Feuerhimmel (German Edition)
Pflanzenkübel in der Nische verborgen war.
Mueller musste das alles schon vorher vorbereitet haben.
Gabe zog den Cutter aus seiner Tasche, froh, dass er seine Ersatzwaffen eingesteckt hatte. Er bückte sich und schnitt den Draht vorsichtig durch.
Plötzlich betrat jemand im Dunklen den Flur und kam auf die Nische zu. „Was zum Teufel …“, sagte eine wohlbekannte Stimme.
Gabe fuhr hoch und sah Dev erleichtert an. Sofort legte er sich einen Finger auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen, als Dev noch etwas sagen wollte.
Dev betrachtete Gabes rußgeschwärztes Hemd, die zerrissenen Hosen und schlammbedeckten Schuhe und wusste sofort, dass sie es mit dem Brandstifter zu tun hatten.
„Er ist in seiner Wohnung“, flüsterte Gabe. „Mit einer Geisel, einem kleinen Jungen.“
„Verdammt! Hast du eine Waffe?“
Gabe schüttelte den Kopf. „Nicht mehr.“
Dev schob sein Hosenbein hoch und zog seinen 38er Ersatzrevolver aus dem Schienbeinholster. Er drückte ihn seinem Bruder in die Hand, der die Munition überprüfte und sich die Waffe dann in den Hosenbund klemmte.
Dev ging ein Stück von der Wohnungstür weg, um die Polizei mit seinem Handy zu rufen. Leise erklärte er die Situation, dann steckte er das Mobiltelefon wieder ein. Er ging wieder zu Gabe zurück, schob sein helles Sportjackett zur Seite und zog die 9-Millimeter-Browning aus dem Schulterholster.
Sie wechselten kurz einen Blick.
„USBVs?“, fragte Dev leise.
Gabe nickte. Er drehte vorsichtig an dem Türknauf. Es war nicht abgeschlossen, und er spürte auch keinen Widerstand, nichts, was darauf hinwies, dass die Tür präpariert war.
„Ich gehe hintenrum“, flüsterte Dev ihm zu. „Versuch ihn möglichst lange aufzuhalten, damit ich den richtigen Momentabpassen kann.“
Dev war bei den Rangers Scharfschütze gewesen. Gabe kannte keinen, der zielsicherer war.
Gabe schob die Tür leise auf, trat aber nicht ein.
Mit der gezogenen Waffe verschwand Dev in der Dunkelheit. Die Wohnung war nur spärlich beleuchtet. Eine Lampe brannte in der Diele, und aus dem hinteren Teil schien ein Licht aus einem Zimmer. Gabe überprüfte zunächst den Fußboden mit der Taschenlampe. Direkt hinter der Tür entdeckte er einen weiteren Draht. Er bückte sich und beleuchtete den Sprengkörper mit dem LED-Licht, um zu sehen, wie die Nadel eingesetzt war. Vorsichtig zerschnitt er den Draht.
Dann blickte er sich um: Durch die geöffnete Tür konnte er das Wohnzimmer mit einer provisorischen Küche sehen. Auf der anderen Seite der Diele befand sich ein Bad, dahinter ein Schlafzimmer, aus dem Licht drang. Die Couch im Wohnzimmer war alt, mit einer abgesackten Polsterung und zerschlissenem braunen Bezug. An einem Ende lag ein Kissen, über der Sitzfläche ein zerdrücktes Laken, als hätte Mueller darauf geschlafen. Überall standen Stapel von alten Zeitungen und Haufen von Lumpen. Muellers Sammlung von Anheizmaterial für die zukünftigen Brandstiftungen.
Gabe biss die Zähne zusammen. Er ging durch die Diele Richtung Schlafzimmer, setzte achtsam einen Schritt vor den anderen, um keine weiteren Sprengkörper zu übersehen. Mueller hatte den Jungen bei sich, und er durfte kein Risiko eingehen. Gabe hörte gedämpfte Geräusche aus dem Schlafzimmer, als er auf die Tür zuschlich. Mueller hatte ihm seinen Revolver abgenommen. Wahrscheinlich hatte er die Waffe des Sicherheitsbeamten ebenfalls. Doch es würde nicht zum Profil des Brandstifters passen, wenn er Gabe einfach erschoss.
Seine große Leidenschaft waren die Flammen, das Feuer.
Wieder hörte Gabe die gedämpften Laute. Der Junge wehrte sich offensichtlich, dann herrschte wieder Ruhe. Gabe stellte sich dicht an die Wand neben der Tür, von wo aus er denRaum überblicken konnte.
Das Bett war zur Seite geschoben, stattdessen standen dort zwei Böcke mit einer Sperrholzplatte darauf. Muellers Arbeitstisch. Düngemittel, eine Rolle Draht, ein Kanister Benzin, einer mit Motoröl. Ein Stahlrohr. Sprengkappen. Alles, was man für eine Bombe benötigte. Oder für mehrere.
Gabe trat vor und sah Mueller an. „Lassen Sie den Jungen gehen“, sagte er in gefährlich ruhigem Ton.
Mueller hielt das Kind fest. Der Kleine hatte lockiges blondes Haar und war nicht älter als fünf. Sein Mund war mit Tape verklebt, die Hände vor seinem Körper zusammengebunden. Mit großen braunen Augen starrte er Gabe ängstlich an. Mueller hatte den Arm um den Hals des kleinen Jungen gelegt.
„Sie wollen mich, nicht den
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