegt und schnürte mir die Stimme ab. Unfähig zu antworten, stolperte ich in die Richtung, aus der ich die Rufe meine Freunde hörte.
»Sie ist hier!« Das war André. Jemand packte nach mir, es waren zwei Paar Hände. Sie zogen mich hoch und zurück auf den Weg am Ufer. Leons Augen betrachteten mich panisch, als Conny und Mischa ihn und André einholten. Ich suchte den Himmel ab, doch ich konnte Ilian oder einen der anderen Drachen nirgendwo erkennen. André hatte sein Handy gezückt.
»Wir haben einen Angriff«, erklärte er. »Zwei fremde Drachen haben deine Schwester und Ilian angegriffen. Lissy ist in Sicherheit, aber Ilian kämpft hier noch irgendwo.«
Ich schluckte und begann zu zittern. Nass und blutend begann ich zu laufen.
»Ilian!«, rief ich wieder. Meine Freunde nahmen meine Verfolgung auf.
»Lissy, jetzt bleib doch stehen!«, flehte mich Conny an. »Du blutest!« Sie holte mich ein und deutete auf meinen Bauch.
»Nein, das ist von Ilian«, erklärte ich hastig. »Ilian!?«
»Kann mir einer erklären, was hier los ist?«, forderte Leon, der die wimmernde Mischa an der Hand hielt. Ich wollte gerade meinen Mund öffnen, als ich den Schrei eines Drachen hörte.
»DA LANG!«, rief André, steckte das Handy ein und zog eine Waffe aus seiner Hose. Wir mussten nicht
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