Feuerhimmel (German Edition)
Brust. Es wurde immer anstrengender, zu atmen. Bisher stieg der Rauch jedoch nach oben. Die Flammen züngelten bereits an den Wänden des Gerätelagers hoch. Sobald das Feuer die Haufen mit den Lappen erreichte, würde es hier zum Inferno werden.
„Die Fenster sind zu klein“, sagte Mattie. Es waren lange schmale Öffnungen, durch die sie unmöglich durchkriechen konnten. Wenn die Hitze weiter anstieg, würde das Glas zerspringen und die glühend heißen Scherben in den Raum regnen.
„Selbst wenn wir da durchkämen – das ist sicher die Stelle, wo Mueller wartet. Er wird sich irgendwo in der Nähe aufhalten,damit er uns schreien hört.“
„Oh Gott.“
„Aber wir werden ihn enttäuschen.“
Sie schluckte schwer, holte angestrengt Atem und hoffte, dass Gabe recht behielt.
„Dieser Raum hier befindet sich in der südwestlichen Ecke des Gebäudes. Wir sind halb unter der Erde. Die Wände sind mit Hartfaserplatten verstärkt, dahinter ist Beton.“
Mattie erschauerte. Der Rauch kräuselte sich jetzt an den Wänden herunter. Jeder Atemzug war anstrengend. Sie musste sich beherrschen, um nicht zu husten. Hektisch versuchte sie sich die Grundrisspläne wieder zu vergegenwärtigen und verdrängte die Gedanken an die Flammen, die sich durch die Decke über ihnen fraßen.
„Aber der Beton geht nur bis zum Hochparterre“, sagte sie. Sie hatte sich den Raum gut angesehen, weil sie sich gefragt hatte, wie Gabe ihn vergrößern könnte, damit die modernen Installationen darin Platz fanden.
„Das stimmt. Der Rest der Wand wird bis zum Fußboden oben mit Holzbalken gestützt. Wir werden dort durchbrechen und in den Zwischenboden kriechen.“ Gabe nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und gab ihr noch einen kurzen Kuss auf den Mund. „Und so werden wir hier rauskommen.“
Über ihren Köpfen schlug das Feuer ein Loch in die Decke. Flammen schossen die Wand hinter der Treppe herunter. Gabe bückte sich hustend nach dem Werkzeuggürtel und zog den Klauenhammer heraus, dann eine kleine lichtstarke LED-Taschenlampe, die er sich in die Hosentasche schob. Er kletterte auf den Ofen und schlug mit dem Hammer auf einen Teil der Wand etwa anderthalb Meter unter der Decke ein. Stücke von Hartfaserholz flogen heraus und gaben ein Gerüst mit fünf mal zehn Zentimeter dicken Holzbalken frei. Mattie kletterte zu ihm hoch und half ihm, die Hartfaserplatte zu entfernen.
Es wurde immer schwerer zu atmen, aber sie arbeiteten stetig weiter. Immer mehr Stücke von der Holzfaserplatte fielen herunter,bis ein Teil des Fachwerkgerüsts freigelegt war, der groß genug zu sein schien. Gabe zerklopfte einen oberen Balken mit dem Hammer, sodass er sich dort hindurchzwängen und in den nicht einmal anderthalb Meter hohen Zwischengang kriechen konnte. Unter den schweren Eichenfußboden des Raums darüber gebückt, klemmte er den Hammer unter seinen Gürtel und streckte die Hand aus.
„Komm, Honey! Lass uns hier verschwinden!“
Mattie nahm seine Hand und kletterte neben ihn in den Gang. Hier war es leichter zu atmen. Die Luft war noch feucht vom ausgelaufenen Wasser. Noch stieg der Rauch nach oben, weg von dem schweren Holzfußboden, der sie bisher vor den Flammen schützte. Unten hatten sich die Flammen durch das Holz gefressen. Das orangefarbene Glühen warf ein unheimliches Licht in den ansonsten fast völlig dunklen Gang. Mattie folgte Gabe fort von dem Geräte- und Heizungsraum. Ihre Füße versanken im schlammigen Boden des Gangs, der durch das defekte Wasserrohr vollgesogen war.
Der Zwischenboden schien hoch genug für Mattie, um sich etwas aufzurichten. Aber beide bückten sich beim Laufen so tief wie möglich, um besser atmen zu können. Gabe nahm ihre Hand und führte sie in Richtung des vorderen Gebäudeteils.
„Er wird am hinteren Trakt bleiben, um seinen Triumph auszukosten.“
Mattie erschauerte und holte zittrig Luft. „Er ist verrückt.“
„Er heißt Jacob Mueller. Er meint, ich wäre für den Tod seiner Mutter verantwortlich. Sie gehörte zu den Mietern, die von der Räumung betroffen waren.“
„Dann hatten wir recht.“
Gabe hustete, dann holte er Luft. „Sieht so aus.“
Während sie durch den Schlamm wateten, folgte ihnen das Feuer und kam immer näher. Mattie horchte auf, als irgendwo im Hochparterre eine Fensterscheibe zersplitterte. Aber der dicke Holzboden bildete immer noch genug Schutz vor den Flammen.
„Immer weiter“, sagte Gabe und zog sie mit sich. Etwas Schweres stürzte herunter und
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