Feuerherz
schlossen wir also einen Vertrag. Ich würde meinen Mund halten und Rabiya ihn großziehen, ohne weitere Fragen zu stellen. Das Leben der Balaurs war für eine unbestimmte Zeit wieder gesichert.«
»Aber was ist, wenn Audrina selbst ein Kind bekommt?«
»Sie kann nur durch ein Kind ihrer Generation zur Brutmutter werden. Eigene zählen nicht, sonst würden die Töchter der Brutmütter so früh wie möglich damit anfangen, denn das weibliche Geschlecht meiner Art ist sehr machthungrig. Seit das Tier in mir erwacht ist, spüre ich es auch immer stärker.«
»Also können wir nur hoffen, dass der Orden Rabiya als Brutmutter durchgesetzt bekommt?«
»Ja und dass sie sich gegen die anderen Nester behaupten kann, wenn es hart auf hart kommt.«
»Und wenn die Balaurs einfach aus dem Nest austreten?«, fragte ich.
»Das ist nicht so einfach«, seufzte Arva. »Wir brauchen das Netz der Nester, wenn es um Geburtsurkunden, kleine Brandunfälle oder Ähnliches geht. Geht man, bekommt man keine Hilfe mehr.«
»Und ein eigenes Nest gründen geht auch nicht?«
»Schon, aber das werden die anderen Nester nicht akzeptieren. Das könnte sonst ja jeder tun.«
Ich nickte. Ja, das machte Sinn. »Hör zu Arva, das klappt schon irgendwie. Rabiya wird Brutmutter und sie ist nicht dumm. Sie schafft es schon, mit den anderen klarzukommen.«
Arva rutschte von ihrem Stuhl und nahm noch einen Schluck ihres Cocktails. Ich machte es ihr nach und stand ebenfalls auf.
»Egal wie das Ganze ausgeht, Lissy. Bitte versprich mir etwas …«
»Was, Arva?«
»Sei für Roran da, okay?« Sie wartete meine Antwort nicht ab, sondern ging zurück zu den anderen. Ich sah ihr wenige Sekunden nach, bevor ich ihr folgte. Nun sah ich Arva mit ganz anderen Augen. Sicherlich hatte mein Auftauchen ihre Situation vor Audrina nicht leichter gemacht. Nun war die verhasste Familie Balaur auch noch mit den Jägern unter einer Decke und alles, was zwischen Leben und Tod stand, war sie – Arva.
»Ja«, sagte ich vor mich hin. »Das werde ich.«
***
»Guten Morgen, meine lieben Mitmenschen und feurigen Freunde«, begrüßte ich die Runde am Frühstückstisch.
»Einen Clown gefrühstückt?«, fragte mein Bruder knurrig.
»Letzter Tag vor den Sommerferien«, triumphierte ich.
»Schüler haben es so gut.«
»Sagte der, der den ganzen Tag in einem Orden abhängt.«
»Hey«, protestierte Thomas. »Das ist kein Beruf für Weicheier.«
»Nein, nein«, sagte ich, »nur für Hartgekochte!«
Thomas nuschelte was von Lustigmachen vor sich hin, während ich meinen Kopf in den Kühlschrank steckte. Papa sah sich das gefühlte zwei Minuten lang mit an.
»Lissy, entscheide dich! Strom ist nicht umsonst und du bekommst noch eine Hirnvereisung.« Er konnte es nicht leiden, wenn ich das tat, also starrte ich noch eine weitere Minute hinein und nahm mir dann den O-Saft heraus.
»Weiber«, seufzte mein Vater. Ich nahm einen Schluck Orangensaft und bestaunte meine neuen Fingernägel Marke Arva. Je später der Abend geworden war, desto besser hatte ich mich mit Ilians bester Freundin verstanden. Sie hatte mir traumhaft schöne Nägel verpasst und anschließend hatte ich dabei zugesehen, wie sie mit Ilian herumflachste, ohne auch nur eine Spur von Eifersucht zu fühlen. Diese Frau hatte so unglaublich viel Kraft und zog die Schnüre des Schicksals mit solch einer Kraft, dass ich sie nur bewundern konnte. Außerdem hatte sie Ilian glücklich gemacht. Seine Wangen hatten gestern richtig geglüht vor Freude, als die zwei mir Geschichten aus ihrer Kindheit erzählten.
»Wo ist mein Sohn?«, wollte Rabiya wissen, die gerade Roran die Flasche gab. »Der ist duschen«, antwortete ich und setzte mich an den Tisch, die Saftpackung immer noch in der Hand. Kassandra kam in die Küche und lachte.
»Was ist?«, wollte ich wissen.
»Dein Freund rennt oben tanzend – zumindest glaube ich, dass es tanzen darstellen soll – durch den Flur und singt das Lied der Muppet Show .«
»Oh Gott, habe ich die Tür seines Käfigs offen gelassen?«, scherzte ich. »Der sollte doch nicht frei herumlaufen.« Ich stand wieder auf, stellte den Saft zurück in den Kühlschrank und ging nach oben, um nachzusehen, ob Ilian ins Irrenhaus eingewiesen werden musste. Ich fand ihn, immer noch im Bademantel, in meinem Zimmer. Er hatte Kopfhörer auf den Ohren und sah mich freudig an. Mit einem Mal wurde seine Miene gespielt ernst und er begann zu, ähh, es sollte singen darstellen! Denke ich …
»Would you
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