Feuerherz
schwang in seiner Stimme mit. »Und jedes Mal lautete meine Antwort Nein. Dann haben sie nach mir getreten und mich bespuckt.«
»Wie sind die denn drauf?«, fragte ich entsetzt. »Und das hat deine Brutmutter so stehen lassen?«
»Elyra hat von alldem nichts mitbekommen. Ihre Anweisung hatte gelautet, mich in Drachenform zu halten und zu warten, bis sie dich in ihre Finger bekommen hat.« Ilian sah weg und presste kurz die Lippen aufeinander. »Lissy, du hast keine Ahnung wie panisch ich war, als ich erfuhr, dass sie dich mir zum Fraß vorwerfen wollten. Zuerst war ich ja noch total sicher, dass ich das nie tun könnte, aber mit der Zeit kam mir in der Drachenform der Gedanke gar nicht mehr so ekelig vor. Ich war einfach nur noch hungrig. Jede Faser in mir sehnte sich danach, dieses Gefühl zu stillen. Lissy, ich habe gedacht, dass die Jäger über uns nur Märchen erfunden hätten.« Seine Augen funkelten mich ängstlich an. »Dem ist nicht so. Ich hatte Hunger auf Mensch.« Er sah weg und seufzte. »Als ich mich zurückverwandelte, legte sich das zum Glück. Aber der Hunger blieb. Irgendwann habe ich aus lauter Verzweiflung angefangen mir alle Nägel abzukauen in der Hoffnung meinem Magen damit etwas vorzugaukeln. Gott, ich hätte sogar Steine gegessen!«
»Ilian, es tut mir so leid, dass ich so blöd drauf bin«, platzte es aus mir heraus. Mein Freund legte seinen Kopf schief und sah mich fragend an.
»Magst du mir erzählen, wie es dir ergangen ist?«
»Ach, im Vergleich zu dir ging es mir gut, außer dass mich die Sorgen um dich fast umgebracht haben. Aber der ganze Stress fällt jetzt erst so langsam von mir ab und dann … dann …« Ich seufzte erschöpft, als Ilians warme Hände mein Gesicht umrahmten.
»Was?«
»Es ist alles so aussichtslos. Du wirst immer in die ganze Drachenkacke verstrickt sein und ich habe Angst, auf der Strecke zu bleiben. Arva und du – ich bin einfach eifersüchtig.«
»Aber Lissy«, wollte Ilian einlenken, doch ich unterbrach ihn.
»Ich weiß, sie liebt Frauen. Entschuldige, dass ich dir ins Wort fahre, aber darum geht es nicht nur. Ihr habt ein Kind zusammen, das können wir nie haben. Du kennst sie schon immer und ihr seid so vertraut miteinander. Ihr hattet schon Sex. Und wir …«
»Nicht«, vollendete Ilian meinen Satz. »Aber Lissy das ändert sich doch! Und Sex mit Arva war für mich wirklich nicht der Traum. So ein gebrochener Arm tut auch einem Drachen weh, besonders wenn er sich noch nicht gewandelt hat und deshalb nicht so schnell heilt.« Er lächelte mich an und dieses Mal schien es nicht ganz so gekünstelt.
»Tut mir leid, Ilian, ich liebe dich nun mal so sehr, dass mir alles, was dich angeht, tief unter die Haut fährt.«
Mein Freund krabbelte vorsichtig hinter mich und drückte meinen Rücken sanft gegen seine Brust.
»Du brauchst wegen Arva nicht eifersüchtig sein, bitte«, flehte er. »Ich habe kein derartiges Interesse an ihr, versprochen! Sie ist eine gute Freundin. Nicht mehr, nicht weniger.« Er atmete tief durch. »Und wenn es hart auf hart kommt, sage ich mich wie Dean vom Nest los.«
»Das würdest du für mich tun?« Ich drehte mich so, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. Er sah mich mit einem merkwürdigen Blick an.
»Lissy?«
»Ja?« Ich war verwirrt über seine Reaktion.
»Wenn es dazu kommen sollte, dann …« Er überlegte mir eine Spur zu lange.
»Ja? Was dann?«, drängte ich.
»Ich kann es nur tun, wenn wir … wenn wir gefestigt sind … Bestand haben.«
»Ja, ich verstehe, du willst nicht nachher alleine dastehen.« Ich nickte, das konnte ich nachvollziehen. »Aber du hättest doch immer noch deine Familie?«
»Ja sicher, aber um das, was du sagst, geht es mir nicht nur.«
»Sondern?«
»Lissy, ich weiß, dass es dich stört, das mit Roran und seiner … Herkunft, aber wenn ich dem Nest entsage, dann will – nein, muss ich ihn mitnehmen, verstehst du?«
Ich runzelte die Stirn. Nein, das verstand ich nicht ganz.
»Du hattest Recht, ich fühle mehr für ihn, als ein Bruder es tun würde, und wenn ich mich vom Nest entferne, dann Lissy, es tut mir so leid, dass er dich an Arva erinnert, aber ich kann nicht ohne ihn und ich weiß nicht, ob ich das alleine kann, verstehst du? Ich brauche dich dann an meiner Seite und kann nur hoffen, dass du dem Kleinen nicht die leibliche Mutter vorwirfst.« Ilian wollte noch mehr sagen, doch ich versiegelte seine Lippen mit einem Kuss. Sanft drückte er mich weg und sah mir fragend
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