Feuerhimmel (German Edition)
außerordentlich wichtig war. Auch wenn sie seine Stärke und sein attraktives Äußeres bewunderte, diese Machos waren einfach nicht ihr Ding. Zumindest war das bisher so gewesen.
Sie stieg aus dem Fahrstuhl, immer noch in Gedanken an Gabe und ihre Reaktion auf ihn. Sie war dankbar, dass er Angel helfen wollte. Und Enrique. Als sie am Empfangstresen vorbeilief, dachte sie gerade an seine Einladung zum Dinner – und rannte in jemanden hinein. Es war Mel Freeman, einer ihrer Kollegen.
„Entschuldige vielmals!“, sagte sie.
„Oh, ist schon in Ordnung, Mattie. Es macht mir gar nichts, gegen eine weibliche Hüfte zu stoßen.“
Mattie sah ihn verärgert an. Mel war ein echtes Chauvi-Schwein. Um die eins fünfundachtzig groß und leidlich gut aussehend, glaubte er, ein Geschenk für die Frauen zu sein. Inzwischen hatte er die vierzig erreicht, und das hellbraune Haar lichtete sich bereits. Um die Hüfte waberten einige überschüssige Pfunde.
Mattie war mit ihm über die Jahre einige Male aneinandergeraten. Das hatte mit seiner ersten Einladung, mit ihm auszugehen, begonnen. Sie hatte höflich abgelehnt und ihm erklärt, sie würde ihr Privatleben lieber von der Arbeit trennen – um nicht zu sagen, dass er sie einfach nicht interessierte. Mel war so beharrlich gewesen, dass sie praktisch gezwungen wurde, deutlicher zu werden. Ab und zu versuchte er es mal wieder.
Und dann war da vor Kurzem ihre Beförderung gewesen. Mel arbeitete schon länger in der Firma als sie. Er war der Meinung, dass der Posten des Chefdesigners mit einem eigenen Büro mit Fenster ihm gebührte.
„Tut mir leid, Mel, ich muss arbeiten.“
„Oh, entschuldige bitte vielmals, dass ich dir im Weg war“, sagte er sarkastisch und falsch lächelnd.
Typen wie Mel wurden von Frauen wegen sexueller Belästigung angezeigt. Mattie vertrat allerdings die Ansicht, dass eine Frau sich selbst durchsetzen musste, wenn sie als Gleichberechtigte behandelt werden wollte.
Es funktionierte natürlich nicht immer, es gab auch extreme Fälle. Aber außer dass er ein Idiot war, erschien ihr Mel relativ harmlos.
Mattie ging an ihm vorbei in ihr Büro und schloss die Tür mit Nachdruck hinter sich. Sie musste weiter an diesem Galerieprojekt arbeiten, um in ihrem Zeitplan nicht zurückzufallen. Die Liebe zu ihrem Job würde ihr selbst dieser unangenehme Mel Freeman nicht verderben können.
Nachdem sie gerade mal eine halbe Stunde gearbeitet hatte, klopfte jemand leise an ihre Tür, die kurz darauf geöffnet wurde. Aaron Kreski, einer ihrer besten Freunde, kam mit seinem Rollstuhl in ihr Büro gefahren.
„Ich möchte dich eigentlich nicht stören, aber ich habe eine Frage zu dem Franklin-Grundschulprojekt.“ Aaron war ein schlanker schwarzhaariger Mann von dreißig Jahren. Mit seiner schwarz umrandeten Brille mit den eckigen Gläsern war er ein attraktiver intellektueller Typ. Er gehörte zu den zwölf Detailzeichnern des Büros und war nach Matties Meinung der beste.Seit einem Autounfall in seiner Teenagerzeit saß er von der Hüfte abwärts gelähmt im Rollstuhl.
Mattie stand auf und ging zu ihm hinüber. Er reichte ihr die zusammengerollten Zeichnungen, die auf seinem Schoß gelegen hatten. Dabei erklärte er ihr das Problem mit dem überdachten Bürgersteig. Sie entrollte den Zeichenplan und sah dann, was er meinte.
„Du hast recht, der Gehweg ist ein Problem. Ich werde mir das noch mal vornehmen und bringe es dir so schnell wie möglich zurück.“
„Super. Bleibt es beim Dinner am Freitagabend?“
Mattie runzelte die Stirn. „Oh nein! Das habe ich ja vollkommen vergessen! Ich hatte vor, länger zu arbeiten, sonst hinke ich in meinem Zeitplan hinterher. Können wir das auf nächste Woche verschieben?“
Aaron sah enttäuscht aus, aber er nickte. „Klar.“
In dem Moment wurde die Tür von Neuem geöffnet. „Aaron, da bist du ja!“ Emily Bliss, eine kleine dunkelhaarige und attraktive Zeichnerin, warf Mattie einen schuldbewussten Blick zu. „Tut mir leid, Mattie. Ich habe nur kurz eine Frage an Aaron.“
„Ist okay, wir sind schon fertig.“
„Wir reden später“, sagte Aaron.
„Ich werde das Problem bis heute Abend gelöst haben“, versprach Mattie.
Aaron rollte nach draußen, ohne dass ihm jemand Hilfe anbot. Jeder wusste, dass er lieber allein klarkam.
Emily beugte sich über ihn. Ihr kurzer brauner Bob schwang nach vorn, als sie ihm eine Frage stellte, die sie sich wahrscheinlich selbst hätte beantworten können. Mattie
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